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·6. Juni 2025

Multi-Club-Ownership wird auch im Frauenfußball zum Problem

Artikelbild:Multi-Club-Ownership wird auch im Frauenfußball zum Problem

Ein Frauenfußball-Universum wolle sie aufbauen, erklärt Michele Kang gerne. Ihrem Ziel ist sie schon recht nah gekommen: Die US-amerikanische Unternehmerin besitzt Klubs in drei der besten Ligen der Welt: Die Champions-League-Rekordsiegerinnen OL Lyonnes (die gerade ein Rebranding verpasst bekommen haben und früher Olympique Lyon hießen), den US-Klub Washington Spirit in der NWSL, und die London City Lionesses, die gerade in die erste englische Liga aufgestiegen sind.

Schon kein schlechtes Portfolio - Kang hat aber bereits angekündigt, dass ihre Pläne noch lange nicht abgeschlossen sind. Südamerika und Spanien stehen auf ihrem Wunschzettel, den sie sich dank eines geschätzten Vermögens von 1,2 Milliarden US-Dollar (laut Forbes) auch gut selbst erfüllen kann, statt auf den Weihnachtsmann zu warten.


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Im Frauenfußball sieht sie eine Investitionsmöglichkeit für einen Sport, bei dem es mit der Kommerzialisierung gerade erst richtig los geht - anders als bei den Ligen im amerikanischen Männersport, wo die Summen schon astronomisch sind. "Ob ich nun fünf oder 35 Millionen Dollar bezahle, macht keinen großen Unterschied", sagt Kang rückblickend zu ihrem Kauf von Washington Spirit. Eine ähnliche Mentalität zeigt sie auch bei den Gehältern von Spielerinnen, weshalb alle drei Vereine mit spektakulären Transfers Schlagzeilen machten.

Wettbewerbsverzerrung? Zwei Beispiele zeigen Probleme von Multi-Club-Ownership

In diesem Transfersommer zeigt sich nun aber an zwei Beispielen ganz konkret, dass solche Klubkonstrukte, auf Englisch "Multi-Club-Ownership" genannt, in der Praxis große Probleme bis hin zu Wettbewerbsverzerrung bedeuten können.

Das erste Beispiel: Die OL Lyonnes suchten diesen Sommer einen neuen Coach, nachdem Joe Montemurro abgewandert war, um das australische Nationalteam zu trainieren. Und sehr schnell wurde Lyon auch fündig, konnte einen hochkarätigen Nachfolger präsentieren: Jonatan Giraldez, der mit Barcelona mehrmals die Champions League gewonnen hatte. Der Haken? In der Zwischenzeit war Giraldez Trainer der Washington Spirit – ein Klub, der genau wie Lyon Michele Kang gehört.

Die Verhandlungen, davon darf ausgegangen werden, waren zäh. Natürlich haben auch Klubs mit der gleichen Eigentümerin ihre eigenen Interessen, aber eine mögliche Wettbewerbsverzerrung ist schwer von der Hand zu weisen. Die Leitung ist eben sehr kurz von einem Kang-Klub zum anderen.

Zweites Beispiel: Barcelonas Mittelfeldspielerin Ingrid Engen soll vor einem Abgang stehen, die Norwegerin wurde in Medienberichten zunächst mit OL Lyonnes in Verbindung gebracht. Jetzt gelten die London City Lionesses als Favorit im "Rennen um die Verpflichtung von Engen", wie einige Medien titelten – was schon etwas kurios anmutet, wenn man bedenkt, dass beide Vereine Michele Kang gehören.

Bald stärkere Regeln für Multi-Club-Ownership im Frauenfußball?

Zwei Vorfälle, die aufzeigen, dass Multi-Club-Ownership bald zu einem ernstzunehmenden Problem im Frauenfußball werden könnte. Im Männerfußball gibt es jetzt schon UEFA-Regularien, die besagen, dass Klubs mit dem gleichen Eigentümer nicht im gleichen Wettbewerb antreten dürfen. Für Kang könnte das ein Problem werden, falls sich die London City Lionesses eines Tages für die Champions League qualifizieren sollten. Im Männerfußball droht Crystal Palace aktuell der Ausschluss von der Europa League, da der Investor John Textor auch bei Olympique Lyon – ebenfalls qualifiziert für die Europa League – involviert ist.

Die UEFA-Regeln wurden von Experten in der Vergangenheit allerdings schon als zu lasch kritisiert, da das Verbot relativ leicht zu umgehen ist, wenn die Anteile von einem der zwei Klubs vorübergehend auf einen unabhängigen Fonds übertragen werden. Zudem betrifft die Regelung nur die Teilnahme an Wettbewerben, betrifft aber keine Transfers zwischen Klubs mit dem gleichen Eigentümer – ein Problem, das schwieriger zu umgehen ist. Da sich die Multi-Club-Ownership im Frauenfußball bald weiter ausbreiten könnte, stellt sich die Frage, ob es nicht verstärkte Regeln auf internationaler Ebene braucht.

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