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·9. Februar 2022

Lena und Tim Oberdorf: Vom Garten in den Profifußball

Artikelbild:Lena und Tim Oberdorf: Vom Garten in den Profifußball

Lena Oberdorf und Tim Oberdorf sind eines von wenigen Geschwisterpaaren im deutschen Profifußball. Besonders erstaunlich sind die verschiedenen Werdegänge der beiden: Während Lena schon mit 17 Jahren ihr erstes Länderspiel bestritt, hat Tim erst mit 25 Jahren seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Es ist eine besondere Familiengeschichte, DFB.de hat mit beiden darüber gesprochen.

Lena und Tim Oberdorf haben nicht nur denselben Nachnamen, sie sind auch Geschwister. Sie sind sich charakterlich sehr ähnlich, aber ihre sportlichen Lebensläufe sind völlig gegensätzlich. Lena Oberdorf ist Ende des vergangenen Jahres gerade 20 Jahre alt geworden, sie zählt allerdings schon länger zu den besten Fußballerinnen in Deutschland. 23 Länderspiele hat sie bisher bestritten. Sie hat mit dem VfL Wolfsburg den DFB-Pokal gewonnen und die Vizemeisterschaft geholt. Sie wurde 2018 mit der Fritz-Walter-Medaille für besonders talentierte Fußballerinnen und Fußballer in Bronze ausgezeichnet. 2019 war es bereits Silber, 2020 dann Gold. Geht noch mehr?


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Tim Oberdorf: "Ich konzentriere mich erst mal voll auf Fußball"

Tim Oberdorf steht bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag. Der Zweitligist blickt bisher auf eine komplizierte Saison zurück. Aber der 25 Jahre alte Defensivspieler ist die positive Überraschung des Traditionsklubs. Im September vergangenen Jahres kam Tim Oberdorf erstmals bei den Profis zum Einsatz. Bis dahin spielte er in der Regionalliga West in der zweiten Mannschaft und war gerade dabei, sein Studium abzuschließen, um danach als Lehrer zu arbeiten. Aber plötzlich war der Innenverteidiger im Profifußball dabei - und ist seitdem aus der ersten Elf kaum noch wegzudenken.

"Für uns als Mannschaft läuft es nicht so, wie wir es uns selbst vorstellen", sagt Tim Oberdorf. "Wir müssen jetzt schnell punkten, um nicht in noch größere Schwierigkeiten zu kommen. Aber ich persönlich bin zufrieden. Ehrlich gesagt, lag mein Fokus darauf, mein Studium zu beenden - und das werde ich auch noch machen. Ich habe nur noch die Bachelorarbeit vor mir. Jetzt konzentriere ich mich jedoch erst mal voll auf den Fußball."

"Mir war immer klar, dass Lena es nach ganz oben schaffen würde"

Tim Oberdorf hat lange bei der TSG Sprockhövel gespielt. Mal in der Oberliga, mal in der Regionalliga. Im Sommer 2019 ist er in die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf gewechselt. Mit den Ambitionen, doch noch den ganz großen Sprung zu schaffen? "Natürlich hat man im Hinterkopf, dass man über diesen Weg vielleicht in den Profifußball kommen kann", sagt er. "Aber das war nicht der wichtigste Grund für den Wechsel. Ich wollte einfach mal etwas Neues ausprobieren und auf hohem Niveau in einem sehr professionell geführten Verein Fußball spielen."

Seine Schwester Lena war ihm zu diesem Zeitpunkt bereits einige Schritte voraus. Auch sie spielte lange bei der TSG Sprockhövel, ausschließlich in Jungenmannschaften übrigens. 2018 ging sie zur SGS Essen und feierte dort ihre Premiere in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga - mit gerade mal 16 Jahren. Schon da schien klar, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis sie auch ihr Debüt in der Nationalmannschaft feiern würde.

"Man hat früh gesehen, dass Lena ein sehr großes Talent ist", sagt Tim Oberdorf. "Mir war eigentlich immer klar, dass sie es nach ganz oben schaffen würde, wenn keine großen Verletzungen dazwischenkommen. Schon damals, als sie noch mit mir und unseren Freunden gespielt hat, konnte sie immer voll mithalten. Lena hat die Fähigkeit, sich sehr schnell auch einem höheren Niveau anzupassen."

Lena Oberdorf: "Bei Tim geht es nur noch bergauf"

Der Weg von Tim Oberdorf hingegen war komplizierter. "Er musste sehr viel investieren", sagt Lena Oberdorf. "Er war nicht immer der große und breite Innenverteidiger, der er heute ist. Bis zu den B-Junioren war er oft einer der Kleinsten in seiner Mannschaft. Ich weiß nicht, wie viele zusätzliche Krafteinheiten er im Fitnessraum gemacht hat, um Muskeln aufzubauen. Aber dann kam ein Schub, der ihn weit nach vorne gebracht hat. Seit den A-Junioren geht es bei ihm nur noch bergauf. Ich freue mich riesig über diese Entwicklung, die er genommen hat. Ich bin stolz darauf, wie er alle Hindernisse aus dem Weg geräumt hat."

Beide denken gerne an ihre gemeinsame Zeit - auch mit ihrer Schwester - im eigenen Garten zurück, wenn sie mit der Familie oder Eins-gegen-Eins auf kleine Tore dort gespielt haben. "Wenn wir zu fest und unplatziert geschossen haben, flog der Ball über den Zaun und rollte die gesamte Straße hinunter", sagt Lena Oberdorf und muss lachen. "Dann gab es immer eine kurze Diskussion, wer den Ball holen muss. Ich weiß nicht, wie oft ich die Straße heruntergesprintet bin."

Beim Kick mit den Nachbarskindern war Lena stets die Jüngste. Sie musste früh lernen, sich auch gegen Größere durchzusetzen. Heute kommt ihr das auf dem Rasen oft zugute: "Diese Zeit war sehr wichtig für meine Karriere. Ich wollte als junger Hüpfer immer zeigen, dass ich es kann."

Lena will zur EM, Tim den Zweitligaabstieg verhindern

Die gesamte Familie Oberdorf ist bis heute fußballverrückt. Wenn die Corona-Bestimmungen es zulassen, vergeht kaum ein Wochenende, an dem Mutter oder Vater oder beide nicht irgendwo in Deutschland auf einer Tribüne sitzen, um Lena oder Tim beim Fußballspielen zumindest moralisch zu unterstützen. "Beide stehen extrem hinter uns und unterstützen uns auf unserem Weg", sagt Lena Oberdorf. "Es tut gut, das zu wissen. Immer, wenn es möglich ist, sind sie dabei."

Bereits jetzt ist abzusehen, dass das Jahr 2022 für Lena und Tim Oberdorf richtungsweisend sein wird. Lena spielt mit dem VfL Wolfsburg erneut um drei Titel. Champions League, DFB-Pokal, Bundesliga - in allen drei Wettbewerben ist noch alles möglich. Und dann kommt im Sommer die Europameisterschaft in England. Diesem Turnier fiebert sie bereits entgegen.

Für Tim geht es darum, seine gute Leistungen bei der Fortuna bisher zu bestätigen - und so seinen Teil dazu beizutragen, dass Düsseldorf gar nicht erst in größeren Abstiegssorgen kommt. Gemeinsam haben sie bisher immer ihre Ziele erreicht.

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