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·15. August 2024
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Heute startet La Liga in die neue Spielzeit. Wer kann den Giganten Real und Barca gefährlich werden? Atlético hat mit einem starken Transferfenster Ansprüche auf einen Titeldreikampf angemeldet. Derweil könnten dem Überflieger aus Girona Aderlass und Dreifachbelastung zusetzen. Darauf wiederum lauern die Traditionsklubs aus dem Baskenland.
Eigentlich sind sie es gar nicht so richtig gewohnt, derart im Rampenlicht zu stehen, doch mit der Verpflichtung von Julián Álvarez (24) hat Atlético für mächtig Aufsehen auf dem Transfermarkt gesorgt. Der argentinische Stürmer wechselt für bis zu 95 Millionen Euro in die spanische Hauptstadt, wo er nicht nur den zur AC Mailand abgewanderten Álvaro Morata ersetzen, sondern vielmehr den gesamten Angriff der Colchoneros auf ein neues Level hieven soll. Doch der Copa-America-Sieger kommt nicht allein. Auch Alexander Sörloth (28) und mit ihm 23 Saisontore im Gepäck stürmen künftig im Metropolitano.
Wird die in ihrem Naturell eigentlich defensiv denkende Mannschaft von Diego Simeone (54) endgültig zur Torfabrik? In den vergangene beiden Spielzeiten gelangen jeweils 70 Tore. Mehr waren es unter Simeone nur in der Meistersaison 2013/14. Einen großen Anteil daran hatte Antoine Griezmann (33), der Kreativgeist und Vollstrecker zugleich ist und das auch weiterhin bleiben soll. Jetzt eben mit einem Álvarez – und einem Sörloth? – an der Seite. Spannend wird sein, wie Simeone mit den frisch gewonnenen Optionen spielen lässt.
Das Herzstück der Mannschaft bleibt derweil die Schaltzentrale, wo „El Cholo“ über einen hervorragenden Mix aus gestandenen Profis und aufstrebenden Talenten verfügt. Schaffte dort in der vergangenen Saison Pablo Barrios (21) seinen Durchbruch, könnte es 2024/25 der 19-jährige Arthur Vermeeren werden, den wir kürzlich in unserem Porträt zu den Top-Talenten in La Liga näher vorgestellt haben. Zusätzlich könnte mit Conor Gallagher (24) einer der besten Mittelfeldmotoren der Premier League kommen.
Im vergangenen Sommer spielte er mit City gegen Atlético. Jetzt wechselt Julián Álvarez die Farben. (Photo by Chung Sung-Jun/Getty Images)
Die weniger spektakuläre, aber wohl beruhigendste Nachricht für alle Colchoneros ist, dass mit Robin Le Normand (27) endlich ein Top-Innenverteidiger geholt wurde. Er soll der stark alternden Hintermannschaft Frische und Ballsicherheit verleihen. Da mit Stefan Savic (33), Mario Hermoso (29), Caglar Söyüncü (28) und Gabriel Paulista (33) aber gleich vier Verteidiger den Klub verlassen haben, müssten die Verantwortlichen eigentlich nochmal auf der Zugangsseite nachlegen. An den Grundprinzipien im Spiel der Rojiblancos wird sich so oder so wenig ändern. Simeone wird die defensive Stabilität auch in seiner 14. Saison bei Atlético in den Vordergrund rücken. Mit dem Unterschied, dass die Mannschaft fortan mehr Techniker und offensive Power hat. Ob es für einen Dreikampf um den Titel reicht, bleibt abzuwarten. Ein bisschen Kampfansage steckt allemal in der für den sonst eher zurückhaltenden Klub ungewöhnlichen Transferoffensive. Ein erneuter Platz unter den ersten Vier ist allenfalls sicher.
Nicht so für den FC Girona. Der völlig überraschende Tabellendritte der Vorsaison muss bei den Erwartungen für die neue Saison erst einmal tief stapeln. Zum einen, weil das Abenteuer Champions League eine Dreifachbelastung mit sich bringt, die der Klub und auch die meisten Spieler nicht kennen. Zum anderen – und das wiegt noch viel schwerer – hat man gleich vier Schlüsselfiguren verloren. Yan Couto (22), Eric García (23), Aleix García (27), Savinho (20) und La-Liga-Torschützenkönig Artem Dovbyk (27) sind allesamt dem verlockenden Ruf größerer Klubs gefolgt und hinterlassen ein Loch von sage und schreibe 42 Toren sowie 32 Vorlagen. Dovbyk war ligaweit der beste Torschütze (24 Tore), Savinho der stärkste Dribbler (54 Prozent erfolgreich) und mit García geht einer der besten Strategen Spaniens. Der nach Leverkusen abgewanderte 27-Jährige war das Herzstück der Mannschaft und hinterlässt damit das schwerste Erbe.
Von Rückkehr Oriol Romeu (32) erhofft man sich, dass er an seine starke Saison 2022/23 anknüpft, als er einen großen Teil dazu beitrug, dass Girona als Aufsteiger am Ende Tabellenzehnter wurde. Ein adäquater García-Ersatz ist er aber nicht, zumal ihm auch die technischen Veranlagungen fehlen, er mehr der Typ Abräumer ist. Im Spiel der Blanquivermells wird sich zwangsläufig die Statik ändern, wobei nicht zwingend davon auszugehen ist, dass Trainer Michel (48) von seinem dominanten, auf Ballbesitz basierenden Stil abrückt. Zumindest nicht komplett, da nach wie vor technisch starke Spieler im Kader stehen – zum Beispiel der talentierte Innenverteidiger Alejandro Francés (22), der von Real Saragossa aus der Segunda División kommt und extrem stark im Aufbau ist. Auch er gehört zu unseren Top-Talenten. Viel ist von den Neuzugängen ansonsten nicht zu erwarten.
