Ligue 1 Vorschau – Teil 3: Monaco, Lens, Saint-Etienne, Nantes | OneFootball

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·19. August 2020

Ligue 1 Vorschau – Teil 3: Monaco, Lens, Saint-Etienne, Nantes

Artikelbild:Ligue 1 Vorschau – Teil 3: Monaco, Lens, Saint-Etienne, Nantes

Am Wochenende startet die Ligue 1 in die Saison 2020/21. 19 Teams wollen versuchen, Topklub PSG zu ärgern und dem Branchenprimus die erneute Meisterschaft so schwer wie möglich zu machen.

  • Vorschau, Teil 3: Monaco, Lens, Saint-Etienne, Nantes
  • AS Monaco: Mit Niko Kovac zurück zum Erfolg?
  • Saint-Etienne will wieder nach oben

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AS Monaco (Letzte Saison: 9. Platz)

Für die AS Monaco konnte die Saison 2019/20 eigentlich nur besser werden, nachdem der Klub aus dem Fürstentum ein Jahr zuvor beinahe den Gang in die französische Zweitklassigkeit angetreten hätte. Und die Saison 2019/20 wurde besser, bedingt. Mit Rang neun hatte Monaco zwar nichts mit dem Abstiegskampf zu tun, das internationale Geschäft wird aber auch in der Spielzeit 2020/21 ohne die Monegassen auskommen müssen.

Dabei ist das Leid Monacos schnell erzählt. Wieder wurden mit Leonardo Jardim (46) und Robert Moreno (42) zwei Trainer verbraten, wie blieb ein personell verheißungsvolles Team weit hinter den Erwartungen zurück. Abgänge wie Youri Tielemans (23) oder Falcao (34) konnten nicht kompensiert werden, Zugänge wie Gelson Martins (25), immerhin für 30 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflichtet, schlugen nicht wie erhofft ein. Lediglich auf Star-Neuzugang Wissam Ben Yedder (30) war Verlass. Er soll die Mannschaft 2021 wieder nach Europa führen. Er und Neu-Monegasse Niko Kovac (48).

AS Monaco: Kovac bekommt einen aufgeblähten Kader – und viel Talent

Kovac soll die AS Monaco nach zwei turbulenten Jahren wieder zurück in die Spur führen. Ähnlich wie schon beim FC Bayern München muss der Kroate dabei einen Umbruch vollziehen. Der Unterschied: Altgediente Stars hat Kovac in Monaco nicht zu managen. Stattdessen warten zahlreiche Rohdiamanten darauf, geschliffen zu werden. Allerdings haben die Verantwortlichen rund um Kovac zuvor die Aufgabe, einen 40-Mann-Kader zu entschlacken.

So sortierte Kovac vor dem Trainingslager in Polen gleich mal zehn Spieler aus. Laut einem Bericht der “L’Équipe” hatte der kroatische Übungsleiter den betroffenen Spielern untersagt, mit ins Trainingslager zu fahren. Sie sollen unterdessen in Monaco individuell trainieren und im Idealfall einen neuen Klub finden. Unter anderem trifft dies wohl auf Keita Balde (25), Jemerson (27), Youssef Ait Bennasser (24) und Adama Traoré (25). Selbst über Cesc Fabregas (33) und Stevan Jovetic (30) wird intern diskutiert. Kein Wunder, zählen beide doch zu den Topverdienern in Monaco.

Mit Kévin N’Doram (24, zum FC Metz), Kamil Glik (32, zu Benevento Calcio), Lyle Foster (19, zu Vitória Guimarães) und Benjamin Henrichs (23, zu RB Leipzig) stehen schon einige Abgänge fest. Doch es dürften noch einige folgen. Schließlich braucht Monaco auch die Einnahmen, um neues Personal ins Fürstentum lotsen zu können. Die beiden Katastrophenjahre sowie die Corona-Pandemie haben ein großes Loch in die Kasse Monacos gerissen. Große Sprünge wird Kovac auf dem Transfermarkt also nicht machen können.

