🔮 Münchens Nummer 1: Was wäre, wenn 1860 alle Talente behalten hätte | OneFootball

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Dominik Berger·24. Mai 2020

🔮 Münchens Nummer 1: Was wäre, wenn 1860 alle Talente behalten hätte

Artikelbild:🔮 Münchens Nummer 1: Was wäre, wenn 1860 alle Talente behalten hätte

Es ist ein ewig junges Duell in der bayerischen Landeshauptstadt: 1860 gegen Bayern. Böse Zungen behaupten, dass es in München nur einen Münchener Verein gibt, Sechzig. Da die meisten Bayern-Fans eben nicht aus München stammen, sondern aus allen Ecken der Republik und mittlerweile auch der ganzen Welt. Während die Bayern jedes Jahr um die Meisterschaft mitspielen, kickt Sechzig nur noch in der 3. Liga.

Bekannt wurden die Sechz’ger ursprünglich durch ihre famose Jugendarbeit, die auch einige Bundesligaspieler und spätere Nationalspieler hervorbrachte. Wir fragen uns also: Was wäre eigentlich gewesen, wenn 1860 die Talente hätte behalten können?


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Wir schreiben das Jahr 2004, es ist der 15. Mai. Es steht 1:1 zwischen 1860 und Hertha BSC im Münchener Olympiastadion. Kurz vor Schluss, für Sechzig geht es um alles, pfeift Schiedsrichter Stefan Trautmann Elfmeter für die Hausherren. Francis Kioyo, vor der Saison zu den Löwen gewechselt, nimmt sich der Sache an. Die Saison lief auch für den Neuzugang von Greuther Fürth nicht allzu gut, 1860 München ist aktuell Siebzehnter und steht mit einem Bein in der zweiten Liga.

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Kioyo weiß, dass es um alles geht. Der Kameruner läuft an…

Und trifft! Kollektives Aufatmen im weiten Rund des Olympiastadions, 1860 fährt wichtige drei Punkte ein. Eine Woche später gewinnen die Löwen noch überraschend mit 1:0 durch einen Elfmeter von Torben Hoffmann. 1860 München ist gerade nochmal so davongekommen. Dennoch findet ein Umdenken im Management statt. Die Sechz’ger sind gesegnet mit einer der besten Jugendabteilungen. Benny Lauth, Daniel Baier und Andreas Görlitz stießen zur Mannschaft dazu, sie sollen die neuen Säulen des Teams werden.

Zur neuen Saison kommen weitere vielversprechende Talente dazu, die sich in der Bundesliga durchsetzen wollen. Mit Marcel Schäfer und Lukasz Szukala bekommt man besonders in der Defensive noch größere Sicherheit. Die „jungen Löwen“ unter Trainer Falko Götz lassen vor allem in beiden Duellen die Stuttgarter Rasselbande ein ums andere Mal ins Leere laufen.

Was bei Sechzig als unverbraucht und kreativ gilt, erweist sich in Stuttgart als falsches Konzept, die Stuttgarter um Mario Gomez und Andreas Hinkel zahlen zu oft Leergeld, Magath muss noch vor Saisonende seinen Hut nehmen.

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Indes macht sich 1860 als Anlaufstelle für junge Spieler einen Namen. Trainer Falko Götz scheint ein Händchen für die jungen Spieler zu haben und beim großen Nachbarn schaut man argwöhnisch an die Grünwalder Straße. Denn mit dem zunehmenden Erfolg der Junglöwen haben es die Bayern auch in ihrer eigenen Stadt schwer.

Durch die neuen Popularitätswerte der „cooleren“ Löwen, die auch beim „Bravo Sport-Otto“ 2005 sämtliche fußballerischen Kategorien für sich entscheiden können, fällt die Wahl auch beim Weißbieranstich auf dem Oktoberfest auf die Münchener Löwen. Kapitän Benny Lauth gelingt auch noch mit dem perfekten Schlag gleich der richtige Treffer. Ein Schlag ins Gesicht für jeden „Roten“ in München.

Da hilft es auch nichts, dass Uli Hoeneß sämtliche Weißwürste fürs große Frühschoppen sponsert, es liegt eine für die Bayern ungewohnte Stimmung in der Luft, der Platz an Münchens Sonne scheint mit einem blau-weißen Handtuch reserviert worden zu sein. Es kommt, was immer kommen muss: Die Bayern strecken ihre Fühler aus und wollen gleich mehrere vielversprechende Jungnationalspieler an die Säbener Straße locken.

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Es flattern vielversprechende Offerten für die aufstrebenden Jungstars aus der anderen Ecke Münchens ein. Marcel Schäfer soll auf der linken Abwehrseite Bixente Lizarazu auf lange Sicht beerben, Daniel Baier traut man einen kreativen Part neben Michael Ballack zu. Viele Löwenfans sind erzürnt, geradezu entsetzt, wie die Bayern bei ihnen wildern wollen. Dass die Bayern es in der Vergangenheit immer wieder auf die starken Spieler der Konkurrenz abgesehen haben, nahm man ja noch achselzuckend zur Kenntnis.

