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·25. Mai 2024

Lemke im Interview: "Cottbus wird wieder anders wahrgenommen"

Artikelbild:Lemke im Interview: "Cottbus wird wieder anders wahrgenommen"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Sebastian Lemke, Präsident des FC Energie Cottbus, über die Rückkehr in die 3. Liga, Partystimmung und Euphorie in der Region sowie Planungen und Herausforderungen für die kommende Drittliga-Saison.

"So zurückzukommen – das schafft nicht jeder"

liga3-online.de: Der FC Energie Cottbus lechzte lange danach, jetzt hat es mit der Rückkehr in die 3. Liga geklappt. Wie groß ist die Freude – und auch die Erleichterung – im Verein, Herr Lemke?


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Sebastian Lemke: Die Freude ist nicht in Worte zu fassen. In der gesamten Region ist in den letzten Jahren viel gewachsen, und der Support ist gigantisch. Der Zuschauerschnitt in den letzten Regionalliga-Spielen (regelmäßig über 15.000 Fans, d. Red.) beweist das noch einmal. Alle haben danach gelechzt und wir sind sehr happy, dass unser Dreijahresplan tatsächlich so realisiert werden konnte. Man darf nicht vergessen, dass wir vergangene Saison mit der Niederlage in der Relegation gegen die SpVgg Unterhaching einen herben Rückschlag erlebt haben. So zurückzukommen – das schafft nicht jeder. Unser Aufstieg ist hochverdient und es schwingt sicher auch Erleichterung mit.

Wie groß war die Party danach?

Details werde ich nicht verraten. (lacht) Wir haben mit der Mannschaft, dem Staff und Vereinsmitarbeitern gebührend gefeiert. Zwar steht noch das Pokalfinale im Landespokal gegen den SV Babelsberg an, aber es wäre vermessen gewesen, nach einem so großen Erfolg nicht zu feiern. Es gab einen großen Empfang am Altmarkt, mit tausenden Menschen ging es bis tief in die Nacht. Ich selbst bin nur morgens kurz eingeschlafen, danach hatten wir ein Mittagessen mit der Mannschaft. Anschließend ging es weiter – so wie ich gehört habe, gab es bis Dienstag vereinzelte Zusammenkünfte.

Wie ist der Erfolg in dieser Saison in der Regionalliga Nordost zu bewerten?

Die Ausgangslage war noch schwieriger als in der vorherigen Saison – auch aufgrund des direkten Aufstiegsplatzes. Ich formuliere es mal so: Es wurden von anderen Teams teilweise verrückte Dinge unternommen, um oben mitzumischen. Die Qualität in der Liga war dementsprechend sehr hoch und es hat mich nicht gewundert, dass das Titelrennen erst am letzten Spieltag entschieden wurde. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Greifswald und auch Viktoria Berlin, der BFC Dynamo und unser Pokalgegner Babelsberg waren bis kurz vor Schluss ernstzunehmende Konkurrenten.

Das Pokalfinale im Landespokal steht am Samstag an. Dort wollen Sie die Saison sicher nun vergolden!

Klar – als Rekordpokalsieger in Brandenburg wollen wir den Pokal definitiv holen. Mit dem Double würden wir nicht nur die Saison vergolden. Der Pokalsieg ist außerdem wichtig, um uns für den DFB-Pokal zu qualifizieren.

Wie groß ist die Euphorie in der Stadt – was ist aktuell in Cottbus los?

Die Rückkehr in die 3. Liga ist für die Stadt und die Region viel mehr als nur ein sportlicher Erfolg. Es verändert sich derzeit viel, die Region steht unter anderem mit dem Ende des Kohleabbaus in den nächsten Jahren vor einem Strukturwandel. Die Menschen hier fragen sich gerade, was die Zukunft bringt. Der Aufstieg trägt dazu bei, dass Cottbus wieder anders wahrgenommen wird, die Menschen eine höhere Identifikation haben und sich wohler fühlen.

"Möchten den Verein auf ein anderes Level heben"

Die Kaderplanungen laufen bereits auf Hochtouren. Mit Stürmer Romario Hajrulla von Rot-Weiß Erfurt gab es schon den ersten Neuzugang. Wie soll der Kader nächste Saison aussehen?

Es wird nur kleinere Anpassungen geben und wir werden den Kader punktuell verstärken. Wir sind als Team gut zusammengewachsen, sind gemeinsam Meister geworden und aufgestiegen. Es gibt keinen Grund, jetzt eine größere Umstrukturierung anzustreben.

Kapitän Axel Borgmann war beinahe die gesamte Saison mit einem Kreuzbandriss verletzt. Wie ist der Stand bei ihm – wird er für die 3. Liga fest eingeplant?

Axel ist ein außergewöhnlicher Mensch, der unseren Verein seit fünf Jahren begleitet. Er wollte immer unbedingt mit Energie Cottbus aufsteigen und man merkt, was ihm der Klub bedeutet. Derzeit befindet er sich im Aufbautraining und bis er wieder fit ist, wird es noch eine Weile dauern. Axel wird aber definitiv ein fester und wichtiger Bestandteil unseres Drittligakaders sein.

Was gibt es neben den Kaderplanungen aktuell für Herausforderungen für die erste Drittligasaison seit 2019?

Wir möchten den Verein als Ganzes auf ein anderes Level heben und Strukturen schaffen, die langfristig auf Profiniveau sind. Aus wirtschaftlicher Sicht wird das aber nicht einfach. Uns ist bewusst, dass in der 3. Liga nicht das große Geld auf uns wartet. Im Gegenteil: Mit den Anforderungen an die Vereine ist es fast schwieriger als in der Regionalliga, finanziell zu bestehen.

Mit welchem sportlichen Ziel startet Cottbus in die nächste Saison?

Beim letzten Mal in der 3. Liga sind wir direkt wieder abgestiegen – und das maximal dramatisch mit 45 Zählern und nur einem fehlenden Treffer in unserer Tordifferenz. Wir werden daher sehr demütig in die Spielzeit starten. Der Klassenverbleib ist das einzige Ziel, das wir uns stecken.

Der Durchmarsch aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga ist aber durchaus im Trend…

(lacht) Wir würden uns nicht dagegen wehren, wenn wir wirklich oben mitspielen sollten. Aber auch, wenn mit Elversberg in der vergangenen Saison und jetzt mit Ulm und Münster einige Teams den Durchmarsch zuletzt geschafft haben: Wir dürfen nicht vergessen, dass all diese Aufstiege außergewöhnliche Leistungen waren – und alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Wir sprechen hier jeweils von Fußballmärchen, die durch viel harte Arbeit und auch den einen oder anderen glücklichen Umstand entstanden sind.

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