AS Monaco: Kovacs’ Wunschliste hat es in sich

Da klingt es umso überraschender, wenn man sich die angebliche Wunschliste von Kovac anschaut. Französische Medien bringen Spieler wie Mario Götze (28), Marius Wolf (25), Luka Jovic (22), Weston McKennie (21) und Sébastien Haller (26) mit den Monegassen in Verbindung. Zudem soll Kovac laut “SportBild” ein Auge auf Filip Kostic (27) geworfen haben. Der Flügelflitzer von Eintracht Frankfurt wäre jedoch erst ab einer Ablösesumme von 30 Millionen Euro zu haben. Zu viel für Monaco?

Die bisher getätigten Transfers lassen den Schluss zu, dass Monaco anno 2020 auf dem Markt kleinere Brötchen backt. Axel Disasi (22, für 13 Millionen Euro von Stade Reims), Anthony Musaba (19, für 2,5 Millionen Euro von NEC Nijmegen) und Jordi Mboula (21, Leih-Ende bei SD Huesca), das war es schon.

Kovac soll dem Vernehmen nach noch einen Abwehrchef mit Erfahrung suchen. “France Football” nennt hier Kevin Vogt (28) von der TSG Hoffenheim. Schon zu Münchner Zeiten soll Kovac den Innenverteidiger im Auge gehabt haben. Fest steht: Kovac will die AS Monaco nach seinen Vorstellungen umgestalten und an seine Idee vom Fußball anpassen. Diese dürfte dem Stil aus Frankfurter Zeiten deutlich ähnlicher sein als dem aus der Zeit an der Säbener Straße.

Dafür stehen dem Kroaten einige Talente zur Verfügung, die bisher noch nicht in Gänze ihr Potenzial ausgeschöpft haben. Willem Geubbels (19) wäre ein Name, Aleksandr Golovin (24) der nächste. Hinzu kommen Hoffnungsträger wie Benoit Badiashile (19), sofern dieser nicht dem Lockruf aus dem Ausland folgt. All diese Personalentscheidungen, aber auch das Spielsystem werden für Kovac entscheidend sein. Und so ist auch klar: In der Saison 2020/21 stehen nicht die Spieler, sondern der Trainer im Fokus.

Bei der AS Monaco im Fokus: Niko Kovac

Kovac muss sich in diesen Tagen doch stark an seine Anfangszeit in München erinnert fühlen. In Monaco braucht es einen Umbruch, zudem soll er im Fürstentum laut “The Athletic” nicht die erste Wahl gewesen sein. Stattdessen habe Paul Mitchell (38), Sportdirektor bei Monaco, Mauricio Pochettino (48) bevorzugt. Nun ist es aber Kovac, der das Team wieder in die obere Tabellenregion der Ligue 1 führen soll.

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“Für mich ist das die richtige Aufgabe, um ein neues Kapitel aufzuschlagen”, hatte der Ex-Bayern-Coach bei seiner Vorstellung gesagt – und wohl auch so gemeint. Nach einer turbulenten Station beim deutschen Rekordmeister samt Entlassung trifft Kovac in Monaco auf weniger Erwartungsdruck, dafür mehr Aufräumarbeit. Nach dem 1:1 im Test gegen Eintracht Frankfurt sprach er von “viel Arbeit”, die man vor sich habe und überhaupt: Kovac will bei Monaco langfristig Titel gewinnen.

Dafür hat der 48-Jährige bis 2023 unterschrieben. Seine Marschroute auf dem Weg zum Ziel ist altbekannt: “Ich glaube an eine Regel: Stürmer gewinnen Spiele, Abwehrspieler gewinnen Titel.” Ob ihm diese Regel wie in München auf die Füße fällt oder wie in Frankfurt auf den Thron hievt, bleibt abzuwarten. Schließlich ist Monaco irgendwas zwischen München und Frankfurt. Kein absoluter Top-Klub, aber auch keine graue Maus, wie es Frankfurt bei Kovac-Ankunft war.

Aufgrund seiner Art, Fußball spielen zu lassen, könnte Kovac derzeit genau der richtige Trainer für Monaco sein. Das langfristige Ziel in Richtung Titel gewinnen wird vorerst vom kurzfristigen Ziel Stabilisation überschattet. Wenn Kovac das gelingt, könnten irgendwann Titel folgen. Wie bei der Eintracht.

