
Miasanrot
·12. Mai 2025
Max Eberl und die FC Bayern Frauen: Mehr Präsenz bitte!

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·12. Mai 2025
Am Sonntag feierten die FC Bayern Frauen das historische Double und verabschiedeten zahlreiche Spielerinnen und Erfolgstrainer Alexander Straus. Sportvorstand Max Eberl suchte man am FC Bayern Campus allerdings vergeblich. Ein Kommentar.
Die in dem Text geäußerte Meinung stellt die persönliche Sicht des Autors dar.
Die letzten Heimspiele einer Saison zählen für gewöhnlich zu den besonders emotionalen Momenten. Spielerinnen und Trainer werden verabschiedet, Vereinslegenden beenden ihre Karrieren, Triumphe werden gefeiert oder Enttäuschungen begossen.
Die FC Bayern Frauen haben am Sonntag gegen die SGS Essen eine historische Saison beendet. Noch nie gelang den FCB-Frauen das Double aus Meisterschaft und Pokal. Noch nie konnte man die Meisterschaft drei Jahre in Folge feiern.
Und nimmt man den Supercup, den die Frauen vor der Saison gegen den VfL Wolfsburg gewannen, hinzu, hat das Team um den scheidenden Trainer Alexander Straus sogar ein kleines Triple geschafft.
Vor dem letzten Saisonspiel hieß es, trotz des Erfolgs, auch am Campus „Auf Wiedersehen“ und „Goodbye“. Die Verabschiedungen der Spielerinnen – Linda Sembrant, Magou Doucouré, Michelle Ulbrich und Weronika Zawistowska sowie die abwesende Tainara verlassen den Verein – vollzog vor Spielbeginn Bianca Rech. Auch der technische Direktor Francisco de Sá Fardilha war mit dabei.
Die Leiterin Frauenabteilung war es auch, die Alexander Straus auf seinem letzten Heimspiel begleitete. Von Max Eberl, Sportvorstand und somit Vorgesetzter der Ex-Spielerin, fehlte jede Spur. Auch auf der Tribüne wurde der 51-Jährige nicht gesichtet. Stattdessen verfolgten Präsident Herbert Hainer und Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen die letzten 90 Minuten der Saison von den Sitzschalen aus.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Terminplan von Max Eberl nicht bekannt ist. Private oder anderweitige Verpflichtungen sind öffentlich nicht einsehbar. Was nur bekannt ist: Max Eberl ist nicht oft Gast am Campus.
In dieser Saison wurde er bei den Bundesliga-Heimspielen gegen Frankfurt, Hoffenheim und zuletzt Freiburg gesichtet und sein Besuch vom vereinsinternen Social-Media-Team entsprechend dokumentiert. Viele Heimspiele der FC Bayern Frauen hat das sportliche Oberhaupt des Clubs also nicht gesehen. Zumindest nicht live und somit vor Ort.
Dabei wäre Eberls Präsenz ein wichtiges Zeichen. Für die Fans und auch für das Team von Bianca Rech und die Spielerinnen. Es wäre ein öffentliches Zeichen von Wertschätzung und Respekt. Es wäre die Möglichkeit gewesen, einen der erfolgreichsten Trainer der Frauen-Abteilung öffentlich zu verabschieden.
Zum Vergleich: Als in Wolfsburg am selben Tag zehn Spielerinnen verabschiedet wurden, standen Geschäftsführer Peter Christiansen und Dr. Tim Schumacher für Fotos und Ehrungen auf dem Rasen. In Freiburg verabschiedete Sportvorstand Jochen Sauer gemeinsam mit Abteilungsleiterin Birgit Bauer-Schick die Spielerinnen und Trainerin Theresa Merk, in Köln nahm sich Sportdirektor Thomas Kessler Zeit für das Frauen-Team. Und Markus Krösche, Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, war bei beiden Auswärtsspielen (Liga und Pokal) der Adlerträgerinnen in dieser Spielzeit in München live vor Ort.
Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass die Herren aus dem Vorstand die Bühne Bianca Rech überlassen wollten, dass man sich nicht in den Vordergrund drängen wollte. Man könnte sich die Frage stellen, was es für einen Unterschied macht, ob Hainer, Dreesen, Eberl, einer von den dreien oder alle am Campus sind.
Doch die An- oder besser Abwesenheit fällt auf, den Zuschauern wie gestern am Campus und den Spielerinnen. Als die Frauen gegen die TSG Hoffenheim dramatisch ins Pokalfinale einzogen, war von den zuvor genannten Verantwortlichen keiner am Campus anzutreffen.
Giulia Gwinn äußerte sich damals vor den TV-Mikrofonen erstaunlich offen: „Ein bisschen schade ist es schon. Ich glaube, es ist eines der größten Spiele, wenn man sich alle Wettbewerbe anschaut. Wir sind in der Liga super dabei, da ist ein Pokal-Halbfinale eigentlich was, wo man sich Präsenz erhofft. Sehr, sehr schade. Ich hoffe, dass sie es zumindest im Fernsehen verfolgen.“
Was neben der Präsenz am Campus ein weiteres Thema ist: die Stadion-Problematik. Obwohl der Spielplan zuletzt des Öfteren einen Umzug in die Allianz Arena zuließ, blieben die Bayern-Frauen am heimischen Campus.
Man verpasste somit eine große Chance, mehr Zuschauer zu einem Frauen-Spiel zu bringen. Man verpasste ein Zeichen für Sichtbarkeit. Umso ärgerlicher, da die Gegner mit dem VfL Wolfsburg oder Olympique Lyon in der Champions League äußerst prominent waren.
Max Eberl könnte als Sportvorstand hier eine wichtige Rolle einnehmen: Als Fürsprecher, als Supporter des Frauen-Teams. Und wenn man sich die nationale Konkurrenz anschaut, wo beispielsweise Aufsteiger Union Berlin alle Zweitliga-Heimspiele in der alten Försterei bestritt, wo der Hamburger SV ab der kommenden Saison die Frauen zu jedem Heimspiel in die große Arena lässt, wo der 1. FC Nürnberg im altehrwürdigen Max-Morlock-Stadion antritt, da muss man sich schon die Frage gefallen lassen: Kann man oder will man nicht nach Fröttmaning umziehen? Sind die finanziellen Einbußen bei einem nicht ausverkauften Frauen-Spiel so groß, dass es sich der FC Bayern nicht leisten kann oder vielleicht will?
Die Antwort ist relativ klar: Gäbe es ein ernsthaftes Interesse daran, dann würden die finanziellen Begleiterscheinungen keine Rolle spielen. Selbst wenn man den Kompromiss eingehen würde, nur für wenige ausgewählte Spiele in die große Arena zu gehen, wäre das immer noch besser als alles, was in dieser Saison passiert ist.
Immerhin: Am ersten Spieltag der neuen Saison werden die FC Bayern Frauen in der Allianz Arena auflaufen. Allerdings zum ersten Mal seit dem 14. Oktober 2023. Ein Event, das schon jetzt auf Social Media beworben wird. Bianca Rech erhofft sich für das Spiel 40.000 Fans. Man darf gespannt sein, ob auch Max Eberl unter den Zuschauern sitzen wird…