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·12. September 2023
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Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Armenien verlor die türkische Nationalmannschaft auch noch das folgende Testspiel gegen Japan mit 2:4. Den türkischen Fans im Stadion platzte nach dem zwischenzeitlichen 0:3 Rückstand der Kragen und es erscholl vielerorts der Ruf: "Kuntz raus!"
Nicht nur beim DFB, sondern auch beim TFF in der Türkei brennt aktuell der Baum: Bei beiden Verbänden erlangt der jeweilige Brand eine besondere Schwere nach einer Niederlage der eigenen Teams gegen Japan. Während Hansi Flick nach dem 1:4 gegen die Japaner von seinen Aufgaben als Bundestrainer entbunden wurde, droht der Nationaltrainer der Türkei, Stefan Kuntz, jetzt nach einem 2:4 seiner Jungs gegen die disziplinierte Truppe aus Fernost das gleiche Schicksal. Die Fans zumindest, die bei der Niederlage der Türkei im Stadion waren, fordern nun eine Reaktion des türkischen Fußballverbands TFF und wollen, dass Trainer Stefan Kuntz ebenfalls freigestellt wird. Die wiederholt durchs Stadion schallenden Rufe "Kuntz raus!" sprechen dabei eine eindeutige Sprache.
Nach 1:1 gegen Armenien und 2:4 gegen Japan – Quo vadis, TFF?
Das Spiel der Türken selbst erinnerte streckenweise sehr an die Niederlage der Deutschen gegen Japan vom 9. September. Die Ostasiaten spielten aggressiv gegen den Ball, kombinierten gut auf engsten Raum und ließen vor allem die schnellen Außenstürmer die Hauptaufgaben in der Offensive erledigen, wogegen die Türken ebenso wie die Deutschen heillos überfordert wirkten. Was die Japaner dabei machten, war allerdings keine Quantenphysik, sondern einfach das, was gerne mal zusammenfassend als die "Basics" bezeichnet wird. Daran mangelte es den Türken hingegen auffallend. Während zwar der Kampfgeist offenbar stimmte – man scheute keine Zweikämpfe und die Wut im Bauch der Spieler war zu spüren – fiel einem fußballerisch allerdings nur wenig ein, weshalb die Niederlage auch in dieser Höhe absolut in Ordnung ging. Der taktische Plan, den Stefan Kuntz seinen Jungs vor dem Spiel mit auf dem Weg gegeben hatte, wurde nach 36 gespielten Minuten schon wieder ad acta gelegt, da man zu diesem Zeitpunkt bereits mit 0:3 zurücklag. Hiernach ließen es die Japaner etwas ruhiger angehen und auch die Türken rückten hinten enger zusammen. Nach der Pause war das Spiel deutlich ausgeglichener, was nicht zuletzt daran lag, dass Kuntz mit Hakan Çalhanoğlu, Merih Demiral und İsmail Yüksek auf mehr Stabilität setzte. Die Maßnahmen des Trainers an sich wirkten zwar, doch reichte dies nicht, um das Spiel gegen Japan noch einmal zu drehen, auch wenn man zwischenzeitlich bis auf 2:3 herankam.
Türkische Nationalmannschaft mit strukturellen Problemen
Die Partie gegen Japan machte noch einmal mehrere Sachen deutlich: So ist die türkische Auswahl gerade auf den hinteren Außenpositionen sehr anfällig. Wird hier einmal schnell kombiniert, kommt die eigene Abwehr oft nicht hinterher. Wird das Spiel durch einen weiten Pass von einer Seite auf die andere verlagert, mangelt es den Spielern hingegen an der adäquaten Orientierung und man wird schnell überrumpelt. Diese Probleme wurden bereits beim Unentschieden gegen Armenien vor einigen Tagen ersichtlich. Hinzukommt, dass die beiden Sechser Salih Özcan und İsmail Yüksek extrem formschwach agieren und in ihren jeweiligen Teams Borussia Dortmund und Fenerbahçe nicht zum Stammpersonal gehören. Die Abläufe sitzen hier überhaupt nicht. Im Sturmzentrum hat der TFF ebenso ein Problem: Zwar konnte Bertuğ Yıldırım mit gleich zwei Toren auf sich aufmerksam machen, doch mangelt es auch ihm an der nötigen Erfahrung, im Sturmzentrum die Gegenspieler zu binden und seinen Kollegen um sich herum die Räume zu ermöglichen. Unter Stefan Kuntz sind diese beiden Schwachstellen sehr klar zum Vorschein gekommen, doch ob es unter einem anderen Trainer besser laufen wird, ist schwer zu sagen. Die erbosten türkischen Fans kümmert dieser Gedanke aktuell offenbar wenig. Zu deutlich seien die Probleme unter dem 60-jährigen Coach. Mit dieser Thematik wird sich nun die TFF-Spitze auseinandersetzen müssen. Wenngleich ein Trainerwechsel einen neuen Impuls geben kann, ändert dies nichts daran, dass es auf der einen oder anderen entscheidenden Position aktuell einfach an Qualität fehlt. So oder so kommt auf den Nationaltrainer der Türkei vor den EM-Qualifikationsspielen gegen Kroatien und Lettland am 12., respektive 15. Oktober jede Menge Arbeit zu, egal welcher Name diesen Posten dann innehaben wird.