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·1. August 2024

Ludovit Reis vor einem Schicksalsjahr: Wirklich “viel zu gut für die 2. Bundesliga”?

Artikelbild:Ludovit Reis vor einem Schicksalsjahr: Wirklich “viel zu gut für die 2. Bundesliga”?

Ludovit Reis gilt seit mehreren Jahren als einer der talentiertesten Spieler der 2. Bundesliga. Ein Spieler, der eigentlich viel zu gut für diese sein sollte. Und dennoch geht der Niederländer bereits in seine vierte Spielzeit im Unterhaus. Vor Reis liegt eine absolute Schlüsselsaison.

Dreimal. Bereits dreimal rechneten HSV-Fans mit einem Abgang von Ludovit Reis. Nach den verpassten Aufstiegen der Jahre 2022, 2023 und 2024 wäre es jeweils wenig verwunderlich gewesen, wenn sich der technisch hochbegabte Mittelfeldspieler im Sommer einen neuen Arbeitgeber gesucht hätte.


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Doch dass Reis auch im August 2024 noch beim Hamburger SV unter Vertrag steht – und das aller Voraussicht nach auch in der kommenden Saison weiterhin tun wird – hat vielschichtige Gründe. Insbesondere 2022 und 2023 hätte sich der Niederländer seinen neuen Verein quasi aussuchen können und entschied sich dennoch ganz bewusst für einen Verbleib in der Hansestadt. Top-Spieler wie Torjäger Robert Glatzel oder Daniel Heuer Fernandes taten es ihm gleich und betonten stets, unbedingt mit dem HSV in die Bundesliga aufsteigen zu wollen.

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Bekanntermaßen ist aus diesem Ziel bisher nichts geworden, doch die genannten Akteure stehen noch immer beim Nord-Klub unter Vertrag. Besonders bei Reis, der in diesem Jahr 24 wurde, mag das durchaus überraschen. Neben der Loyalität zu Mannschaft und Verein liegt das allerdings auch an teils heftigen Leistungsschwankungen in seinem Spiel, die der Achter in der kommenden Saison dingend in den Griff bekommen sollte. Für Reis geht es also in eine absolute Schlüsselsaison, in welchem er dem Label „eigentlich viel zu gut für Liga zwei“ gerecht werden muss.

Auf den starken Start folgt der Leistungsabfall

Noch zu Beginn der Vorbereitung wollte sich der niederländische Junioren-Nationalspieler auf eine weitere Spielzeit im HSV-Dress festlegen. „Wir sehen, was passiert“, sagte er ausweichend, nachdem seine Ausstiegsklausel am 15. Juni verstrichen war. Bis dahin hätte Reis den sechsmaligen deutschen Meister für eine festgeschriebene Ablösesumme verlassen können, die laut übereinstimmenden Medienberichten bei fünf Millionen Euro lag.

Dass diese Option von keinem Bundesligisten gezogen wurde, ist ein Indikator dafür, dass die Entwicklung des 24-Jährigen in den letzten knapp anderthalb Jahren nicht so verlaufen ist, wie er selbst das sich sicherlich erhofft hatte. Noch in seinem ersten HSV-Jahr überzeugte der Edeltechniker auf ganzer Linie, war vom Start weg absoluter Stammspieler und zusammen mit Jonas Meffert das dominante Element im so spielstarken Mittelfeld der Rothosen.

Artikelbild:Ludovit Reis vor einem Schicksalsjahr: Wirklich “viel zu gut für die 2. Bundesliga”?

(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)

Nach der verlorenen Relegation gegen Hertha BSC entschied sich der damals 22-Jährige ganz bewusst für einen Verbleib in der zweitgrößten Stadt Deutschlands. Und sollte dies zunächst auch keineswegs bereuen. Reis zauberte eine statistisch überragende Saison mit neun Toren und fünf Vorlagen aufs Parkett und sah vor allem in der Hinrunde wie einer der drei besten Spieler der Liga aus. Doch im Laufe der Rückrunde fiel der ehemalige U21-Nationalspieler der “Elftal” in ein Leistungsloch und verpasste nach zwei krachenden Relegationsniederlagen gegen den VfB Stuttgart zum zweiten Mal den Sprung ins Oberhaus.

Doch auch diesmal blieb Reis beim HSV, was man teilweise mit der Loyalität zu Tim Walter und Jonas Boldt, teilweise aber auch mit dem Ausbleiben der erwünschten Angebote anderer Vereine begründen kann. Es folgte seine mit Abstand schwächste Saison beim früheren Bundesliga-Dino, die von Verletzungen und ungeliebten Positionswechseln geprägt war. Aufgrund einer Schulterverletzung fiel der Mittelfeldmann für mehrere Wochen aus und auch vom reinen Scoring her (drei Tore, drei Vorlagen) spielte er sein unproduktivstes HSV-Jahr. Während Laszlo Benes im Mittelfeld die Fäden zog, musste Reis vor allem unter Steffen Baumgart häufiger als Rechtsverteidiger agieren, da den Rothosen in Teilen der Spielzeit auf dieser Position schlicht und ergreifend die Optionen ausgingen.

In neuer Rolle zum Erfolg?

Mit einem ähnlichen Schicksal hat der 24-Jährige in den kommenden Wochen nicht zu rechnen, Baumgart scheint auf der rechten Defensivseite mit den Youngstern William Mikelbrencis und Nicolas Oliveira zu planen. Zieht man die Eindrücke aus Testspielen und Trainingseinheiten heran, so wird Reis auf einer Doppel-Zehn an der Seite von Immanuel Pherai zum Einsatz kommen. Eine derart offensive Rolle hat der Edeltechniker in seinen drei Jahren in der Hansestadt noch nicht gespielt, da er zumeist als der aktivere Part einer Doppelsechs – in aller Regel an der Seite von Meffert – eingesetzt wurde.

Dem Niederländer könnte diese Veränderung absolut zugute kommen, da er sich so voll und ganz auf seine eigentlich hervorragenden Qualitäten im Spiel mit dem Ball konzentrieren kann. Vor allem in der letzten Saison war ihm oft anzumerken, dass sein Offensiv-Output unter der hohen Defensivlast gelitten hatte. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren waren sowohl seine schusserzeugenden Aktionen (2,47 pro 90 Minuten) als auch seine progressive Passentfernung (181,26m pro 90 Minuten) rückläufig. Reis wirkte oft unkonzentriert und agierte vor allem im Passspiel des Öfteren fahrig. Aus einem Fußballer, der im deutschen Unterhaus eigentlich ein Unterschiedsspieler sein sollte, wurde deutlich zu oft ein Spieler, der in den wichtigen Partien untertauchte und auf dem Rasen wie ein ganz normaler von 22 Zweitliga-Akteuren aussah.

Der hochbegabte Spielmacher wird in dieser Saison daher unter besonderer Beobachtung der HSV-Fans stehen. Durch den Abgang von Top-Scorer Benes und die offensivere Rolle sollte Reis im Hamburger Mittefeld (fast) alle Freiheiten genießen. Er wird diese nutzen und vor allem die nötige Konstanz in seine Leistungen bringen müssen. Denn jede weitere Spielzeit, in welcher er nur gehobenes und kein herausragendes Zweitliga-Niveau zeigt, dürfte einer eigentlich so vielversprechenden Karriere und dem Interesse größerer Vereine im Wege stehen. Es ist also an Ludovit Reis, endlich zu zeigen, dass er wahrhaftig und nicht nur auf dem Papier viel zu gut für die 2. Fußball-Bundesliga ist.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

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