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·4. Mai 2020

Nach Kalou-Suspendierung: Welche Absichten die Hertha mit ihrer Pressemitteilug verfolgt

Artikelbild:Nach Kalou-Suspendierung: Welche Absichten die Hertha mit ihrer Pressemitteilug verfolgt

Salomon Kalou filmt auf Facebook eine anarchistisch wirkende Hertha-Kabine. Der Klub suspendiert den Ivorer daraufhin, doch die Pressemitteilung der Berliner wirft andere Fragen auf.

So heißt es in der ersten Passage: „Salomon Kalou hat mit seinem Video den Eindruck vermittelt, dass die Spieler von Hertha BSC die vorgegebenen Abstands- und Hygieneregeln seitens der Gesundheitsbehörden nicht ernst nehmen. Hertha BSC möchte festhalten, dass dies die Verfehlung eines einzelnen Spielers war. Die Tatsache, dass andere Teammitglieder ihn nicht auf diese Verfehlung aufmerksam gemacht haben und stattdessen den Gruß per Handschlag erwidert haben, verdeutlicht, dass die regelmäßigen Hinweise auf die Abstands- und Hygieneregeln noch intensiver ausfallen müssen.“


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„Alle Beteiligten intensiv auf die Hygiene- und Abstandsregeln hingewiesen“

Die Berliner laden alle Verantwortung auf Kalou ab und wollen das Fehlverhalten der anderen Teammitglieder damit rechtfertigen, dass ihnen noch öfter die Regeln in Sachen Hygiene erklärt werden müssten. Weiter unten im Text kommt allerdings Hertha-Manager Michael Preetz zu Wort und sagt: „Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass wir alle Beteiligten intensiv auf die Hygiene- und Abstandsregeln hingewiesen haben und auf deren konsequente Einhaltung achten.“ Zugespitzt heißt das, dass einige Hertha-Spieler und Betreuer wirklich sehr schwer von Begriff sein müssen. Vielmehr ist es aber als Versuch der Hertha-Verantwortlichen zu werten, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

In der zweiten Passage wird dann auch eine Entschuldigung für das Verhalten von Kalou gesucht:

„Salomon Kalou hat sich durch die negativen Testergebnisse dazu verleiten lassen, seine Teamkollegen in seiner Kabine entgegen der klaren Ansagen durch den Hygienebeauftragten teilweise mit Handschlag zu begrüßen“, versichert die Hertha und zitiert Kalou: „Ich habe nicht wirklich nachgedacht und mich darüber gefreut, dass unsere Tests alle negativ waren.“ Kalou war also so euphorisiert, dass er gedanklich total abgeschalten hat. Die Geschichte wirkt wie ein PR-Konstrukt, das moralische Reinwaschung für Spieler und Klub erzwingen will.

Fehlerhafte Abrechungen

Im Video von Kalou war auch zu hören, wie Spieler wie Vedad Ibisevic über ihre offenbar fehlerhaft erstellten Gehaltsabrechnungen diskutierten. Die Hertha stellte klar: „Die Diskussion zum Thema Teilgehaltsverzichts der Lizenzspieler bei Hertha BSC ist durch fehlerhafte Abrechnungen entstanden. Diese wurden mittlerweile korrigiert. Die grundsätzliche Maßnahme war in offen geführten Abstimmungsgesprächen mit allen besprochen und von allen Spielern unterstützt worden. Es gab dort keine kritischen Stimmen. Im Gegenteil, alle haben diese Maßnahme begrüßt.“ Die Hertha versucht das Vorurteil vom Tisch zu wischen, dass ihre Spieler Geld-gierig in der Coronakrise wirken. Lieber werden die Mitarbeiter der Lohnbuchung durch einen vermeintlichen Fehler als Sündenböcke vorgeschoben.

Preetz will zum geordneten Betrieb überleiten

Zuletzt betonte Manager Michael Preetz nochmals: „Wir orientieren uns klar an den Maßgaben der für uns zuständigen Gesundheitsbehörde und den Empfehlungen des RKI.“ Dem Journalisten und Taktikexperten Tobias Escher ist aber etwas aufgefallen:

„Eine Nachfrage, liebe @HerthaBSC: Sieht man in dem Video tatsächlich einen Covid19-Test? Falls ja: Wieso trägt der ausführende Physiotherapeut keine Schutzkleidung? Und wird er – wie vom DFL-Konzept vorgesehen – in den kommenden Wochen von der Mannschaft getrennt arbeiten?“, fragte Escher. Während die Hertha also versichern will, dass nur Kalou einen Fehler begangen hat, sonst aber nahezu alles regelkonform abläuft, scheint es doch noch mehr Lecks im Corona-Sicherheitskonzeot der Berliner zu geben.

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