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Maximilian von Stuckrad-Barre·13. April 2024

Lieber Abstiegskampf als Triple: Hat dieser Buli-Profi sie noch alle?

Artikelbild:Lieber Abstiegskampf als Triple: Hat dieser Buli-Profi sie noch alle?

Alles gewinnen, was zu gewinnen ist, jede potenzielle Trophäe am Ende der Saison in den Händen halten: Für die meisten Fußballer gibt es neben dem WM-Titel wohl nichts Größeres als den Gewinn eines Triples. Wenn man das dann möglicherweise auch noch hinbekommt, ohne dabei ein einziges Spiel zu verlieren, kann es für einen ehrgeizigen Bundesliga-Profi eigentlich nichts Besseres geben, oder? Ach doch, stimmt ja: den Abstiegskampf.

Genau den hat Nadiem Amiri sich nämlich freiwillig mit seinem Wintertransfer von Bayer Leverkusen zu Mainz 05 ertauscht. Am Deadline Day des Januar-Transferfensters wechselte der 27-Jährige vom kommenden Meister rund 200 Kilometer Richtung Südosten, was in der Tabelle 16 Plätze down south bedeutete. Von Platz eins auf den Relegationsrang 16, wo die 05er auch heute vor dem Duell mit Hoffenheim noch stehen. Statt des aktuell durchaus wahrscheinlichen Gewinns des Triples aus Deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Europa League könnte Amiris Saison nun mit dem Gang in Liga zwei enden. Die Frage muss deshalb erlaubt sein: Hat der Mann sie noch alle?


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Das vorweg: Ja, Nadiem Amiri ist, soweit sich das aus der Ferne beurteilen lässt, bei voller geistiger Gesundheit. Mehr noch: Für unüberlegte Entscheidungen ist er gar nicht der Typ. Das lässt sich auch daran zeigen, dass er Leverkusen erst im Winter verließ. Denn die Möglichkeit eines Wechsels gab es schon im letzten Sommer, als ein Klub aus England anklopfte.

"Leeds wollte mich unbedingt. Sie haben mir ein brutales Angebot hingelegt und mich gebeten, mir vor Ort einfach nur mal alles anzuschauen”, erklärte Amiri jüngst im Gespräch mit ‘watson’. Doch trotz der finanziell lukrativen Offerte wechselte er nicht zu Leeds United und entschied sich, wohlwissend, dass es mit regelmäßigen Einsatzzeiten eher schwierig werden würde, für eine weitere Halbsaison in Leverkusen.

“Ich konnte es mir […] nicht wirklich vorstellen, besonders aus familiären Gründen", begründete er im ‘watson’-Interview seinen Verbleib. In den familiären Gründen für das weitere halbe Jahr auf der Bayer-Ersatzbank liegt sicherlich auch der Grund dafür, dass er sechs Monate später dann doch wechselte. Bei Mainz kann Amiri in der Region und bei seiner Familie bleiben, gleichzeitig aber auch wieder regelmäßig spielen. Seit seiner Ankunft in Mainz hat er jedes Spiel gemacht, alle bis auf das erste sogar über 90 Minuten.

Aber nochmal: Abstiegskampf statt Triple? Da hätte man doch auch einfach noch das eine halbe Jahr dranhängen können, um sich anschließend im Sommer als Meister (und ja eventuell auch Pokalsieger und Euro-League-Gewinner) in Ruhe nach einem neuen Klub umschauen zu können. Oder?

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Trainer Xabi Alonso hätte ihm dabei nicht nur nicht Weg gestanden, er hätte sich über einen Amiri-Verbleib in Leverkusen sogar gefreut: "Nadiem ist ein Spieler, der immer eine hohe Energie, immer eine gute Mentalität zeigt in jedem Training. Er schafft auch in der Kabine eine gute Stimmung. Er kennt seine Situation, aber für uns ist er ein wertvoller Spieler", erklärte der Baske noch im November und stellte dabei klar: "Unsere Idee ist, dass er bis zum Saisonende bleibt."

Amiri wählte trotzdem den Wechsel in den Tabellenkeller und muss heute mit Mainz gegen Hoffenheim weiter um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen, während seine Ex-Kollegen bei Niederlagen von Bayern und Stuttgart gleichzeitig sogar schon auf dem Sofa Meister werden könnten. Doch genau da liegt der Schlüssel für die im ersten Moment etwas absurd anmutende Transferentscheidung. Amiri will im Sitzen keine Titel gewinnen.

Denn einen Großteil der Hinrunde hat er eben auf dem eigenen Hosenboden auf der Bayer-Bank verbracht, in der Rückrunde hätte es wohl nicht anders ausgehen. Laut eigenen Aussagen hätte ihm das auch die Freude am Titel genommen.

„Meine Einstellung im Fußball ist, dass es um einen selbst geht. Wenn ich nicht meinen Teil dazu beitragen kann, dann kann ich eine mögliche Meisterschaft auch nicht so feiern als die Spieler, die oft spielen”, so Amiri gegenüber der ‘Bild’. “Daher war für mich klar, wenn etwas Gutes kommt, wo ich spüre, dass das der richtige Schritt ist, werde ich es machen.“

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Aber inwiefern ist Mainz nun, wenn man mal kurz von der geographischen Nähe absieht, das Richtige? Die Antwort lieferte sein Trainer am Donnerstag, als er das heutige Spiel gegen Hoffenheim einordnete: "Für uns ist es das nächste Finale”, so Bo Henriksen, der die Mainzer seit seiner Amtsübernahme im Februar zwar wieder zurück auf die Siegerstraße, aber noch nicht aus der Gefahrenzone bringen konnte.

Mit seiner Einschätzung dürfte Henriksen Recht haben. Der hinter Mainz auf Platz 17 rangierende FC Köln hat nur einen Punkt weniger und auch gerade das Gewinnen für sich zurückentdeckt. Dazu hat Bochum auf dem rettenden Ufer des 15. Platzes noch drei Zähler Vorsprung. Soll heißen: In Mainz bekommt Nadiem Amiri, der unter Henriksen Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel ist, das, was er in Leverkusen aktuell nicht bekommen würde: Er wird Protagonist in mehreren Finals hintereinander sein. Und da muss wirklich alles gewonnen werden, was zu gewinnen ist.