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·25. August 2025
Miro Klose in Nürnberg: Die Kunst des perfekten Scheiterns

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·25. August 2025
Miroslav Klose hat als Spieler 137 Länderspiele bestritten und dabei nie erlebt, wie es sich anfühlt, wenn einem die Kontrolle entgleitet. Jetzt, nach drei Niederlagen in drei Spielen, lernt der Weltmeister von 2014 beim 1. FC Nürnberg eine neue Dimension des Fußballs kennen: die Ohnmacht des Trainers, wenn nichts mehr funktioniert. Der historisch schlechteste Zweitliga-Start des neunmaligen deutschen Meisters ist dabei mehr als eine statistische Kuriosität. Er offenbart die strukturelle Überforderung eines Vereins, der zwischen Tradition und Moderne gefangen ist.
Die Rückendeckung, die Sportvorstand Joti Chatzialexiou seinem Trainer gewährt, wirkt dabei wie eine Beschwörungsformel. „Ich bin davon überzeugt, dass wir das gemeinsam auch wieder schaffen“, sagt er und klingt dabei wie jemand, der sich selbst Mut zuspricht. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Nach dem 1:2 in Münster und dem beschämenden Pokal-Aus beim Regionalligisten Illertissen ist Klose nicht mehr der unantastbare Weltmeister, sondern ein Trainer auf Bewährung.
Was dabei besonders auffällt: Die öffentlichen Solidaritätsbekundungen nehmen zu, je prekärer die Lage wird. Sein Spieler Julian Justvan stellt sich demonstrativ vor seinen Trainer, Chatzialexiou betont die Geschlossenheit von Vorstand und Aufsichtsrat. Doch genau diese orchestrierte Einigkeit verrät mehr über die Krise als jede Niederlage. Wenn alle betonen müssen, dass sie zusammenstehen, bröckelt meist schon das Fundament.
Der Druck auf Klose wächst nicht nur durch die Ergebnisse, sondern vor allem durch die Art der Auftritte. Gegen Münster war die Mannschaft über weite Strecken ideenlos, im Pokal gegen Illertissen fehlte die Einstellung. Das sind keine Zufälle, sondern Symptome einer tieferen Verunsicherung. Klose selbst weiß das und flüchtet sich in Durchhalteparolen: „Es bleibt ja nichts anderes, als Positivität reinzubringen.“ Ein Satz, der mehr nach Kapitulation als nach Aufbruch klingt.
Die wahre Tragik liegt darin, dass Nürnberg mit Klose auf den perfekten Trainer gesetzt hatte: Weltmeister, Torschützenkönig, integre Persönlichkeit. Doch der Fußball kennt keine Sentimentalitäten. Wenn die Fans am Freitag im Heimspiel gegen Paderborn ungeduldig werden – und das werden sie –, hilft keine Vergangenheit mehr. Dann zählt nur noch, ob Klose beweisen kann, dass er mehr ist als ein großer Name. Die Zeit dafür läuft ab, schneller als allen Beteiligten lieb sein kann.