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·7. Dezember 2018

Ligue-1-Spiele abgesagt: Gelbwesten-Proteste wirbeln auch Frankreichs Sport durcheinander

Artikelbild:Ligue-1-Spiele abgesagt: Gelbwesten-Proteste wirbeln auch Frankreichs Sport durcheinander

HINTERGRUND


Frankreich hält am zweiten Adventswochenende den Atem an. Aufgrund der anhaltenden Proteste der Gelbwesten wird Paris am Samstag zur Hochsicherheitszone. Eiffelturm, Louvre und Metro-Stationen bleiben geschlossen, Tausende Polizisten sind im Einsatz - und erstmals bekommt auch der französische Sport die Proteste indirekt zu spüren.


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Die für Samstag in Nantes geplanten Hauptrundenspiele bei der Handball-EM der Frauen wurden am Freitagmittag wegen der angekündigten Proteste verschoben. Sowohl die Partie zwischen Gastgeber Frankreich und Schweden (15.00 Uhr) als auch das Spiel Russland gegen Serbien (18.00) sollen nun am Sonntag stattfinden. Die Anwurfzeiten der Partien bleiben nach Angaben der Veranstalter unverändert. Das Match der deutschen Mannschaft am Freitag (18.00) in Nancy gegen Spanien war zunächst nicht betroffen.

Ligue-1-Spiele abgesagt

Auch auf König Fußball haben die Gelbwesten im Land des Weltmeisters spürbaren Einfluss: Sechs der zehn für das Wochenende geplanten Begegnungen der Ligue 1 wurden bis Donnerstagabend abgesagt.

Hintergrund sind Befürchtungen, dass es in der Grande Nation erneut zu einem "Schwarzen Samstag" mit gewaltsamen Protesten kommen könnte. Die Regierung hat alleine in Paris rund 8000 Sicherheitskräfte mobilisiert, 3400 mehr als am vergangenen Wochenende.

Besonders auf dem weltberühmten Boulevard Champs-Elysees und rund um den Triumphbogen werden Krawalle erwartet. Die Polizeipräfektur hat Geschäfte und Restaurants angewiesen, ihre Eingänge zu verbarrikadieren, um Plünderungen und eingeschlagene Schaufenster wie vergangenen Samstag zu vermeiden.

Frankreich: Proteste gegen Steuer- und Sozialpolitik der Regierung

Die Bewegung der Gelbwesten - dieses Kleidungsstück muss jeder Autofahrer in Frankreich in seinem Wagen für einen Pannenfall mit sich führen - geht gegen die Steuer- und Sozialpolitik der Regierung auf die Straße. Allein am vergangenen Samstag wurden nach Ausschreitungen in Paris 412 Personen festgenommen.

Nicht zuletzt der Ausfall des Ligue-1-Spiels zwischen Paris St. Germain und HSC Montpellier bringt den französischen Double-Gewinner mit seinem deutschen Trainer Thomas Tuchel in Terminnot.

Die französische Liga schlug PSG den 16. Januar als Ersatztermin vor. Paris stellt sich aber quer, weil der Verein sich zu diesem Zeitpunkt nach aktueller Planung im Kurztrainingslager in Katar - der Klub ist seit 2011 in katarischer Hand - befindet.

Als Alternative wird eine Austragung an einem Spieltag der Europa-League-Zwischenrunde im Februar diskutiert. Gegen diese Variante laufen allerdings die Dauerkarteninhaber von PSG Sturm, weil das Spiel vor dem Anpfiff im kleineren Europapokal (18.55 Uhr; d. Red.) beendet sein müsste. Auch die TV-Sender machen aus Sorge vor schlechten Einschaltquoten Druck.

Insgesamt wurden bis Freitagmittag sechs der zehn Begegnungen des 17. Spieltags abgesagt. Ein Antrag von Jean-Michel Aulas, dem Präsidenten von Olympique Lyon, den gesamten Spieltag zu verschieben, wurde von der Liga abgelehnt. Es sei einfacher, für einzelne Vereine einen Ausweichtermin zu finden als zwischen weiteren Liga-Terminen, Ligapokal, französischem Pokal, Länderspielen und Europapokalen bis Mai einen kompletten Spieltag neu anzusetzen. Nathalie Boy de la Tour, Präsidentin der französischen Liga, spielte die Auswirkungen der Absagen herunter: "Bei Schnee und Eis wurden auch schon Spieltermine verlegt."