Aber wenns plötzlich vor der eigenen Haustür geschieht, da hört der Spaß auf! Zumal Baier und Schäfer sich auch nicht wirklich angesprochen fühlen von den Angeboten der Bayern. Im Gegenteil, beide wollen das Momentum nutzen und in Giesing verlängern. Unter dem Motto „Echte Liebe“ fahren blau-weiße Lastwagen durch ganz München, darauf zu sehen: Baier und Schäfer im neuen Sechzig-Trikot und der Slogan „Mit Stolz und Leidenschaft bis 2010.“

Sechzig-Präsident Karl-Heinz Wildmoser scheut keine Kosten und Mühen und mietet die Plakatwand an der Säbener Straße, damit Uli Hoeneß beim Frühstück die Brezel vor lauter Schreck in den süßen Senf fällt. Obwohl die Löwen sportlich nicht ganz oben anknüpfen, gebührt ihnen dennoch gehörig Respekt. Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren stürmt man durch die Liga und kommt so nie in wirkliche Abstiegsgefahr.

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Ein junger Mats Hummels macht sich so seine Gedanken und schaut neidisch nach Giesing. Zumal er von Hermann Gerland eine zünftige Watschn erhalten hat, überdenkt der junge Verteidiger seine Zukunft beim Verein.

Die Saison 2006/2007 beginnt mit einem kurzen Zwist bei den sonst eigentlich so harmonischen Löwen. Die Bender-Zwillinge stoßen zur Mannschaft und würden eigentlich gerne so, wie sie es aus der Jugend kennen, links und rechts in der Verteidigung spielen. Jungnationalspieler Marcel Schäfer, schon jetzt mit einem gewissen Standing in der Mannschaft, schlägt Sven Bender die Rolle im defensiven Mittelfeld vor – oder er weicht in die Innenverteidigung aus.

Auf dem Flügel wirbelt mit Fabian Johnson ein Neuzugang, dessen kreative Tricks ihm einen frühen Werbevertrag mit Nike einbringen und schnell einen ersten Werbespot mit Ronaldinho, der sich begeistert ein Autogramm des Junglöwen organisiert. Das Video, das Johnson bei seiner neuen Schuhvorstellung drehen lässt, wird das erste Video, das bei YouTube die Millionenmarke an Views bricht. Ronaldinho bekommt seine Schuhe per Post.

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Außerdem findet im Tor ein Generationenwechsel statt. Der ewige Michael Hoffmann rückt ins zweite Glied, Philipp Tschauner übernimmt. Zwar wurde der Keeper aus Nürnberg geholt, Sechzig bleibt seinem Weg mit jungen Talenten aber treu und entwickelt sich zu jedermanns Lieblingszweitteam. Die blau-weißen Münchener sehen mit Stolz, dass OB Christian Ude erneut Benny Lauth den Weißbieranstich machen lässt. Lauth, lässig und sympathisch, gelingt es erneut mit dem ersten Schlag. Uli Hoeneß schäumt.

Der Benny-Lauth-Starschnitt in der „Bravo Sport“ tut sein Übriges dazu für den Wurstfabrikanten. Dass Lauth als neuer deutscher Star auch noch anstelle von Bastian Schweinsteiger im Nutella-Werbespot auftaucht, ist zu viel für den Bayernmanager. Nachdem der Spot in der Fernsehsendung „Doppelpass“ seine umjubelte Premiere feiert, greift Hoeneß zum Hörer und lässt eine Wutrede vom Stapel.

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Lauth, auf dem Münchener Gipfel angekommen, folgt lieber den Lockrufen aus Madrid, Fabio Capello sieht im Stürmer das perfekte Mosaiksteinchen für seinen Angriff im Bernabeu. Derweil zerschießt ein vielversprechender junger Nachwuchsstürmer aus Marktoberdorf die Netze der Jugendstadien Münchens. Sein Name: Kevin Volland. Dank einer neuen DFL-Regelung beerbt der erst 15-jährige Volland Sechzigs Starstürmer und geht für die Löwen in den nächsten Jahren auf Torejagd.

Durch den vom VfB Stuttgart zurückgekehrten Daniel Bierofka zur Saison 2007/2008 scheint das Löwenglück endgütig perfekt. Doch für die Löwenfans kommt es noch besser, denn Jungstar Volland bekommt einen Sturmpartner, der ihm in puncto Fähigkeiten in nichts nachsteht und frisch aus der U19 zur Profimannschaft stößt. Bereits im ersten Jahr kommen Volland und Manuel Schäffler auf insgesamt 30 Tore.

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So gehen die Löwen in ihre nächste Saison in die Bundesliga mit einer vielversprechenden Truppe, die aufgrund des zweiten Platz im DFB-Pokalfinale ins europäische Geschäft einsteigt. Die Löwen haben es geschafft: Sie sind nicht nur in der Bundesliga geblieben, sondern sind ihrem Weg treu geblieben, das neue Stadion ist in den prächtigen Farben gehüllt und wird weltweit bekannt, sodass auch dem letzten Bayern klar wird: München ist blau-weiß.


Dieses Format soll dich in regelmäßigen Abständen in ein Paralleluniversum der Fußballwelt entführen. Du darfst dich also auf weitere Teile einer Serie von unterhaltsamen, lustigen oder sogar absurden Texten freuen.