AS Monaco: Prognose

Die AS Monaco ist wahrlich eine Wundertüte für die kommende Saison in der Ligue 1. Das vorhandene Potenzial im Kader reicht auch ohne prominente Neuzugänge für einen aussichtsreichen Kampf um die oberen Plätze. Schon in der ersten Spielzeit dürfte Europa das erklärte Ziel sein. Bringt Kovac das Talent seines Teams auf den Platz, sollte das auch gelingen. Titel müssen jedoch noch warten.

RC Lens (Letzte Saison: Aufstieg)

Der Racing Club de Lens ist zurück in der französischen Ligue 1! Nach einem zweiten Platz in der Ligue 2 stiegen die Nordfranzosen auf und kehrten erstmals seit 2015 wieder in die höchste Spielklasse Frankreichs zurück. Der Meister von 1998 will sich nun wieder in der Ligue 1 etablieren und an Glanzzeiten vergangener Jahre anknüpfen. Besonders im Fokus steht natürlich das Nordderby gegen den OSC Lille, der nur etwa 25 Kilometer entfernt beheimatet ist.

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Doch genug der Geographie. Der Traditionsklub hat nämlich einiges zu bieten und einen spannenden Kader beisammen. Trainiert wird die Mannschaft von Franck Haise (49), der im Februar das Amt von Philippe Montanier (55) übernahm. Im Fokus stand in der Vorsaison vor allem die Defensive, nur zwei Klubs schafften es in der Ligue 2, weniger Gegentore zu kassieren. Eine stabile Abwehr ist auch in der Saison nach dem Aufstieg ein Schlüsselfaktor, um die Klasse zu halten.

RC Lens: Individuell ausbaufähig

Der Blick auf die Transferbemühungen im bisherigen Sommer zeigt, dass die großen Sprünge für Lens nicht möglich waren. Und trotzdem war die Transferphase sehr erfolgreich, spannende Spieler wurden verpflichtet. Während der Stamm der Mannschaft nicht aufgekauft wurde, konnten mit Wuilker Farinez (22), Issiaga Sylla (26) und dem ehemaligen Toptalent Gaël Kakuta (29) drei gute Spieler auf Leihbasis zum Aufsteiger gelotst werden. Verteidiger Loic Badé (20) kam ablösefrei aus Le Havre, Jonathan Clauss (27) wurde ebenfalls ohne Ablöse aus Bielefeld geholt.

Königstransfer ist Stürmertalent Ignatius Ganago (21), der aus Nizza in den Norden wechselte und sechs Millionen Euro kostete. Corentin Jean (24) wurde zudem aus Toulouse fest verpflichtet, Facundo Medina (21) kam für mehr als drei Millionen Euro aus Argentinien. Der RC Lens hat seine Hausaufgaben also gemacht, die Fluktualität im Kader wäre ohne die finanziellen Einschränkungen sicher noch größer ausgefallen.

Trotz kluger Ergänzungen bleibt festzuhalten, dass die individuelle Klasse in der Mannschaft ausbaufähig ist. Das ist für einen Aufsteiger nicht ungewöhnlich, umso wichtiger werden aber Elemente wie Disziplin, Teamgeist und frühzeitige Eingespieltheit sein. Die typischen Grundtugenden im Abstiegskampf sind also notwendig.

Dreierkette oder flexible Systeme?

In der Vorsaison spielte RC Lens nahezu immer mit einer Dreierkette. Angepasst wurde lediglich im Nuancenbereich. Das 3-4-3 war das System der Wahl, in den letzten beiden Saisonspielen vor dem Abbruch spielten die Nordfranzosen aber im 3-4-1-2. Vor der neuen Saison ist nun unklar, ob Trainer Haise weiterhin ausschließlich auf die Dreierkette baut oder sein System etwas anpasst. Die Transferaktivitäten sprechen aber dafür, dass das 3-4-3 erhalten bleibt.

