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·3. Februar 2023

Nach vermeintlichem Schiedsrichter-Skandal: Fenerbahçe geht in die Offensive

Artikelbild:Nach vermeintlichem Schiedsrichter-Skandal: Fenerbahçe geht in die Offensive

Die Geschichte rund um ein angeblich geschobenes Spiel zu Ungunsten Fenerbahçes geht in die nächste Runde. Nachdem zuerst Trainer Jorge Jesus nach Abpfiff wegen Meckerns vom Schiedsrichter die Rote Karte erhielt, platzte Vereinslegende Rıdvan Dilmen im TV der Kragen und unterstellte dem Spielleiter, er hätte die Partie absichtlich zu Ungunsten Feners gepfiffen. Nun adressierte der Klub selbst die Geschehnisse.

Twitter-Video mit Kampfansage an TFF und MHK


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Nach dem 1:1 zwischen Fenerbahçe und Adana Demirspor am vergangenen Donnerstagabend kochten bei der Fener-Seite die Gemüter hoch. Der Schiedsrichter der Partie, Ali Palabiyik, hatte einige kontroverse Entscheidungen getroffen, die zu großen Teilen zu Ungunsten der Istanbuler ausfielen, weshalb sich unter anderem Vereinslegende Rıdvan Dilmen live im TV harsch dazu äußerte, wurde Fener nun selbst aktiv. Via Twitter teilte der offizielle Fenerbahçe-Account ein kurzes Video, in dem nacheinander die vermeintlichen Fehlentscheidungen des Schiedsrichters gezeigt werden, untermalt von spannungsgeladener Musik sowie einer hin- und herpendelnden Schiedsrichterpfeife. Das Video endet mit der Botschaft "Böyle Bitmeyecek!" – zu deutsch: "So wird es nicht enden!" Das Video deutet an, dass man seitens Fenerbahçes nun Schritte einleiten werde, um den vermeintlichen Skandal aufzuarbeiten. Ziel der Videobotschaft dürften neben dem betreffenden Schiedsrichter auch der türkische Fußballverband TFF und der türkische Schiedsrichterausschuss MHK sein.

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Trainer Jesus verärgert, Vorstandsmitglied Baki mit deutlichen Anschuldigungen

Fenerbahçe-Trainer Jorge Jesus, der nach Abpfiff die Rote Karte sah, da er sich dem Schiedsrichter gegenüber respektlos verhalten habe, hatte für das allgemeine Verhalten des Spielleiters kein Verständnis und sah in dem letztlichen 1:1 kein faires Endergebnis: "Das war nicht das Ergebnis, das wir uns mit unserer Leistung in diesem Spiel verdient hatten. Wir hatten 25 Schüsse (…) Die heutigen Schiedsrichter entsprachen nicht dem Niveau des Spiels. Sie haben versagt! Der VAR sah ein Vergehen vor Mert Hakans Tor, sah aber beide Elfmeter (für Fenerbahçe) nicht. Man wollte sie nicht sehen. Man konnte sie nicht sehen." Weiter hieß es: "Wäre die Partie von fairen Schiedsrichtern geleitet worden, hätten wir gewonnen. Wenn es einen fairen Verband gäben, wären wir Tabellenerster."

Der Portugiese gab an, normalerweise nicht mit Schiedsrichtern oder über diese zu sprechen, dies sei das erste Mal gewesen. Auch zeigte er sich über die Rote Karte verblüfft: "Bevor ich in die Türkei kam sprach ich nie mit Schiedsrichtern. Ich habe noch nie ein Team auf dem Feld so benachteiligt gesehen. Nach der Partie ging ich zum Schiedsrichter, um ihm zu sagen, dass ich dessen letzten Entscheidungen nicht teilen würde. (…) Ich sprach ihn nicht auf die Elfmeter an. Ich habe ihm lediglich gesagt, dass er den Freistoß in der letzten Minute hätte geben sollen. Er zeigte mir die Rote Karte. Ich habe nichts Schlimmes zu ihm gesagt. Der Schiedsrichter zeigte mir die Rote Karte, ich verstehe nicht warum. Er sagte, ich wäre ihm gegenüber respektlos, aber ich habe nichts derartiges getan." Über die aktuelle Tabellensituation sagte der 68-jährige: "Derzeit liegen wir mit sechs Punkten hinter Galatasaray zurück. Wir denken, wir können wieder erster werden. Nach dem gestrigen Ergebnis sind wir sogar noch enger zusammengerückt. Wegen der Entscheidungen des Schiedsrichters konnten wir nicht gewinnen. Wir werden unser Bestes geben, um die Lücke zu schließen und wieder Erster zu werden."

