OneFootball
Matti Peters·29. Juli 2024
In partnership with
Yahoo sportsOneFootball
Matti Peters·29. Juli 2024
Wenn der Ball ruht, werden die Klubs auf dem Transfermarkt tätig. Doch nicht jede Neuverpflichtung entpuppt sich als Glücksgriff und hinterher wird einem bewusst: Das war eher ein Griff ins Klo. Wir wollen deshalb regelmäßig an Transfers erinnern, die auf möglichst skurrile Weise richtig schief gelaufen sind.
"Lewandowski zu ersetzen, ist keine Last, sondern ein Ansporn", mit diesen Worten stellte sich Ciro Immobile einst als Sommerneuzugang von Borussia Dortmund vor. Der Italiener kam mit den Vorschusslorbeeren des Torschützenkönigs der Serie A für die Saison 2014/15 nach Dortmund.
Letztlich scheiterte Immobile aber nicht nur an der hohen Erwartungshaltung, sondern an fehlender Anpassung und sogar an ausbleibenden Abendessen. Als einer der größten Transferflops des BVB verpönt, ging es nach nur einer Saison auf Leihbasis zum FC Sevilla.
Rückbetrachtend sagte der italienische Angreifer Jahre nach dem Intermezzo: "Ich glaube, dass ich einfach zu einem ungünstigen Zeitpunkt nach Dortmund gewechselt bin, was die Mannschaft betrifft", so Immobile gegenüber der 'Sport Bild': "Der BVB wurde mit Jürgen Klopp 2011 und 2012 Meister und danach zweimal Zweiter. Vielleicht war dann die Luft raus."
Ungünstiger Zeitpunkt trifft es ziemlich gut. Denn innerhalb weniger Monate wurde aus dem einstigen Titelaspiranten ein Abstiegskandidat. Immobile war Teil einer historischen Hinrunde. 15 Punkte nach 17 Spielen ist bis heute die schlechteste BVB-Hinserie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel.
Das lag auch an der harmlosen Offensive, zu der nun auch mal Ciro Immobile gehörte. Die Ladehämmung frustrierte den Angreifer und so wurde aus "La dolce vita", dem süßen Leben, ganz schnell ein Trauerspiel.
Der damals 25-Jährige erlebte eine Art taktischen Kulturschock: "Wir spielen hier genau das Gegenteil von dem, was ich bisher gespielt habe." In Dortmund werde "in jedem Spiel der Gegner attackiert, mit Pressing und Gegenpressing." In Turin dagegen hätte er sich nach Ballverlusten lediglich zurückfallen lassen müssen und auf den nächsten Angriff warten können.
In genau diesen alten Trott verfiel Immobile immer wieder, wie Jürgen Klopp wenige Monate nach dessen BVB-Debüt auf einer Spieltagspressekonferenz betonte. Das Trainerteam wollte diese Angewohnheiten aufbrechen und den BVB-Stil einimpfen, allerdings schien bereits zur Halbserie der anfängliche "Ansporn" verflogen zu sein.
Dortmunds ehemaliger Sportdirektor Michael Zorc fasste den Fall Immobile einige Zeit nach dessen Abschied im 'kicker' kritisch zusammen: "So wie wir damals gespielt haben, passte er in der Rückschau einfach nicht zu uns. Er hat sich nicht genug darum bemüht, sich bei uns zu integrieren."
Es passte ins Bild, dass Immobile in der deutlich erfolgreicheren Rückrunde kaum noch Einsatzzeit bekam. Eine schwierige Zeit, in der er dann auch noch den Fehler machte und seinem Frust öffentlich Ausdruck verlieh: "Die Deutschen sind kalt, da kann man nichts machen", sagte er damals dem italienischen Magazin 'SportWeek'.
Er habe zudem Probleme mit dem Anschluss an die Mannschaft: "In den acht Monaten, seit denen ich hier bin, hat mich kein Teamkollege zu sich nach Hause zum Abendessen eingeladen." Damit trat er eine große mediale Diskussion los, in der sich sogar der BVB zu einem Statement genötigt sah.
Nach drei Toren in 24 Bundesligaspielen war das Abenteuer des Stürmers in Dortmund bereits wieder Geschichte und über Sevilla ging es schließlich zurück nach Italien, wo er zur alten Stärke fand. BVB-Fans fragen sich wohl noch heute: Was wäre wohl möglich gewesen, wenn Hummels und Co. Ciro Immobile mal zum Essen eingeladen hätten oder Kevin Großkreutz wenigstens nach dem Training mal einen Döner hätte springen lassen.