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·10. September 2020
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·10. September 2020
Am Wochenende beginnt die neue Saison in La Liga. Im vierten Teil unserer 90PLUS-Saisonvorschau nehmen wir den FC Villarreal, Real Sociedad, Deportivo Alaves und den FC Cadiz unter die Lupe.
Letzte Saison: 5. Platz
Nach einem echten Ausreißer nach unten hat sich der FC Villarreal in der abgelaufenen Saison wieder in seine üblichen Gefilde zurückgekämpft und den fünften Platz erreicht. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt auch auf die Arbeit von Erfolgstrainer Javier Calleja (42) zurückzuführen, der bereits im Dezember 2018 entlassen wurde, nur um Ende Januar 2019 wieder zu übernehmen und zumindest den Klassenerhalt zu sichern, bevor er dann in dieser Saison wieder an die alten Erfolge anknüpfen konnte. Trotzdem reichte auch der fünfte Platz nicht, um im Amt zu bleiben. Er musste im Sommer erneut gehen und für Unai Emery (48), der in Spanien nach wie vor einen hervorragenden Ruf genießt, Platz zu machen.
Um diese Entscheidung besser verstehen zu können, lohnt sich ein Blick auf den Saisonverlauf. Die Endplatzierung täuscht nämlich ein wenig darüber hinweg, dass sich Villarreal über weite Strecken der Saison extrem inkonstant präsentierte und die meiste Zeit im Niemandsland der Tabelle verbrachte. Auf dem fünften Platz stand die Mannschaft erstmals am 33. Spieltag, was man wiederum vor allem einem starken Endspurt und der schwächelnden Konkurrenz zu verdanken hatte. Die 60 erzielten Punkte hätten z.B. nur in drei der vorherigen zehn Spielzeiten zu Platz 5 gereicht.
Außerdem dürften sich die Verantwortlichen auch daran gestört haben, dass Calleja es erneut nicht hinbekam die Defensive zu stabilisieren. Nach 50 Gegentoren in der Saison 2017/18 und 52 Gegentoren in der letzten Saison, waren es erneut 49 Gegentore, was im Vergleich nur dem zehntbesten Wert der Liga entspricht.
Dagegen steht allerdings, dass Villarreal mit 63 erzielten Toren die drittbeste Offensive stellte und nach der xG-Statistik von understat.comsogar mit fast 66 Toren hätte rechnen dürfen. Zudem ist es auch durchaus Callejas Verdienst, dass Gerard Moreno (28) in seinem zweiten Jahr auch endlich richtig angekommen ist und mit 18 Ligatreffern zum besten Torjäger der Mannschaft avancierte.
Emery tritt in Villarreal also kein allzu leichtes Erbe an, zumal er auf den zweitbesten Scorer (elf Tore, zehn Assists) der Vorsaison und Führungsspieler Santi Cazorla (35) verzichten muss, der im Sommer ablösefrei nach Katar zu Al Sadd wechselte. Er dürfte sich trotzdem nicht allzu sehr grämen, schließlich wurden ihm mit Francis Coquelin (29), Dani Parejo (31), Geronimo Rulli (28) und Takefusa Kubo (19) gleich vier hochkarätige Neuzugänge zur Verfügung gestellt.
Die ablösefreie Verpflichtung von Parejo dürfte der wohl größte Coup sein. Der zentrale Mittelfeldspieler war bis zum Sommer Kapitän des FC Valencia und hatte auch noch einen gültigen Vertrag bei den „Fledermäusen“, doch die enormen finanziellen Schwierigkeiten und sein hohes Gehalt machten einen ablösefreien Wechsel möglich.
Parejo arbeitete schon in der Saison 2011/12 mit Unai Emery zusammen (damals noch in Valencia) und galt auch zu dessen Amtszeit beim FC Arsenal als sein erklärte Wunschspieler. Valencia soll damals sogar ein Angebot über 30 Millionen Euro Arsenals für ihn ausgeschlagen haben – nun also so.