Neuzugang Farinez hat die Qualität, um im Tor Jean-Louis Leca (34) zu verdrängen. Es wäre nicht überraschend, wenn es zu Saisonbeginn hier zu einem Wechsel kommen würde. Der aus Argentinien verpflichtete Medina ist ein Spieler, der sehr gut auf der linken Seite vor der Dreierkette agieren kann und Ganago, letzte Saison in Nizza nur Joker, will zum Protagonisten im Sturm werden. Angeführt wird die Mannschaft von Kapitän Yannick Cahuzac (35), der mit fortschreitendem Alter immer mehr als Dirigent denn als Antreiber fungiert. Seine Abgeklärtheit ist wichtig, er kann die jungen Spieler im Kader führen.

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Auch Gaël Kakuta wurde bereits thematisiert. Einst in der Chelsea-Jugend als eines der größten Talente seiner Generation gefeiert, tingelt der Offensivspieler mittlerweile, übertrieben formuliert, über die Dörfer. Hebei Fortune, Rayo Vallecano, Amiens: Die großen Fußballmetropolen klappert Kakuta schon länger nicht mehr ab. In Topform kann er aber immer noch den Unterschied machen, insbesondere bei einem Klub wie Lens.

Dennoch bringen Spieler wie Kakuta oder der junge Ganago abseits ihres Potenzials auch gewisse Gefahren mit sich, denn konstante Leistungen auf Topniveau kann man von ihnen nicht erwarten. Deswegen wird es umso wichtiger sein, ein System zu generieren, mit dem man eben nicht von einzelnen Eckpfeilern abhängig ist.

Im Fokus: Ignatius Ganago

Der Kameruner Ignatius Ganago ist die Hoffnung im Angriffszentrum beim RC Lens. Wenn ein Aufsteiger sechs Millionen Euro für einen neuen Spieler ausgibt, dann muss man von diesem auch überzeugt sein. Ganago spielte in Nizza wie bereits erwähnt keine Hauptrolle, erzielte in der Vorsaison vier Tore. Das ist angesichts von 1446 Spielminuten keine allzu beeindruckende Quote. Und dennoch verfügt Ganago über viel Potenzial. Seine Technik ist gut, vor allem seine enge Ballführung ist ein Markenzeichen.

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Darüber hinaus ist er trotz seiner Körpergroße von lediglich 1,79 m ein durchaus kopfballstarker Spieler. Ganago besticht durch sein Timing und sein gutes Stellungsspiel, schaltet sich darüber hinaus immer wieder in das Kombinationsspiel seiner Mannschaft ein. Er kann also ein sehr wichtiger Mosaikstein für den Aufsteiger sein, in kniffligen Situationen für Entlastung sorgen und sich darüber hinaus auch noch persönlich weiterentwickeln.

Prognose

Der RC Lens hat im Sommer einige kluge Anpassungen auf dem Transfermarkt vornehmen können. Die Mannschaft hat die Qualität, die Klasse zu halten, wenn vieles gut läuft. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht, eine schlechte Serie ist vor allem für einen Aufsteiger nie auszuschließen. Es ist also sehr gut denkbar, dass die Nordfranzosen lange zittern müssen.

AS Saint-Etienne (Letzte Saison: 17. Platz)

Der französische Rekordmeister will nach einer enttäuschenden Saison wieder angreifen! Nachdem sich die AS Saint-Etienne 2018/19 noch auf einen starken vierten Rang platzierte, folgte in der vergangenen Spielzeit ein Absturz, der fast mit dem Abstieg endete. Ein schwacher Saisonstart führte zur Entlassung von Ghislain Printant (59).

Im Oktober übernahm dann Ex-Leicester-Coach Claude Puel (58) den Trainerposten der Franzosen und feierte direkt einen Derbysieg gegen Olympique Lyon. Saint-Etienne erlebte danach die beste Phase der Saison und konnte sich in sieben Spielen 17 Punkte sichern. Dann der erneute Einbruch: Bis zum frühzeitigen Ende der Saison, das Saint-Etienne entgegenkam, konnten nur noch insgesamt acht Punkte gewonnen werden. Am Ende belegte der Traditionsklub Platz 17 mit 30 Punkten.

