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Jan Schultz·21. Juli 2022

Mamba-Mentalität in Liga 3: Diesen Neuner gibt es (fast) nur im Doppelpack

Artikelbild:Mamba-Mentalität in Liga 3: Diesen Neuner gibt es (fast) nur im Doppelpack

Morgen Abend werden alle Augen nach Osnabrück gerichtet sein, wo der VfL die neue Drittligasaison gegen Duisburg eröffnet. Mindestens genauso viel Aufmerksamkeit verdient am Samstag das Duell zwischen Oldenburg und Meppen. Weil es ein Derby ist. Und weil die Gäste mit einem ganz besonderen Neuzugang anreisen: mit Johannes Manske.

Auf den ersten Blick scheint der 22-jährige Neuzugang ein aufstrebender Youngster zu sein, wie es sie in der Liga zuhauf gibt. Aber auch wirklich nur auf den ersten Blick. Für Regionalligist Altglienicke spielte der bei Hertha BSC ausgebildete Stürmer eine starke Vorsaison, ballerte sich mit 16 Treffern und drei Vorlagen in wettbewerbsübergreifend 40 Partien ins Blickfeld der 3. Liga. Im Sommer folgte der logische, nächste Schritt nach oben.


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Dabei wird es zum ersten Mal außergewöhnlich, denn die Reise nach Meppen ist Manske nicht alleine angetreten. Auch sein zwei Jahre jüngerer Bruder Paul wechselte von Altglienicke ins Emsland, wird dort im Profikader eingeplant. „Zufall ist das nicht. Sich gegenseitig zu haben, sich gegenseitig unterstützen zu können – das ist total wertvoll“, erklärt Johannes im Gespräch mit OneFootball: „Wir sagen zwar nicht, dass es uns nur im Doppelpack gibt. Wenn es sich aber anbietet, finden wir das natürlich sehr cool. Das hat auch für Meppen einen klaren Ausschlag gegeben.“

Die gegenseitige Unterstützung leben die Manske-Brüder, im Übrigen Söhne des vormaligen Hertha-Vizepräsidenten Thorsten Manske, Tag für Tag. Denn wie schon zuvor in ihrer Heimatstadt leben sie nun auch in Meppen in einer WG. „Das macht vieles einfacher. Mal kocht der eine, mal der andere. Mal putzt der eine, mal der andere.“ Eine klassische Win-Win-Situation also. Auch auf dem Platz ist es ein Miteinander anstelle eines Gegeneinanders. Paul ist ein Mann für die rechte Außenbahn, der 1,92 Meter große Johannes agiert am liebsten im Sturmzentrum.

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„Ich komme über meine Dynamik, habe eine gute Endgeschwindigkeit und einen guten Antritt“, charakterisiert sich der Stürmer selbst. Tore macht er vor allem nach Tiefenläufen, ein klassischer Neuner also. Wobei er selbst auch noch Luft nach oben sieht: „Der nächste Step in meiner Entwicklung ist es, auch eine richtige Kante zu werden. Dabei will ich aber nicht an Dynamik oder Schnelligkeit verlieren.“

Kobe als große Inspiration

Einer, der all jene Dinge vereint, ist Erling Haaland. „Zu dem schaue ich am ehesten auf, das ist mein Verständnis von einem modernen Mittelstürmer“, so Manske. Von einem Vorbild spricht er dabei nicht, diesen Status hat bei ihm nur einer inne: „Kobe Bryant, daher trage ich auch die Nummer 24. Bei dem schätze ich die Mamba-Mentalität.“ Die absolute Hingabe, die Opferbereitschaft, das Nimmermüde – alles für den Erfolg. „Kobe hatte einfach die krasseste Einstellung zum Sport, auf die ich gestoßen bin. Für mich ist er die Nummer eins.“