Trotz seines mittlerweile etwas fortgeschrittenen Alters, ist Parejo immer noch ein extrem dominanter Spieler. Mit durchschnittlich 64,1 Pässen pro Spiel war er in der abgelaufenen Saison ligaweit der neuntbeste Spieler in dieser Kategorie, bei einer Passgenauigkeit von 86,3%. Mit durchschnittlich 1,7 Key Passes pro Spiel zählte er auch in dieser Kategorie zur Elite (11.) und bewies seinen hohen Wert für das Spiel seiner Mannschaft.
Mit Kubo wurde außerdem der elftbeste Dribbler der Liga verpflichtet, auf Leihbasis von Real Madrid. Mit seinem Tempo, seiner herausragenden Technik und seinem niedrigen Körperschwerpunkt ist er nur schwer zu bremsen und gibt Emery eine weitere Option für den Flügel. Coquelin, der ebenfalls vom FC Valencia kam und 6,5 Millionen Euro kostete, stellt unterdessen eine vielseitige Option im Mittelfeld dar, während Rulli (Real Sociedad/fünf Millionen Euro Ablöse) den Konkurrenzkampf im Tor anheizen und Stammkeeper Sergio Asenjo (31) herausfordern soll.
Durch die Verkäufe von Toko Ekambi (27, Lyon, 11,5 Millionen Euro), Enes Ünal (23, Getafe, neun Millionen Euro) und Alvaro Gonzalez (30, Marseille, vier Millionen Euro) wurde zudem ein zweistelliger Transferüberschuss erwirtschaftet, der es Villarreal ermöglichen könnte, noch weitere Spieler zu verpflichten. Der derzeit vereinslose Flügelspieler Jose Callejon (33) gilt als heißer Kandidat, größerer Bedarf bestünde allerdings in der Innenverteidigung, wo es, neben dem verletzungsanfälligen Ramiro Funes Mori (29), noch einen weiteren Backup für die Stammspieler Raul Albiol (35) und Pau Torres (23) bräuchte.
Es dürfte allerdings auch interessant zu sehen sein, wie Emery Villarreal spielen lässt. Bei seinen vorherigen Stationen (u.a. Arsenal, PSG, Sevilla, Valencia) setzte er zumeist auf ein 4-2-3-1-System mit extrem offensiven Außenverteidigern und nach innen ziehenden Außenstürmern, die die Halbräume besetzen und von dort gefährlich werden sollen. Er steht für ein gepflegtes Ballbesitzspiel und ein hochintensives Pressing und Gegenpressing.
Diesem Ideal kam er in seiner Zeit beim FC Sevilla wohl am nächsten, was auch durchaus der Prototyp für sein „neues“ Villarreal sein könnte. Mit Ruben Peña (29) und Alfonso Pedraza (29) verfügt er zudem über die entsprechenden Außenverteidiger, während Kubo, Javi Ontiveros (23) und Samu Chukwueze (21) durchaus auch dem Anforderungsprofil für die Flügelstürmer entsprechen.
Besonders spannend dürfte aber vor allem die Frage sein, wie er die Stürmer- und ggf. „Zehner“-Positionen besetzen würde. Mit Carlos Bacca (34) und Vicente Iborra (32) stehen zwei Spieler im Kader, mit denen Emery schon beim FC Sevilla höchsterfolgreich zusammengearbeitet hat, auch wenn Paco Alcacer (27, kennt Emery noch aus Valencia) und Moreno zumindest nominell die erste Wahl wären.
Der 23-jährige Innenverteidiger hat eine tolle Entwicklung hinter sich. Nachdem er seine ersten zwei Profi-Jahre in Villarreals zweiter Mannschaft verbringen musste, schaffte er in der Saison 2018/19, die Torres auf Leihbasis beim FC Malaga verbrachte, den Durchbruch. Er konnte vollauf überzeugen und kehrte mit großem Selbstvertrauen zu seinem Stammverein zurück, wo er in der letzten Spielzeit auch auf Anhieb Stammspieler und wenig später sogar Nationalspieler wurde.