Saint-Etienne: Viele Schwächen

Ein möglicher Abstieg wurde abgewendet, aber die Saison hinterließ dennoch deutliche Spuren. Zu groß waren die Unzulänglichkeiten im Spiel Saint-Etiennes, als dass kein Umbruch hätte stattfinden können. Claude Puel ließ seine Mannschaft gerne in einem 4-2-3-1 auflaufen. Der 58-Jährige wollte aus einer stabilen Defensive heraus einen offensiven Fußball spielen, den Gegner früh attackieren und so für Umschaltmomente sorgen. Allerdings verlief dieses Unternehmen alles andere als erfolgreich. Das wohl größte Problem war das schwache Abwehrverhalten. Nur die beiden Absteiger Amiens (50) und Toulouse (58) haben mehr Gegentreffer als Saint-Etienne (45) kassiert.

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Einer der Hauptgründe dafür ist das schwache Pressingverhalten im Kollektiv. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen war viel zu groß und insbesondere die Abstimmung zwischen dem Mittelfeld und der Verteidigung lud zu vielen Angriffsmöglichkeiten ein. Einzelne Spieler rückten unkoordiniert zum Pressen raus und hinterließen somit Lücken, die vom Gegner bespielt werden konnten. Dazu kommt auch noch eine unzureichende Konterabsicherung.

Die letzte Abwehrreihe war durchaus dicht gestaffelt, aber das bringt im Endeffekt wenig, wenn sich vor ihr Angreifer zwischen den Linien befinden, die ohne Probleme angespielt werden können. Immer wieder konnte sich der Gegner dort positionieren, das Pressing Saint-Etiennes auslösen und dann auf das Zuspiel warten. Für die Abwehr sehr frustrierend, da zu oft Angriffe mit hohem Tempo auf sie zukamen.

Saint-Etienne: Zu wenig Torgefahr

Nicht nur hinten, sondern auch vorne offenbarte das Spiel der ASSE viele Schwachpunkte. In 28 Spielen erzielten die Mannen von Claude Puel lediglich 29 Tore. Saint-Etienne spielte gerne mit weit aufgerückten Außenverteidigern, die durch einrückende Flügelspieler viel Platz auf den Außen hatten. So kam es zu vielen Hereingaben. Das Problem: Die Strafraumbesetzung des Rekordmeisters war nicht gut genug und so gingen viele Zuspiele ins Leere. Dafür wurde zuletzt Jean-Philippe Krasso (23) vom Viertligisten SAS Epinal verpflichtet, der regelmäßig im Pokal knipste. Der gebürtige Stuttgarter kam ablösefrei und bietet ein Profil, das bis jetzt fehlte.

Doch es ist noch viel wichtiger, dass das Spiel über das Zentrum besser wird. Dafür setzt Puel in Zukunft auf eine Doppelsechs aus Zaydou Youssouf (21) und Mahdi Camara (22). Die beiden versprechen Dynamik, Mut und auch die Passsicherheit, um dem Spiel der Franzosen mehr Struktur zu verleihen. Offensiv werden auf den Flügeln Arnaud Nordin (22) und Denis Bouanga (25) wirbeln. Die beiden verleihen Saint-Etienne Direktheit im Spiel nach vorne und können mit ihren Läufen für Tiefe sorgen. Vor allem Bouanga ist in der letzten Saison positiv aufgefallen und war der Topscorer des Erstligisten (zehn Tore und drei Vorlagen in der Liga).

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Umbruch bei Saint-Etienne

Von nun an will Claude Puel auf eine junge, hungrige Mannschaft setzen, die leidenschaftlich auftritt. Mit mehr Laufbereitschaft und taktischer Disziplin will Saint-Etienne wieder oben angreifen und, wenn möglich, wieder europäisch spielen. Der Umbruch ist in vollem Gange: Kapitän Loic Perrin (35) hat seine Karriere beendet, William Saliba (19) ist nun endgültig bei Arsenal untergekommen, Franck Honorat (24) hat es zu Stade Brest gezogen, Vagner (24) zum FC Metz und die Verträge von Leo Lacroix (28) und Yohan Cabaye (34) sind ausgelaufen. Weitere Abgänge sind definitiv nicht auszuschließen.

Puel will eine neue Philosophie implementieren. In den bisherigen Testspielen machte die Mannschaft einen sehr guten Eindruck und auch das Pokalfinale gegen PSG (0:1) war ein sehr ordentlicher Auftritt. Spieler, die nicht zur Ausrichtung passen, sollen Platz für neue Protagonisten machen.

