Der-Jahn-Blog
·7. März 2025
Mit der letzten Patrone gegen Paderborn

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·7. März 2025
Wir sind mittlerweile beim 25. Spieltag der Saison 2024/25 angekommen, und die Ernüchterung bei den Fans ist mehr als groß. Einige haben sich bereits mit dem wohl Unvermeidbaren abgefunden. Auch wir tun uns schwer, weiterhin positiv in die Zukunft zu blicken.
Dennoch wollen wir nicht einfach abtreten – das wäre nicht Jahn-like. Von daher gilt es, weiterhin hart zu arbeiten, um zu sehen, was geht. Das sollten auch die Spieler tun – um ihrer eigenen Zukunft willen.
Auch in diesem Vorbericht gibt es wieder einen Erlebnisbericht – diesmal aber vom Hinspiel in Paderborn. Ich weiß nicht genau, wieso, aber irgendwann im Oktober entschied ich mich recht spontan, nach Paderborn zu fahren. Also ging es Freitagmittag los Richtung NRW. Knapp 500 km und recht zähe fünf Stunden Fahrt später – ich hasse die A7 – trafen wir noch vor Stadionöffnung am Gästeparkplatz der Home Deluxe Arena in Paderborn ein. Wir wurden vom einweisenden Personal fälschlicherweise auf den Busparkplatz der Gäste gelassen, was eigentlich recht angenehm war, da der Gästeeingang direkt dort war.
Das Stadion an sich ähnelt dem nahestehenden Baumarkt – es sticht äußerlich wirklich nicht heraus. Der Innenbereich ist ebenfalls kein Augenschmaus, aber auch nicht hässlich. Die relativ neue Innenbeleuchtung allerdings ist auffällig: Unter dem Stadiondach befinden sich einige Lichtpaneele, die in verschiedensten Farben leuchten können. Die Eventbeleuchtung sieht schon gut aus und macht was her. Für meine noch nicht allzu großen Stadionerfahrungen war es etwas unüblich, dass sich der Gästeblock direkt unterhalb des ebenfalls noch jungen Oberrangs befindet. Das führte dazu, dass man gelegentlich nach fliegenden Bierbechern Ausschau hielt, da die Szenen bekanntermaßen eher weniger gut aufeinander zu sprechen sind.
Da die Paderborner Szene aus Frust über eine Änderung der Trikotfarbe durch einen Sponsorentag nicht anwesend war, kann ich zum Support der Heimfans nichts sagen. Das Spiel fand am 8. Spieltag statt, noch vor Nürnberg, Ulm oder anderen weniger guten Spieltagen. Sogar Joe Enochs stand noch als Cheftrainer an der Seitenlinie. Zu dem Zeitpunkt war ich übrigens gerade in der Bewerbungsphase beim Blog. Mit vier Punkten aus sieben Spielen und einem desolaten Auftritt in Hamburg war aber auch schon damals allen klar: Das wird eine sehr harte Saison.
Das Spiel lief wie viele der nachfolgenden Spiele auch: Man sah wenig von der Jahnelf und wurde regelrecht vorgeführt. Ein frühes Gegentor, das zweite in der 61. Minute und 20 Minuten später das 3:0.
Warum ich diesen Spieltag allerdings in Erinnerung behalten werde, hat einen Grund: die phänomenale Stimmung im Gästeblock. Die ca. 230 Gästefans hatten sich irgendwann entschieden, entgegen des Spielverlaufs den Gästesteher im positiven Sinne auseinanderzunehmen. Wir sangen uns regelrecht in Ekstase. Nach dem 3:0 schepperte ein „Super, Super, Super SSV“ durchs Stadion, das man wahrscheinlich im stadionnahen Hornbach hören konnte (vorausgesetzt, da war überhaupt noch jemand). Sogar ein paar Moshpits kamen zustande – rein stimmungstechnisch eines der besten Jahnspiele, auf denen ich bis jetzt war.
Zum oben genannten Aktionsspieltag hatte die Regensburger Szene auch etwas zu sagen: Auf einem mitgebrachten Spruchband konnte man auf der Vorderseite lesen: „Vereinsfarben sind unantastbar! Scheiß Kommerz!!“, was auch durch Applaus der Heimfans angenommen wurde. Die Rückseite – „Scheiß Paderborn :)“ – ließ diesen allerdings recht schnell verstummen.
Recht ernüchtert ging es dann über die verhasste A7 wieder heim, und am folgenden Sonntag habe ich mir gleich auch noch die Zweitvertretung der Jahnelf in Erlangen angeschaut, die natürlich auch verloren hat, ehe ich mein Bewerbungsgespräch mit ebendiesem Blog führte.
Bereits seit 2021 hat Paderborn an seiner Seitenlinie eine feste Konstante: Lukas Kwasniok.
Der in Gliwice geborene Trainer zog mit seiner Familie in seiner Jugend nach Karlsruhe. Wie bei vielen Trainern verhinderte eine Verletzung eine große Laufbahn als Spieler. Bereits mit 19 orientierte er sich jedoch anders und schlug den Weg einer Beamtenlaufbahn ein. Nebenbei spielte er noch unterklassig, ehe er Trainer wurde.
Zuerst war er in Landes- und Verbandsligen unterwegs, ehe ihn der Nachwuchsleiter des KSC entdeckte. 2014 wechselte er in die Jugend des KSC. Interimsweise durfte er hier bereits erste Erfahrungen als Profitrainer sammeln. 2017/18 nahm er an der Fußballlehrer-Ausbildung teil.
Voller Tatendrang machte er sich dann an seine neue Stelle beim FC Carl Zeiss Jena. Diese sollte jedoch ohne Erfolg bleiben. Am 10. Spieltag der Saison 2019/20 wurde er sieglos entlassen. Lange musste er jedoch nicht auf eine neue Chance warten: Der damalige Regionalligist FC Saarbrücken witterte seine Möglichkeit und nahm ihn unter Vertrag. Ein riesiger Erfolg: das Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal – das hatte zuvor noch kein Viertligist geschafft.
Trotz dieses Erfolgs verließ Kwasniok Saarbrücken und ging zum SC Paderborn. Dort hat er aktuell einen Vertrag bis 2025.
Man hat ehrlicherweise den Eindruck, dass Kwasniok zwar ein absoluter Fachmann, aber keine einfache Person ist. Das dürfte auch an seinem großen Ehrgeiz liegen. Der Umgang mit seinen Spielern in der Öffentlichkeit hinterlässt jedoch sicherlich einen Beigeschmack.
Exemplarisch hierfür ist sein Rundumschlag Ende des letzten Jahres: Kwasniok kritisierte seine Spieler, insbesondere die Torhüter, scharf. Ob das etwas mit gescheiterten Verhandlungen, unter anderem mit dem HSV, zu tun hat? Ob er über die Saison hinaus bleiben wird? Darüber lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren.
In Erinnerung bleiben wird auf jeden Fall, dass er auf Mallorca wegen einer anderen Frau festgenommen wurde. Wir überlassen jedem selbst, dies zu beurteilen – unerwähnt bleiben soll es jedoch nicht.
Allein die Torhüter haben uns dieses Jahr sechs bis acht Punkte gekostet. Und zwar nicht mit Kann-Aktionen, sondern mit brutalen Aussetzern Kwasniok übte harsche Kritik an den Torhütern. Dies zeigt das er hohe Ansprüche an seine Mannschaft und sich selbst hat.
Dann musst du den Fokus beim Spiel lassen und nicht beim Jubel. Der Trainer fordert einen kompletten Fokus auf das Spiel und nicht auf Dinge abseits des Spielfeldes
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