Angesichts dieser Entwicklung, ist es wenig verwunderlich, dass er mit Vereinen wie dem FC Barcelona in Verbindung gebracht wurde, doch er hat noch bis 2024 Vertrag und die 50-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel dürfte reichen, um ihn zumindest noch ein Jahr im „La Ceramica“ halten zu können.
Der 1,91m-große Linksfuß besticht mit einem sehr guten Stellungs- und Kopfballspiel, seinem Antizipationsvermögen und seinem sicheren Passspiel und dürfte auch euch sofort ins Auge fallen, wenn ihr ein Spiel des „gelben U-Boots“ seht.
Auch wenn ein Trainerwechsel immer eine gewisse Unsicherheit mit sich bringt, spricht viel dafür, dass der FC Villarreal seine positive Entwicklung fortsetzt. Die Neuzugänge und Emerys vorheriges Wirken in La Liga sind vielversprechend und wecken eine gewisse Hoffnung, dass es vielleicht sogar für Platz 4 reichen könnte. An manchen Stellen fehlt es dem Kader aber an Tiefe, sodass es dazu auch etwas Glück braucht. Realistisch für das Team dürfte daher Platz 4 bis 7 sein.
Letzte Saison: 6. Platz
Real Sociedad beendete die Saison 2019/20 in La Liga auf dem sechsten Platz. Für die Basken war dies am Ende eine sehr gute Platzierung, zwischenzeitlich träumte La Real allerdings sogar von der Champions League. Der gute und sehr ausgewogene Kader spielte phasenweise auf extrem hohem Niveau, war sehr effizient und spielfreudig. Im Gedächtnis bleibt vor allem der 4:3-Sieg in der Copa del Rey gegen Real Madrid.
Dass die Basken in der kommenden Saison in der Europa League spielen, ist aber definitiv schon ein großer Erfolg. Der spanische Meister von 1981 und 1982 fühlte sich punktuell an alte, glorreiche Zeiten erinnert. Trainer Imanol Alguacil (49) ist dabei der Architekt des Erfolgs, zusammen mit den anderen Verantwortlichen. Die Transferpolitik bestehend aus jungen Talenten, die fest verpflichtet oder von großen Klubs ausgeliehen werden in Verbindung mit sehr cleveren Ergänzungen ist der Schlüssel zum Erfolg. Zudem machte Alguacil den ein oder anderen Spieler, der schon seit längerer Zeit zum Kader gehörte, schlichtweg besser.
In diesem Sommer gibt es viele Klubs, die sich auf dem Transfermarkt zurückhalten. Zu diesem Klubs gehört auch Real Sociedad: Geronimo Rulli (28) wechselte zu Villarreal, der erfahrene Raul Navas (32) nach Osasuna. David Zurutuza (34) beendet seine Karriere und Martin Ödegaard (21), das große norwegische Talent, kehrte nach seiner Leihe zu Real Madrid zurück. Der Ödegaard-Verlust schmerzt natürlich, nicht nur wegen seiner 16 Torbeteiligungen. Der Norweger war vielmehr Dreh- und Angelpunkt im Spiel seiner Mannschaft, initiierte viele Angriffe schon aus der Tiefe heraus.
Er musste ersetzt werden – und das gelang “La Real” auch. Altmeister David Silva (34) wurde ablösefrei von Manchester City verpflichtet. Zum alten Eisen gehört der Spielmacher aber noch nicht. Silva vermag zwar nicht Woche für Woche 90 Minuten über den Platz rennen, aber er stellt definitiv eine Verstärkung für diese Mannschaft dar. Auf der Zugangsseite ist der bisherige Sommer damit schon erzählt, denn außer dem aus der zweiten Mannschaft beförderten Martin Zubimendi (21) und einigen Leihrrückkehrern tat sich nichts.