Auch wenn Trainer Jesus seine Kritik am Schiedsrichter offen darlegte, sprach er nicht direkt von einer vorsätzlichen Schiebung. Deutlich drastischer viel da das Statement von Vorstandsmitglied Selahattin Baki aus. Dieser gab an: "Im bin ganz deutlich, Ali Palabaiyik ist mit einer klaren Agenda gegen Fenerbahçe angetreten. Seine Körpersprache ist eindeutig, all seine Entscheidungen, die er fällte, oder eben nicht. Wie kann eine Mannschaft klarer benachteiligt werden als so? Sprechen wir es doch einmal an: Wir erzielen einen klaren Treffer, er wird aberkannt. Wir müssten drei klare Elfmeter bekommen, tun wir aber nicht."

Treffen zwischen Fenerbahçe -Funktionären und TFF

Mehrere Fenerbahçe-Funktionäre gaben an diesem Nachmittag bekannt, dass man sich intern zusammengesetzt hätte, um die kontroversen Schiedsrichterentscheidungen im Spiel bei Adana Demirspor gemeinsam aufzuarbeiten. Ergebnis dieser Sitzung war, laut Vorstandsmitglied Can Gebetaş, dass man sich mit dem türkischen Fußballverband TFF zusammensetzen werde, um das Problem zu adressieren. Eine Fenerbahçe-Delegation rund um Vizepräsident Ali Koç werde sich in Bälde mit TFF-Präsidenten Mehmet Büyükekşi treffen. In einem öffentlichen Statement hieß es außerdem, dass der Schiedsrichtervorfall im Adana-Spiel ein zentrales Thema bei der nächsten Hauptversammlung des Vereins am 04.02.2023 sein würde. Vorstand, Funktionäre und Fan-Vertreter sollen das Thema dann gemeinsam diskutieren.

Update: Ali Koç fordert auswärtige Schiedsrichter

Im Zuge des Treffens zwischen Fenerbahçe-Funktionären und TFF gab Fenerbahçes Vizepräsident Ali Koç an, dass er in Zukunft ausländische Schiedsrichter fordere: "Sie wissen, was letzten Abend passiert ist. Wir sind zum TFF gegangen und haben dargelegt, womit wir uns nicht wohl fühlen und warum. (…) Es ist offensichtlich, dass er (der TFF) nicht mit ausländischen Schiedsrichtern zusammenarbeiten wird. Auch wenn ich ursprünglich gegen den Einsatz auswärtiger Schiedsrichter war, werde ich das nun überdenken müssen. Wir haben zumindest vorgeschlagen, dass die VAR-Schiedsrichter Auswärtige sein sollten."

Koç sieht ein strukturelles Problem beim TFF sowie beim MHK, wobei das Spiel zwischen Fenerbahçe und Adana Demirspor nur die Spitze des Eisbergs gewesen sei. Er bemängelte indes die allgemeinen und fachlichen Qualifikationen der türkischen Schiedsrichter. Selbst jene, die für die FIFA pfeifen würden, sprächen kein adäquates Englisch. Selbst in einem Spiel, in dem Schiedsrichter vermeintlich mit einer persönlichen Agenda anträten, könnte ein unabhängiger VAR das Spiel immer noch managen und fair gestalten. Daher der Vorschlag für unabhängige Spielleiter. Eines sei für Koç aber klar: "Es ist offensichtlich, dass dieses Problem mit den türkischen Schiedsrichtern nicht einfach so verschwinden wird."

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