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Louis Richter·25. April 2018
Mysteriöse 1,3 Milliarden Euro: Ronaldo drohen sieben Jahre Haft

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Louis Richter·25. April 2018
Es ist mittlerweile ein Running Gag: Ein Fußballer hinterzieht Millionen von Steuern, ihm droht eine Gefängnisstrafe und am Ende passiert wieder nichts. Im Falle von Cristiano Ronaldo könnte das nun anders laufen. Der Portugiese könnte Probleme kriegen. Richtig große Probleme.
Wie der „Spiegel“ und das Recherchenetzwerk „European Investigative Collaborations“ (EIC) 2016 bereits enthüllten, versuchte der Real-Stürmer anhand eines nahezu undurchschaubaren Systems von Briefkastenfirmen Steuern zu hinterziehen. Nun, zwei Jahre später, wird Ronaldo auch eine konkrete Summe vorgeworfen: 14,8 Millionen Euro habe er laut den zuständigen Richtern nicht versteuert, und das „wissentlich und willentlich“, wie der „Spiegel“ unbekannte Ermittler zitiert.
Aufgrund dieser Summe diskutieren die Richter nun, ob sich Ronaldo „einem Prozess wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung“ stellen muss, Experten halten einen Gefängnisstrafe von sieben Jahren für realistisch. Aber das ist nicht alles. Denn laut „Football Leaks“ soll Ronaldo 150 Millionen Euro an Werbegeldern nicht richtig versteuert haben. Er habe gerade einmal sechs Millionen versteuert, also vier Prozent. Das wäre im wahrsten Sinne des Wortes kriminell wenig.
Dementsprechend dürfte seine mögliche Vertuschungstaktik auch nicht weiter aufgehen. Denn mit sogenannten Offshore-Firmen zu arbeiten ist zwar legal, sofern das Geld auch korrekt versteuert wird. Eine Ronaldo-Firma in Jersey aber tauchte in seiner Steuererklärung für das Jahr 2015 aber nicht auf, so berichtet der „Spiegel“.
Kurz darauf sagte Ronaldo laut „Spiegel“: „Es sitzen viele unschuldige Menschen im Gefängnis. Und ich fühle mich ein bisschen wie sie. Du weißt, dass du nichts falsch gemacht hast, und sie sagen, du hast etwas falsch gemacht“. Immer wieder beteuerte er vor dem Gericht seine Unschuld, eine Richterin habe er sogar unsanft dazu aufgefordert, ihm „in die Augen zu gucken“, da er seine Steuern „immer vollständig gezahlt“ habe, wird weiter berichtet.
Einst soll Ronaldo sogar drei Gutachter angeheuert haben, die dem Gericht eine Einschätzung von Ronaldos Offshore-Geflecht geben sollten. Die spanische Presse berichtete in der Folge, dass einer der Gutachter Ronaldos Systems als „die absurdeste Version, die wir je gehört haben“, beschrieb.
Die nun veröffentlichten Zahlen brächten neue Schärfe in die Geschichte. Konkrete Summen liegen offenbar vor, offenbar auch mehrere Indizien auf bewusste Steuerhinterziehung des Stürmers. Zum Vergleich: Messi wurde wegen Steuerhinterziehung zu 21 Monaten Haft verurteilt, die er dann nicht antreten musste. Ronaldo hinterzog mindestens mehr als das Dreifache. In Spanien gilt laut dem Bericht die ungeschriebene Regel, dass Gefängnisstrafen unter zwei Jahren nicht angetreten werden müssen.
Die Entscheidung der Richter, den Prozess zu eröffnen oder nicht, könnte dabei noch viel mehr dunkle Geheimnisse ans Licht bringen. Denn Jorge Mendes, der berühmt-berüchtigte Agent Ronaldos, soll ebenfalls Dreck am Stecken haben. Laut „Football Leaks“-Recherchen generierte er allein in den Jahren 2015 und 2016 stolze 1,3 Milliarden (!) Euro aus seinen Geschäften.
Und wie der „Spiegel“ berichtet, scheint sich der Spielerberater durchaus über seine Machenschaften bewusst. Er heuerte offenbar eine Kanzlei an, die ihre Rechnungen an ihn mit folgender Betreffzeile adressierten: „Jorge Mendes‘ Tax fraud“. Zu Deutsch: Jorge Mendes‘ Steuerhinterziehung.
Die Sache ist für Cristiano Ronaldo also heißer denn je. Alles hängt davon ab, ob die Richter den Prozess einberufen. Allein der Fakt, dass darüber noch diskutiert wird, leitet den Running Gag vom nicht bestraften, steuerhinterziehenden Fußballprofi erneut ein. Nur, dass einem anhand dieser Summen das Lachen im Hals stecken bleibt.
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