Das war aber auch nicht unbedingt nötig. Der erste Blick auf den Kader zeigt bereits, dass 28 Spieler im Aufgebot von Real Sociedad stehen. Das Durchschnittsalter ist mit 25,8 Jahren nahezu ideal. Und in allen Mannschaftsteilen stehen sehr gute Spieler zur Verfügung. Auf der Torhüterposition hat Alex Remiro (25) eine Stammplatz, in der Innenverteidigung stechen Robin Le Normand (23) und Diego Llorente (27) hervor. Joseba Zaldua (28) und Nacho Monreal (34) sind äußerst zuverlässige Außenverteidiger, das Prunkstück ist aber das Mittelfeldzentrum.
Mit Igor Zubeldia (23), Asier Illarramendi (30), Mikel Merino (24) und Ander Guevara (23) ist “La Real” hier extrem gut besetzt. Die Mischung stimmt, Zubeldia ist ein sehr cleverer, defensivorientierter Spieler, während Illarramendi den Ball sehr gut verteilen kann und Merino als Bindeglied fungiert. Auf der Außenbahn ist Mikel Oyarzabal (23) zuhause, der als Star des Teams gilt. Er wurde im Sommer mit Manchester City in Verbindung gebracht – als Nachfolger von Leroy Sane (24).
Auch Portu (28) oder Ander Barrenetxea (18) spielen auf der Außenbahn ein gute Rolle. Willian José (28) und der sehr talentierte Alexander Isak (20) stechen im Angriffszentrum hervor. Die Homogenität in diesem Kader ist beeindruckend, signifikante Schwachstellen sind auf Anhieb nicht zu erkennen. Selbst für die Doppelbelastung durch den Europapokal ist die Alguacil-Elf sehr gut gerüstet. Falls noch Bedarf besteht, dann wohl am ehesten im Zehnerraum. Denn dort kann David Silva bekanntermaßen nicht jedes Spiel absolvieren.
In der Vorsaison spielte Real Sociedad häufig in einem 4-2-3-1-System, dieses wurde aber keinesfalls stur durchgezogen. Varianten wie ein 4-3-3 oder 5-3-2 zählten situativ auch zum Repertoire der Basken. Alguacil ist es wichtig, dass sich seine Mannschaft jeder Situation anpassen kann. Der Zug nach vorne ist dabei sehr beeindruckend, der offensive Ansatz des Teams in nahezu jedem Spiel sichtbar. Der Spielaufbau ist sehr geordnet, das Mittelfeld in der Lage, das Spiel zu kontrollieren und die Offensive kann auch sehr defensiv eingestellte Mannschaften knacken.
Probleme gab es allerdings fraglos in der Rückwärtsbewegung. 48 Tore kassierte Real Sociedad – der Höchstwert der besten acht Mannschaften in der Liga. Die Balance muss also noch verbessert werden, damit die Saison 2019/20 bestätigt werden kann. Gelingt das, sind die Voraussetzungen für La Real sehr gut, zumal der ein oder andere junge Spieler durchaus in der Lage ist, einen Schritt nach vorne zu machen.
Der erst 18-jährige Offensivspieler Ander Barrenetxea hat in der vergangenen Saison 23 Pflichtspiele für Real Sociedad absolviert. Das wären durchaus noch mehr geworden, hätte er nicht gleich zweimal an einer Muskelverletzung laboriert. Barrenetxea überzeugte vor allem in der Copa del Rey, hier gelangen ihm drei Tore und zwei Vorlagen.
810 Pflichtspielminuten absolvierte der Linksaußen in der Vorsaison, das Ziel für 2020/21 ist klar: Es sollen mehr werden. Bleibt Barrenetxea von Verletzungen verschont, kann er in diesem gewohnten Umfeld den nächsten Schritt gehen. Imanol Alguacil ist ein Trainer, der auf junge Spieler setzt – und auch das könnte ein Vorteil sein.
Real Sociedad bringt alles mit, um auch in der kommenden Spielzeit eine sehr gute Rolle zu spielen. Die individuelle Klasse ist hoch, die Mannschaft eingespielt. Ein Platz unter den ersten sechs ist ein Ziel, das durchaus realistisch ist, wenn La Real von den schlimmsten Verletzungssorgen verschont bleibt.