In Anlehnung an den Spitznamen der Basketball-Legende, „Black Mamba“, streckte Manske beim Torjubel auch schon mal ein mit der Hand geformtes M in die Kamera. Allerdings mit gewissen Schwierigkeiten, wie er schmunzelnd anmerkt: „Ich habe ein schlechtes Gespür dafür, wo die Kameras stehen. Das muss ich noch lernen.“

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Wichtiger aus Sicht seines neuen Arbeitgebers: In puncto Einstellung hat der Neuzugang keinen Nachholbedarf. „Seit sieben, acht Jahren versuche ich, derjenige im Team zu sein, der am härtesten an sich arbeitet. Das spiegelt sich auf dem Platz wider: Ich gehe in jeden Zweikampf, in jeden Ball rein, laufe jeden Gegenspieler wie ein Verrückter an. Ich habe verstanden, dass ich mehr machen muss als andere, um meine Ziele zu erreichen.“ Seine Entwicklung bestätigt ihn dabei.

Was Manske letztlich zu einem der außergewöhnlichsten Profis der Liga macht, spielt sich indes gar nicht auf dem Platz ab. Es ist mit eGora bereits das zweite Start-up, das er gegründet hat, an dem er tagtäglich arbeitet. Das junge Unternehmen bietet dem stationären Handel eine Onlineplattform und liefert die Waren der Partner, vor allem nachhaltige, handgefertigte Produkte, binnen einer Stunde an die Kunden aus.

Langfristig nach Europa

„Sie haben es sehr schwer, mit großen Onlineplayern wie Amazon oder Zalando mitzuhalten“, erklärt der 22-Jährige. Gerade im Frühjahr 2020, als Corona für flächendeckende Schließungen sorgte, gerieten zahlreiche Geschäfte in Existenzängste. Manske kam in diesem Zuge die Idee, all jenen Händlern eine Plattform zu bieten – und damit auch „die Individualität der Innenstädte zu erhalten“.

Aktuell fungiert eGora in großen Teilen Berlins, will sich dort zunächst nachhaltig beweisen. Perspektivisch gibt es aber noch andere Pläne: „Es ist unser Anspruch, nächstes Jahr auch in anderen deutschen Städten und langfristig in anderen europäischen Städten aktiv zu sein.“

Ein großer Traum

Manske selbst ist wiederum „kein Fan davon, mein Leben komplett durchzuplanen“. Er will sich aber alle Möglichkeiten offenhalten. Das ist vor allem der Fußball, der unter all seinen Verpflichtungen stets an erster Stelle steht. Das ist eGora, aber es ist auch noch ein Jura-Studium, das der Angreifer aktuell pausiert.

„Es kann schneller vorbei sein, als man denkt. Schwere Verletzung, unerwartete Wendung der Karriere. Für mich ist klar: Wenn eines meiner aktuellen Standbeine wegbricht, möchte ich mein Studium fortsetzen.“

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Es ist eine erfrischende Einstellung, die das Klischee des in seiner Freizeit zockenden, streamenden oder durch die Welt jettenden Youngsters konterkariert. „Ich verurteile niemanden, der das macht“, sagt Manske, schiebt aber im selben Atemzug gleichermaßen realistische wie mahnende Worte hinterher: „Wenn du nichts anderes machst, keine Ausbildung oder keinen Studienabschluss, teilweise nicht mal einen richtigen Schulabschluss hast, dann ist es nicht so sinnvoll, das Geld aus dem Fenster zu schmeißen. Sonst kommt das böse Erwachen in 15 Jahren, wenn das Geld auf einmal weg ist.“

Was seine fußballerische Karriere bis dahin noch bringt, wird sich zeigen. Einen großen Traum hat er jedenfalls noch. „Ich mache kein Geheimnis daraus, dass Hertha mein Herzensverein ist. Wenn sich irgendwann anbieten sollte, für Hertha zu spielen, wäre das ein absoluter Traum.“ An seiner Mamba-Mentalität dürfte es jedenfalls nicht scheitern.