Mit Savinho und Aleix García verlassen zwei Erfolgsgaranten Girona. Und sie sind nicht die einzigen. (Photo by PAU BARRENA/AFP via Getty Images)
Michel ist durchaus zuzutrauen, Donny van de Beek (27) nach äußerst durchwachsenen Jahren bei ManUnited und auch in Frankfurt wieder einigermaßen in die Spur zu kriegen. Bei Stürmer Abel Ruíz (24), der aus Braga kommt, bleibt abzuwarten, inwieweit er die 24 Saisontore von Dovbyk auffangen kann. Der ehemalige „La Masia“-Absolvent ist frischgebackener Olympiasieger, dort aber genauso wenig wie in Portugal durch seine Treffsicherheit aufgefallen. Mit Bryan Gil (23) kommt ein der Liga bekanntes, bislang aber eher unauffälliges Gesicht, das die vergangene Spielzeit vorwiegend bei Tottenham auf der Tribüne verbracht hat.
Trotz des Aderlasses: Ein ungemütlicher Gegner könnte Girona für die Topteams erneut werden. Michel hat in drei Jahren ein Fundament geschaffen, dass so schnell keine Risse bekommen dürfte. Dass der kleine Klub von der Costa Brava erneut um die Champions-League-Ränge wirbt, käme aber einer Überraschung gleich.
Wer wird also Vierter, wenn wir davon ausgehen, dass die ersten drei Plätze den großen Klubs aus Madrid und Barcelona gehören? Die Antwort kommt womöglich aus dem Baskenland. Real Sociedad und den Athletic Club aus Bilbao eint neben baskischer Fußballkultur, dass sie in der Europa League spielen, aber in die Champions League wollen. Dazu bleibt den beiden Rivalen wohl jeweils ein umworbener Schlüsselspieler erhalten: Nico Wiliams (22) in Bilbao, Martin Zubimendi (25) in San Sebastián.
Besser stehen die Vorzeichen für den Vorjahres-Fünften aus Bilbao. Dort hat Trainer Ernesto Valverde (60) es geschafft, seine Spieler auf Maximaltemperatur zu bringen und eine taktische Ausrichtung zu implementieren, die für jeden Gegner extrem unbequem zu bespielen ist. Athletic presst sehr hoch, gleichzeitig aber auch sehr effizient und kassierte dadurch vergangene Saison hinter Meister Real Madrid die zweitwenigsten Gegentore in La Liga (37).
Im Baskenderby zwischen Real Sociedad und dem Athletic Club geht es häufig heiß her. (Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)
Dazu ist die Offensive – bis vor einem Jahr noch die größte Problemzone – wesentlich gefährlicher geworden, was nicht nur an Iñaki und insbesondere an Europameister Nico Williams liegt, sondern auch daran, dass die Baustelle namens Angriffszentrum endlich geschlossen ist. Dort hat Gorka Guruzeta (27) in der vergangenen Saison 14 Treffer erzielt und es spricht wenig dagegen, dass er es in der nächsten erneut tun wird. In Neuzugang Álvaro Djaló (24) wird Valverde künftig zudem eine weitere Option für den rechten Flügel haben. In den Vorbereitungsspielen lieferte der im Baskenland ausgebildete Offensivmann einen ersten Vorgeschmack, warum er die 15 Millionen Euro Ablöse wert gewesen sein könnte.
Während Athletic keinen namhaften Abgang zu verzeichnen hat, musste Real Sociedad Abwehrchef Le Normand verabschieden. Und dabei wird es voraussichtlich nicht bleiben, denn auch bei Mikel Merino (28) stehen die Zeichen auf Trennung. Sein Abgang würde ein Loch ins Herzstück der Mannschaft reißen. In der Schaltzentrale von La Real gibt es hinter dem Ex-Dortmunder und Zubimendi nämlich einen Qualitätsabfall. Dadurch würde sowohl die in den letzten Jahren so starke Defensive, vor allem aber der Angriff leiden, der trotz der sehr dominanten und mutigen Spielweise unter Erfolgstrainer Imanol Alguacil (53) häufig mit Ladehemmungen zu kämpfen hat. Europameister Mikel Oyarzabal (27) und der geniale Takefusa Kubo (23) sind zwar in der Lage, jeden Gegner vor Probleme zu stellen, allerdings würde ihnen ohne Merino ein wichtiger Zuspieler fehlen. Der technisch hochveranlagte Neuzugang Luka Sucic (21) müsste in die über Jahre konstant stark ausgeführte Rolle Merinos erst hineinwachsen.
Was dem Tabellensechsten der Vorsaison ohnehin fehlt, ist ein verlässlicher Abnehmer. Das, was der Rivale aus Bilbao hat, danach sucht La Real also nach wie vor vergeblich. Das Zünglein an der Waage im Kampf um die Champions-League-Ränge? Dass es ein baskisches Duell um die begehrten Plätze von La Liga geben wird, ist jedenfalls nicht unwahrscheinlich. Die Nase vorn zu haben scheint der Athletic Club.
Text von Michael Bojkov
(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)
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