Letzte Saison: 16. Platz
Die vergangenen Saison sollte Deportivo Alaves schnellstmöglich vergessen. Fast die komplette Spielzeit über steckte man im unteren Drittel der Tabelle fest und kämpfte gegen den Abstieg. Richtig brenzlig wurde es für Alaves primär nach dem Re-Start. Acht der elf Partien nach Wiederbeginn gingen verloren, darunter war auch ein 0:6 (!) gegen Celta Vigo, das den Klassenerhalt erst am letzten Spieltag sicherte.
Um in der neuen Saison wieder erfolgreicher zu agieren, braucht es unter dem neuen Trainer Pablo Machin (45) eine wesentlich effektivere Offensivreihe (34 Treffer, viertschlechtester Angriff in der Vorsaison) und eine deutlich stabilere Abwehrreihe (59 Gegentore, drittschlechteste Verteidigung). Ob dies so in der Form jedoch auch klappt, steht auf einem anderen Papier…
Die Neuzugänge von Deportivo Alaves lassen sich bislang an einer Hand abzählen. Verpflichtet wurde lediglich Carlos Isaac (22, Atletico Madrid B), ausgeliehen wurden zudem Deyverson (29, Palmeiras) und Rodrigo Battaglia (29, Sporting Lissabon). Außerdem kehren eine Reihe von Leihspielern zurück, unter anderem Angreifer John Guidetti (28), der bei Hannover 96 nicht ausreichend Erfolg für eine Weiterbeschäftigung hatte.
Abgegeben wurden währenddessen Ermedin Demirovic (22, SC Freiburg), Patrick Twumasi (26, Hannover 96) und leihweise Ramon Mierez (23, NK Osijek), Neuzugang Carlos Isaac (Albacete), Jose Luis Rodriguez (22, CD Lugo) und Olivier Verdon (24, Ludogorets). Zudem endeten mit unter anderem Aleix Vidal (30) und Oliver Burke (23) einige Leihgeschäfte.
Der Kader von Alaves bleibt also derzeit noch quasi unverändert. Dies kann und wird sich noch ändern, das Transferfenster ist noch bis zum 5. Oktober offen. Je nach Saisonverlauf sind also weitere Geschäfte keinesfalls auszuschließen.
Nachdem in der vergangenen Saison erst spät der Klassenerhalt gesichert worden ist, soll die nun startende Punktrunde in vielen Bereichen positiver verlaufen. Dafür verantwortlich ist seit Anfang August Pablo Machin, der in La Liga bereits einige Trainerstationen hinter sich hat. Mit Girona schaffte er Aufstieg und Klassenerhalt, mit dem FC Sevilla und Espanyol Barcelona gelang es ihm jedoch jeweils nicht eine Saison zu beenden. Nun für ihn der nächste Anlauf, die vermeintlichen Außenseiter – wie Alaves – könnten ihm womöglich besser liegen. Machin lässt in der Regel ein 3-4-1-2 spielen, welches seinen Mannschaften ein wenig Variabilität verleiht. Sowohl im offensiven als auch im defensiven Bereich kann mit dieser Formation schnell eine Überzahlsituation geschaffen werden, die zum Erfolg führen soll.
Jedoch waren die Spiele unter Machin in der Vergangenheit immer wieder von einer hohen Anzahl an Toren geprägt, zu seinem Leidwesen auf beiden Seiten. Dies gilt es nun, mit der ohnehin anfälligen Defensive von Alaves, zu verhindern, um einen frühzeitigen Klassenerhalt zu sichern. Der Fokus sollte zunächst darauf beruhen, in der Hintermannschaft kompakt zu stehen und die Spiele eng zu halten. Gelingt dies, kann der Blick auf die Offensive gerichtet werden, hier gilt es die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Zuletzt war Angreifer Lucas Perez (31) oftmals auf sich allein gestellt.
Ob das Zusammenspiel zwischen Trainer und Mannschaft jedoch auch so funktioniert, wie es sich die Offiziellen wünschen, bleibt zunächst abzuwarten. Ja, der Fußball von Pablo Machin ist durchaus belebend und attraktiv, allerdings muss die Spielidee in Alaves erst einmal verstanden und aufgenommen werden. Schafft er es, seinen Ansatz zu vermitteln, kann er – wie bereits mit Girona – mit einem kleinen Team souverän im Mittelfeld der Tabelle landen und so eine gute Saison spielen. Gelingt dies jedoch nicht, droht ihm ein frühes Aus.
