Nach Eklat um Leistner: Hütter hält emotionales Plädoyer für Fußballprofis | OneFootball

Nach Eklat um Leistner: Hütter hält emotionales Plädoyer für Fußballprofis | OneFootball

Icon: fussball.news

fussball.news

·18. September 2020

Nach Eklat um Leistner: Hütter hält emotionales Plädoyer für Fußballprofis

Artikelbild:Nach Eklat um Leistner: Hütter hält emotionales Plädoyer für Fußballprofis

Für eine Attacke auf einen Fan nach dem Pokalspiel bei Dynamo Dresden wurde HSV-Profi Toni Leistner vom DFB für fünf Spiele gesperrt, zwei davon auf Bewährung. Bundesweit kam nach dem Spiel die Frage auf: Wieviel muss ein Profi von den Rängen ertragen? Gibt es dort überhaupt eine Grenze? Eintracht-Trainer Adi Hütter äußerte sich zur Thematik und hielt ein regelrechtes Plädoyer für die Profis in der Bundesliga.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Aus dem Deutsche Bank Park in Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich


OneFootball Videos


Mit dem Hamburger SV kehrte Verteidiger Toni Leistner in der ersten Runde des DFB-Pokals in die Heimat nach zu Dynamo Dresden zurück. Sportlich kassierten die Hamburger eine deftige 1:4-Niederlage, Leistner musste nach dem Spiel aber nicht etwa hämisches Gespött von den Rängen ertragen, sondern nach eigener Aussage Beleidigungen "gegen meine Familie, meine Frau und meine Tochter." Zu viel für den 30-jährigen Ex-Kölner, der auf die Tribüne sprang, sich den Übeltäter schnappte, am Kragen packte und zu Boden stieß. Zwischen den beiden Protagonisten war der Fall schnell geklärt, Leistner entschuldigte sich öffentlich, der DFB sprach sein Urteil. In der Folge wurde aber heftig über verfehlte Vorbildfunktion und Menschlichkeit im Profifußball diskutiert. "Dass man mal ausgepfiffen wird, wenn man schlecht spielt? Okay, das muss man als Profi auch akzeptieren. Mit Beschimpfungen habe ich aber immer wieder mein Problem", äußerte sich auch Adi Hütter, Trainer von Eintracht Frankfurt auf Nachfrage von fussball.news zur Causa Leistner.

Auf dem Platz geht es den Spielern nicht ums Geld

Der Österreicher begann sich regelrecht in Rage zu reden und ergriff Partei für die Profispieler, zu denen er selbst einst gehörte: "Fakt ist doch eines, dass jeder Spieler versucht auf dem Platz bestmöglich seinen Job zu machen und bestmöglich zu spielen." Der eine oder andere Spieler würde bei den Zuschauern durch gewisse Umstände auch mal in Ungnade fallen, was dann gerne mal als Rechtfertigung für übelste Beschimpfungen genommen wird: "Ich finde aber, dass es sich grundsätzlich nicht gehört." Hütter wählte in der Folge emotionale Worte und stellte klar: "Bundesligaprofi, Spieler zu sein hat weniger mit Geld zu tun. Wenn einer mit Leib und Seele Fußballer ist, von klein auf, und irgendwann mal hier draußen vor fünfzig-, sechzig-, siebzigtausend Zuschauern Fußball spielt, dann geht es nicht ums Geld." Dann ginge es ganz allein "ums Prestige, ein Spiel gewinnen zu wollen. Da geht es um Stolz und Ehre! Da denkt keiner - davon kann ich sprechen, weil ich 20 Jahre Profi war – an Geld oder Prämien." Hütters Appell ist eindeutig: Hinter jedem Spieler steckt letztlich auch ein Mensch.

Kritik von den Rängen gehört dazu - Beleidigungen nicht

Ein Profispieler steht auch bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga immer wieder in einem großen Zwiespalt: "Man will eine Mentalität entwickeln, damit man Spiele gewinnt. Das ist auf der einen Seite das, was einen Profi auszeichnet. Auf der anderen Seite muss man auch damit umgehen, dass man sicherlich das eine oder andere Mal etwas ertragen muss, was nicht angenehm ist." Dass die Anhänger unzufrieden sind, Unmut Luft machen, ohne persönlich zu werden, ist für den 50-Jährigen aber in jedem Fall Teil des Geschäfts: "Es geht um Leistung. Manchmal sind die Leute zufrieden, manchmal unzufrieden. Das muss man dann runterschlucken. Das ist aber nicht immer einfach." Und manches kann am Ende vielleicht auch nicht einfach so runtergeschluckt werden. Profi hin oder her.

Impressum des Publishers ansehen