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·25. Juni 2025
Ligue-1-Schock: Fragen und Antworten zum Lyon-Zwangsabstieg

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·25. Juni 2025
Olympique Lyon ist in Frankreich eine absolute Traditionsmannschaft. OL hat schon viele Jahre in der Champions League verbracht, schaffte es auch immer wieder, Akzente in der Ligue 1 zu setzen. Teilweise war man sogar Serienmeister.
In den letzten Jahren hat man aber vor allem finanziell das ein oder andere Problem zu lösen gehabt. In Frankreich traf das aufgrund der fehlenden Einnahmen aus TV-Deals, die mit Problemen bei der Vergabe der Rechte einhergingen, auf viele Klubs zu.
Man rechnete mit Einnahmen, die am Ende nicht kamen. Zugleich ging manch ein Klub ein finanzielles Risiko. Nun folgte bei OL der Schock: Nach einer Anhörung bei der Finanzaufsichtsbehörde wurde beschlossen, dass das Traditionsteam per Zwangsabstieg in die Ligue 2 muss! Doch wie kam es dazu? Und was kann das für Folgen haben? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Grob gesagt: Finanzielle Probleme waren am Ende ausschlaggebend. Vor der Anhörung bei der Finanzaufsichtsbehörde hatte sich OL-Eigentümer John Textor noch zuversichtlich gezeigt, nachdem er sieben Monate lang versucht hatte, die Bilanz des Vereins wieder ins Gleichgewicht zu bringen. „Alles ist finanziell solide“, versicherte der Vorsitzende der Eagle Football Holding. Nach einer Finanzspritze in Höhe von 83 Millionen Euro hatte es erst im Januar eine Einigung mit den Gläubigern des Klubs gegeben. Auch hatte Lyon über einen freiwilligen Abfindungsplan für rund hundert Mitarbeiter und den Abgang hochkarätiger Spieler wie Klub-Ikone Alexandre Lacazette die Gehälter reduziert.
Doch das reichte nicht. Es gab Vorgaben, die erfüllt werden mussten und am Ende nicht erfüllt wurden. Deswegen wurde die Entscheidung getroffen, den Traditionsklub in die zweite Liga zu schicken. Schon vor den besagten sieben Monaten wurde Lyon mit einer solchen Maßnahme gedroht, wenn die Zahlen nicht in den grünen Bereich umschlagen.
Neben der schon angesprochenen Reduzierung der Gehälter wurde auch Rayan Cherki an Manchester City verkauft. Sein Wechsel brachte 36,5 Millionen Euro ein. Für Said Benrahma und Amin Sarr kassiert Lyon noch einmal knapp 16 Millionen Euro. Auf der Zugangsseite hat sich derweil nichts getan. Die Hoffnung war groß, dadurch in die finanziellen Leitplanken zu geraten. Doch das funktionierte nicht, was bei OL eine Art Schock ausgelöst hat.
Es kann und wird Protest eingelegt werden. Das kündigte Olympique schon am Dienstag an. Offiziell bestätigt ist dieser Protest noch nicht, aber das wird nach einer Konsultation mit den Anwälten des Klubs geschehen. Dann wird die Situation neu diskutiert, möglicherweise noch eine Nachfrist gewährt.
Das ist momentan schwer zu sagen. Auch die Experten in Frankreich sind sich dahingehend nicht sicher. Vor dem Zwangsabstieg von Girondins Bordeaux hatte der Klub ein wenig Zeit, um einen neuen Investor zu finden, was damals aber nicht erfolgreich beendet wurde. Die Sachlage in beiden Fällen ist aber nicht identisch.
Einem Bericht der L’Equipe vom Mittwoch zufolge ist das sehr unwahrscheinlich. Am Dienstag hat die DNCG (Direction Nationale du Contrôle de Gestion), die Finanzaufsichtsbehörde des französischen Fußballs, beschlossen, den vorläufigen Abstieg von Lyon aus der Ligue 2 aufgrund der steigenden Schulden von Eagle Football zu bestätigen. Das Problem ist hierbei: Eigentlich hatte Lyon mit der UEFA einen Deal ausgehandelt, der eine strenge Überwachung der Finanzen beinhaltet. Hierbei ging es auch darum, dass Lyon keine weiteren Schulden macht. Damit wäre – inklusive einer Geldstrafe in Millionenhöhe – die Teilnahme an der Europa League möglich gewesen. Dass es nun, wenn der Zwangsabstieg bestätigt wird, aber einen Ausschluss gibt, gilt als wahrscheinlich. Zumal OL dann nicht die Mittel hat, um die vereinbarte Strafe zu zahlen.
Das ist die letzte, aber vielleicht entscheidende Frage. Und diese kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht final beantwortet werden. Daran anschließend ist es auch interessant, welche Spieler nun zu einem Schnäppchen werden könnten. Und selbst mit gültigem Vertrag trifft das auf einige Spieler zu, die im Kader von OL stehen.
Medienberichten zufolge muss Lyon im Falle des Abstiegs verkaufen. Interessante Kandidaten sind Ex-Mainzer Moussa Niakhaté (29), Corentin Tolisso (30), Ernest Nuamah (21) oder Malick Fofana (20). Diese dürften alle für einen eher geringen Preis wechseln, weswegen die europäische Konkurrenz sicher schon ganz genau hinschaut, was gerade bei Lyon passiert.