Angreifer Lucas Perez gehört zu den erfahrensten Profis im Kader von Deportivo Alaves. Mit seinen 31 Jahren ist er der zweitälteste Akteur von Machins Mannschaft. Mit seiner Erfahrung und seinem Torinstinkt war Perez bereits in der abgelaufenen Saison ein wesentlicher Faktor. An 16 der 34 Toren von Alaves war Perez direkt beteiligt, erzielte in 34 Partien elf Tore und gab fünf Torvorlagen – und das in seiner Premierensaison im Baskenland.
Allerdings schaffte es auch Perez nicht, nach dem Re-Start erfolgreich zu sein. Wie die komplette Mannschaft, blieb auch er nach der Zwangspause blass, konnte seit dem 29. Februar keine Torbeteiligung mehr erzielen. Die Formkurve von Alaves steht und fällt dementsprechend ein Stück weit mit seinem Angreifer, umso wichtiger wird es sein, diesen mit Vorlagen zu füttern.
Mit neuem Trainer, einer durchaus attraktiven Spielweise, einer weitestgehend eingespielten Mannschaft und sicherlich weiteren Neuzugängen sollte das Ziel des vorzeitigen Klassenerhalts zu erreichen sein. Die Fans dürfen sich auf den einen oder anderen spannenden Schlagabtausch freuen und darauf hoffen, dass die Mannschaft bereits frühzeitig in sicheren Gewässer schwimmt. Realisierbar scheint dies in jedem Fall zu sein.
Zum ersten Mal seit 2006 ist Cádiz CF wieder in La Liga. Nachdem sie zwischenzeitlich sogar bis in die Drittklassigkeit abgerutscht waren, will man nun versuchen, sich im spanischen Oberhaus zu behaupten.
Zu Beginn der vergangenen Saison schien es, als sei es keine Frage mehr, ob Cádiz aufsteigt, sondern nur, wann. Zehn der ersten zwölf Spiele gewannen sie, bevor das “gelbe U-Boot” auf Tauchstation ging. Ab November gelang es der Mannschaft von Álvaro Cervera (54) nicht mehr, zwei Ligaspiele in Folge zu gewinnen. 2020 sammelte Cádiz sogar noch weniger Punkte als Deportivo La Coruña, die in die dritte Liga abstiegen. Nicht zuletzt aufgrund dreier Niederlagen zum Saisonabschluss gegen Fuenlabrada (0:1), in Girona (1:2) und gegen Albacete (0:1) sicherte sich Huesca mit einem Punkt Vorsprung den Meistertitel.
Wenn die zweite Saisonhälfte etwas gezeigt hat, dann, dass es der Mannschaft an Alternativen mangelt. Wie es für einen Aufsteiger üblich ist, kann sich Cádiz verständlicherweise nicht im Feinkostregal bedienen, muss daher auf dem Transfermarkt kreativ sein.
Und das waren sie auch. Gleich neun Spieler verpflichtete der Klub soweit oder wandelte Leihen in fixe Transfers um. Darunter Ivan Alejo (25) oder Anthony “Choco” Lozano (27), die bei Getafe und Girona schon Erstligaerfahrung gesammelt haben. Dazu kam mit Álvaro Negredo (35) noch ein bekannter Name ablösefrei von Al-Nasr. Bundesliga-Insidern wird auch der Name Filip Malbasic (27) geläufig sein, der Serbe stand Mitte des vergangenen Jahrzehnts bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag und kam für eine Million Euro von Teneriffa.
Auf der Abgangsseite hat sich dagegen nicht viel getan, lediglich der Vertrag von Sergio Sánchez (34) wurde aufgelöst. Viele Zugänge, kaum Abgänge. Im Moment ist Cádiz so etwas wie das entgegengesetzte Extrem zum FC Valencia.
