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·2. September 2025
Mit dem Segen des Kanzlers: Watzke bleibt der DFL-Boss

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·2. September 2025
Die Unterstützung seines Kumpels Friedrich Merz hätte Hans-Joachim Watzke gar nicht nötig. Dennoch schaut der Kanzler bei der Abendveranstaltung der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Hotel Telegraphenamt vorbei, bevor sein Parteifreund und sauerländischer Landsmann am Mittwoch in Berlin als Chef des Ligaverbands bestätigt wird. Während der ein oder andere Posten per Kampfabstimmung bei der Generalversammlung verteilt wird, ist eine weitere Amtszeit von Watzke als Sprecher des Präsidiums und Aufsichtsratsboss schon vor dem Votum sicher.
„Weil viele Klubs offenbar möchten, dass ich weitermache“, begründete der mächtigste Mann im deutschen Fußball, der natürlich ohne Gegner antritt, seine erneute Kandidatur. Und das obwohl der Noch-Geschäftsführer von Borussia Dortmund, der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sowie das Mitglied im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zuletzt erst gesagt hatte, dass sein Job bei der DFL die meiste Arbeit und den wenigsten Spaß mache.
„Statt Fußball gibt es bei der DFL Sitzungen. Es gibt Schöneres im Leben, aber ich nehme das professionell an, weil es wichtig für den gesamten Fußball ist. Ich bin in die Verantwortung für die DFL reingerutscht, nachdem es dort nicht mehr funktioniert hat, als Christian Seifert weg war“, sagte Watzke der Frankfurter Rundschau: „Die Themen sind im Laufe der Jahre komplexer geworden, juristischer geprägt, politisch sensibler, die Diskussionen sind intensiver. Das ist auch gut so.“
An heißen Eisen wird es der DFL mit dem 66 Jahre alten Watzke an der Spitze auch in den kommenden vier Jahren nicht mangeln. Ganz dringend muss eine Konfrontation bei der 50+1-Regel zwischen den Ausnahmeklubs und den „normalen“ Vereinen verhindert werden. Nach der vorläufigen Bewertung durch das Bundeskartellamt stehen Klagen im Raum, weil die Ausnahmeregelungen bei der sogenannten Investorensperre in der bisherigen Form nicht mehr geduldet werden. Eine Lösung soll bis zum Beginn des kommenden Jahres her.
Auch der Streit um die Polizeikosten bei Risikospielen, die angestrebte Kaderkosten-Regulierung im Kampf gegen Finanzprobleme der Klubs, die Digitalisierung, die Suche nach weiteren strategischen Partnern, die Stärkung der Auslandsvermarktung und der Kampf für eine europäische Kaderkosten-Obergrenze wird die DFL beschäftigen.
Watzke zur Seite stehen wird dabei Oliver Leki (SC Freiburg) – auch für den Posten des ersten Stellvertreters gibt es keinen Gegenkandidaten. Um den Job des zweiten Stellvertreters streiten sich Amtsinhaber Steffen Schneekloth (Holstein Kiel), Oke Göttlich (FC St. Pauli) und Alexander Jobst (Fortuna Düsseldorf). Sicher im Präsidium sind Jan-Christian Dreesen (Bayern München) und Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt).
Mit Spannung wird erwartet, ob es Fernando Carro in den Aufsichtsrat schafft. Der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen steht gleich auf zwei Bewerberlisten. Das Votum für oder gegen Carro als Vertreter eines 50+1-Ausnahmeklubs gilt als richtungweisend im weiteren Umgang mit dem Streitthema. Solle Carro gewählt werden, stehen die Zeichen auf Kompromiss – im anderen Fall wohl eher auf juristischen Auseinandersetzungen.
Wer es in jedem Fall am Ende richten soll, hatte Hellmann schon zuletzt im kicker zweifelsfrei festgestellt: „Aki – der Glücksfall für den deutschen Fußball.“