Spieler im Fokus: Adil Aouchiche

Die wichtigste Neuverpflichtung ist Adil Aouchiche (18). Er hat das Potenzial, das Gesicht der neuen Mannschaft zu werden. Aouchiche kam ablösefrei von PSG und gilt als eines der größten Talente Frankreichs. Bei der U17-EM brillierte er als Torjäger und bei der letztjährigen U17-WM als Spielmacher. Letztere Rolle dürfte er auch bei ASSE innehaben.

Aouchiche kann seine Mitspieler perfekt in Szene setzen, hat eine tolle Übersicht und ein herausragendes Ballgefühl. Ihn vom Ball zu trennen, ist eine große Herausforderung. Gleichzeitig besitzt er auch ein gutes Gespür, um Pressing zu betreiben und erobert so gerne in der gegnerischen Hälfte den Ball. Er wird als Spielmacher die Offensive dirigieren und schnell eine zentrale Figur im Spiel Saint-Etiennes werden. Seine Verpflichtung war ein wahrer Coup.

Prognose

Die AS Saint-Etienne macht einen guten Eindruck, befindet sich allerdings auch noch in einem Umbruch. Es wurde ein gutes Fundament gebildet, um wieder positiv in die Zukunft zu blicken. ASSE wird in der oberen Tabellenhälfte landen. Vielleicht reicht es ja sogar für eine Rückkehr in die Europa League.

FC Nantes (Letzte Saison: 13. Platz)

Der FC Nantes ist achtfacher französischer Meister (zuletzt 2001) und einer der erfolgreichsten Fußballvereine des Landes. Große Spieler wie Marcel Desailly, Didier Deschamps oder Christian Karembeau schnürten in der Vergangenheit die Fußballschuhe für „Les Canaris“, vom Glanz vergangener Zeiten ist mittlerweile aber nur noch wenig übrig. In der Saison 2019/20 belegte die Mannschaft Platz 13, viel mehr war angesichts einiger Schwachstellen im Kader auch nicht möglich.

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Trainiert wird die Mannschaft seit August 2019 von Christian Gourcuff (65), der in seinem zweiten Jahr nun versuchen will, die Mannschaft zu stabilisieren und weiter nach vorne zu bringen. Dabei muss er viele Baustellen gleichzeitig angehen. Der Mannschaft fehlt ein klassischer Torjäger, Moses Simon (25) war mit fünf Treffern der beste Ligaschütze. Zudem ist der FC Nantes nicht auf jeder Position in der Spitze und der Breite gleichermaßen gut besetzt. Es gibt also viel zu tun.

FC Nantes: Großer Kader, große Fragezeichen

Abgänge von Stammspielern musste der Klub im Sommer nicht verkraften. Lucas Evangelista (25), ein Brasilianer, der bisher nicht alle Erwartungen erfüllte, wurde in die Heimat verliehen, der erfahrene Rene Khrin (30) ist mittlerweile vereinslos. Auch auf der Zugangsseite tat sich wenig. Mit Jean-Charles Castelletto (25) wurde ein Verteidiger ablösefrei aus Brest geholt, Moses Simon wurde fest aus Levante verpflichtet und Pedro Chirivella (23) kam ablösefrei von der Reserve des FC Liverpool. Das war es bislang. Der Kader umfasst nun 30 Spieler, was aber nicht bedeutet, dass es keine Fragezeichen gibt.

Im Gegenteil. Der Kader ist nicht ideal zusammengestellt. Viele Offensivspieler tummeln sich im Aufgebot, Kontinuität herrscht im Angriffsbereich aber nicht. Auch das sorgt für die bereits angesprochenen Probleme, der beste Mittelstürmer (Kalifa Coulibaly, 28) erzielte in der Vorsaison vier Treffer. Da es in diesem Teil der Mannschaft kaum Veränderungen gab, wird Trainer Gourcuff die bestehenden Probleme mit dem vorhandenen Personal lösen müssen.