Bereits im April 2016, damals noch in der Segunda B, übernahm Álvaro Cervera den Verein. Dass sich ein Trainer – besonders in den unterklassigen Ligen Spaniens – so lange hält, ist alles andere als selbstverständlich. Aber Cádiz vertraute ihm und Cervera wusste dieses zurückzuzahlen. Nach dem Aufstieg in die zweite Liga landete Cádiz viermal in Folge in den Top 10, bevor nun sogar der Sprung in La Liga gelang. Auch hier hat Cervera bereits Erfahrungen gemacht, 2012 als Trainer von Racing Santander. Nach nur drei Unentschieden aus 13 Spielen war das Abenteuer Erstklassigkeit für ihn allerdings schon wieder beendet.
Taktisch wird Cervera kommende Saison in einem 4-2-3-1 spielen lassen, mit Kapitän Alberto Cifuentes (41) im Tor und Ex-Colchonero Augusto Fernández (34) sowie José Mari (32) im defensiven Mittelfeld.
Vor allem in der Offensive war es das Ziel, angesichts von lediglich 50 Toren in 42 Spielen – den zweitwenigsten von allen Mannschaften, die um den Aufstieg gespielt haben – für etwas mehr Durchschlagskraft zu sorgen. Hier kommt Álvaro Negredo ins Spiel. Zwar ist er mit seinen bereits 35 Jahren nicht mehr in derselben Verfassung, wie einst bei Sevilla, Valencia oder Manchester City, trotzdem dürfte er noch immer eine wertvolle Addition für die Mannschaft sein. Wenn schon nichts anderes, dann durch seine Erfahrung auf höchstem La-Liga-Niveau.
Bedient werden soll er von den umtriebigen Salvi (29) und Nano Mesa (25) auf den Flügeln. Gerade ersterer sorgte in der abgelaufenen Saison für viel Kreativität und darf sich im Alter von 29 Jahren erstmals im spanischen Oberhaus beweisen. Zwischen ihnen spielt Alex Fernández (27) im offensiven Mittelfeld, Cádiz‘ bester Torschütze in der abgelaufenen Saison.
Natürlich wird das Hauptaugenmerk vieler Verteidiger auf Álvaro Negredo liegen. Davon könnte Álex Fernández allerdings profitieren. 13 Tore erzielte er als offensiver Mittelfeldspieler in der abgelaufenen Saison selbst, sechs weitere legte er in insgesamt 41 Spielen auf. Für ihn persönlich ist es der zweite Ausflug in La Liga, nach einem Cameo für Espanyol im Jahr 2013. Danach geriet seine Karriere etwas ins Stocken. Über die Stationen Rijeka, Reading und Elche kam er 2017 nach Cádiz.
Zu seinen Pluspunkten gehört auch seine Vielseitigkeit. In Cádiz hat der Rechtsfuß auch schon als Achter und hängende Spitze gespielt, sowie auf beiden Flügeln. Neben Negredo ist er im Kampf gegen den Abstieg ihre größte Hoffnung. Dafür allerdings muss es Fernández gelingen, ähnliche Zahlen wie vergangene Saison zu produzieren.
Für Cádiz wird es von Beginn an nur um das sportliche Überleben gehen. Die Bilanz der letzten Aufsteiger dürfte den Andalusiern allerdings Mut machen: Osasuna gelang der direkte Klassenerhalt souverän – mitsamt Sieg im Camp Nou am vorletzten Spieltag. Granada war zwischenzeitlich Tabellenführer und wird in der kommenden Saison sogar europäisch vertreten sein.
Allerdings wäre da noch die Bilanz von Cádiz selbst. Vier ihrer letzten fünf Aufstiege endeten direkt wieder im Unterhaus. Natürlich haben sie einige Spieler, wie Augusto Fernández, Iván Alejo oder eben Álvaro Negredo mit viel Erstligaerfahrung, aber es müssen viele Faktoren zusammenkommen, damit die Klasse gehalten werden kann.
(Photo by GABRIEL BOUYS / AFP