
Löwenmagazin
·14. Mai 2025
Lärm im Grünwalder Stadion – Geschmackloser Kriegs-Vergleich einer Politikerin

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·14. Mai 2025
Eine Gesellschaft ohne ständige Beschwerden bei den Behörden, das gibt es wohl kaum mehr. Von der Forderung eines Verbotes von Kuhglocken, Kirchenglocken oder Beschwerden über traditionelle Feste wie Maifest, Feuerfest oder Burschenfest – vereinzelt wollen einzelne Bürger Verbote jeglichen Lärms. Dabei geht es immer wieder auch um das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße.
Geschmacklos nun ein Vergleich von Heimspielen des TSV 1860 München. Melly Kieweg von der Bürgerinitiative „Mehr Platz zum Leben“ erklärt gegenüber der tz München: „Wenn ein Spiel stattfindet, klingt die Umgebung wie ein Kriegsgebiet.“ Sie ist parteifreies Mitglied des Bezirksausschusses 18 Untergiesing-Harlaching.
Jubelnde Fans, Trommeln, Musik und Stadionsprecher über Lautsprecher mit dem Heulen von Sirenen, dem Pfeifen von Granaten, dem Klang von Maschinengewehren zu vergleichen, wird der Thematik sicherlich nicht gerecht. 2019 gab es zuletzt Beschwerden von Anwohnern. Sie kündigten auch eine Klage gegen die Stadt München an. Ein Anwalt stünde „Gewehr bei Fuß“ hieß es damals. Die Kosten für den Prozess seien gedeckt. Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen. Es ist also ein immer wiederkehrender medialer Vorstoß, der recht schnell wieder abklingt.
Tatsächlich aber sollte die Stadt sich Gedanken über bestmöglichen Lärmschutz machen.
Angefangen mit den Lautsprechern. Die sind oftmals übersteuert – man mutet ihnen also mehr Leistung zu, als die Boxen, die im Sommer 2018 errichtet wurden, leisten können. Angenehm ist das in den Ohren manchmal nicht. Doch runterregeln kann der TSV 1860 diese Lautsprecher wohl nicht. Der BA-Sportbeauftragte Michael Sporrer bestätigt: „Die Stadt München als Vermieter des Stadions hat die Lautsprecher eingestellt. Der TSV 1860 München übernimmt das nur.“ Hier könnte man aber in jedem Fall etwas machen. Vor allem sollte man prüfen, was an Lautstärke notwendig ist. Es gibt hier wohl Vorgaben seitens des Verbandes. Aus Sicherheitsgründen.
Und zuletzt bleibt die Frage nach einem Umbau. Ein Dach könnte den Lärm nach außen deutlich reduzieren. Nachdem bislang seitens HAM International keine Konzeption für einen möglichen Neubau an anderer Stelle kam, wird Dr. Christian Werner gemeinsam mit den Gesellschaftern sich nun ohnehin für einen Verbleib im Grünwalder Stadion aussprechen müssen. Heißt: man kann dann auch endlich die Zweitligatauglichkeit in Angriff nehmen und dann auch denn Lärmschutz verbessern.
„Das Stadion an der Grünwalder Straße gibt es seit 1911, Fußball ist Teil unserer Viertelkultur“, meint Grünen-Politiker Norbert Weigler gegenüber der tz München. Er sieht kein Problem darin, dass alle zwei Wochen für drei Stunden Heimspiele ausgetragen werden, die etwas lauter sind. Das müsse man als Anwohner in solch einem Viertel ertragen können. Und Bezirksausschuss-Mitglied Johannes Stöckel von der CSU meint: „Es muss doch möglich sein, die Belange beider Interessengruppen unter einen Hut zu kriegen“. Wo man wieder bei einem sinnvollen Umbau des Stadions ist. Und vielleicht muss die Stadt München die Einstellung der Lautsprecher überdenken. Das zuständige Referat in der Stadt München scheint die Problematik dabei wohl nun anzugehen, heißt es bei der tz München.
Interessant übrigens, was die Firma schreibt, die im Jahr 2018 die Boxen installiert hat:
„Hingegen moderner Stadion-Neubauten verfügt das Grünwalder Stadion über eine Leichtathletikanlage. Damit ist der Komplex entsprechend weitläufig und darüber hinaus keine leichte Umgebung für die Integration einer modernen Beschallungs- und ENS-Alarmierungsanlage. (…) Im Grünwälder Stadion kommen die Installationslautsprecher der Electro-Voice EVH/EVF-Serie zum Einsatz. Die Anordnung entlang des Stadionrunds erfolgte dabei in Clustern. Für den Antrieb der insgesamt 48 Cluster sorgen 50 Promatrix 8000 Leistungsverstärker der DPA Serie mit jeweils 500 Watt Leistung. (…) Im Jahre 2018 wurde die Zuschauerkapazität erhöht. Um die nun vorgeschriebenen Pegel-Werte zu erreichen, waren weitere Masten mit Lautsprecherclustern notwendig. ETW erhielt auch diesen Auftrag. Die Entscheidung fiel dabei weiterhin auf die Lautsprecher aus der ElectroVoice EVH/EVF Serie.„