Immerhin gibt es in den anderen Mannschaftsteilen Fixpunkte. Torhüter ist der talentierte Alban Lafont (21), in der Defensive gibt Andrei Girotto (28) den Ton an, im defensiven Mittelfeld ist Abdoulaye Toure (26) nicht nur rhythmusgebendes Element, sondern auch Kapitän. Das Zentrum ist ohnehin sehr ordentlich besetzt, Imran Louza (21) machte letzte Saison auf sich aufmerksam, auch Ludovic Blas (22) gehört zu den individuell besten Spielern im Kader.

Probleme beheben, keine neuen entstehen lassen

Die vergangene Saison des FC Nantes war geprägt von guten, aber auch schwächeren Phasen. Es fehlt der Mannschaft an der Konstanz. Schaffte es die Defensive, konzentriert zu arbeiten, konnten gute Ergebnisse für die Gourcuff-Elf herausspringen. Zwischen dem zweiten und neunten Spieltag wurde nur ein einziges Spiel verloren, sechsmal spielte die Mannschaft in dieser Phase zu null. An solchen Serien will man sich in dieser Saison in Nantes wieder orientieren.

Artikelbild:Ligue 1 Vorschau – Teil 3: Monaco, Lens, Saint-Etienne, Nantes

Gourcuff ließ seine Mannschaft überwiegend in einem 4-2-3-1-System auflaufen. Das war nicht unglaublich kreativ oder spannend, aber erfüllte vor allem in der Arbeit gegen den Ball häufig seinen Zweck. Eine gute und enge Raumaufteilung herzustellen funktionierte oftmals gut, nur zweimal kassierten die Westfranzosen mehr als zwei Gegentore. Um die Ansätze der Vorsaison zu festigen, wird vor allem ein stabiles Mittelfeld nötig sein. Mit den angesprochen Toure, Louza und Blas lässt sich im 4-2-3-1 ein sehr ausgewogenes Zentrum aufbieten. Insbesondere Blas musste in der Vorsaison aber mehrfach auf die Außenbahn ausweichen.

Es wird darauf ankommen, die Spieler gemäß ihrer Stärken einzusetzen und nicht zu vorsichtig zu agieren. Zwei Flügelspieler, Blas als dynamischer 10er und Louza, der neben Toure sowohl gegen den Ball arbeitet als auch Freiheiten nach vorne genießt kann bei entsprechender Disziplin aller Spieler auf dem Platz ein vielversprechendes Modell sein. Die Mannschaft hat Potenzial, Gourcuff muss es nur aus den Spielern herauskitzeln.

Im Fokus: Imran Louza

Imran Louza (21) ist ein echtes Eigengewächs. Der Mittelfeldspieler stammt nicht nur aus der eigenen Jugend, er ist auch in Nantes geboren. Schon vor der letzten Saison verlängerten die Verantwortlichen seinen Vertrag langfristig. Bis 2024 ist Louza nun an den Klub gebunden – und das war eine wichtige Maßnahme. Mit 28 Pflichtspielen, vier Toren und drei Vorlagen war seine erste Saison auf diesem hohen Niveau beeindruckend gut.

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Der 21-Jährige ist im zentralen Mittelfeld zuhause, spielte in der letzten Saison aber – wie Blas – immer mal wieder auf der Außenbahn. Generell ist er ein Spieler, der lieber aus dem Zentrum kommt. Dort kann er seine Stärken besser ausspielen. Louza ist ein hartnäckiger Gegenspieler, der nach Ballgewinn oft schnell den Blick nach vorne richtig. Sein Passspiel ist gut, insbesondere im offensiven Drittel. Zudem schließt er gerne aus der Distanz ab, muss aber in Sachen Entscheidungsfindung noch einiges dazulernen.

Prognose

Der FC Nantes ist vor der Saison 2020/21 durchaus als Wundertüte zu bezeichnen. Die schwankenden Leistungen der Vorsaison helfen bei der Beurteilung dieser Mannschaft nur wenig. Ist die mangelnde Konstanz wirklich ein Qualitätsproblem, wird auch in dieser Saison nur ein Platz in den tristen Tabellenregionen möglich sein. Kann Trainer Gourcuff aber das Potenzial, das in der Mannschaft steckt, ausschöpfen, kann es auch weiter nach vorne gehen.

(Photo by ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP via Getty Images)

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