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Rund um den Brustring

·26. Oktober 2024

Kunstvoller Pflichtsieg

Artikelbild:Kunstvoller Pflichtsieg

Der VfB been­det die eng­li­sche Woche mit einem 2:1 gegen Auf­stei­ger Hol­stein Kiel und siegt damit auch nach zwei Unent­schie­den und einer Nie­der­la­ge auch in der Bun­des­li­ga wie­der. Dabei ist das Ergeb­nis am Ende knap­per als das Spiel.

Lang­wei­lig kann der VfB schein­bar nicht mehr. Gut, in Mün­chen war der Drops irgend­wann gelutscht, aber sonst? Spä­te Tref­fer in Wolfs­burg und gegen Hof­fen­heim sowie beim Sieg in Turin, wil­de Schluss­pha­sen gegen Mainz und im Super­cup. Und gegen Kiel? Zum Ende der eng­li­schen Woche hat der VfB gegen die KSV eigent­lich alles im Griff, nach­dem El Bil­al und Undav den Auf­stei­ger mit ihrer gan­zen spie­le­ri­schen Klas­se die Gren­zen des­sen auf­zei­gen, was man gegen die­sen VfB ver­tei­di­gen kann. Die Gäs­te sel­ber, im Ver­gleich zu man­chem Nach­barn mit zah­len­mä­ßig ordent­lich ver­tre­te­nem Anhang im Schlepp­tau, kom­men erst in der zwei­ten Halb­zeit zu ihrem ers­ten Schuss auf das Tor von Alex­an­der Nübel, den die­ser sou­ve­rän pariert. Natür­lich wäre da noch mehr gegan­gen, wenn dem uner­müd­lich in den Straf­raum sprin­ten­den Jamie Lewe­ling und sei­nen Kol­le­gen nicht mehr­fach der Ball ver­sprun­gen wäre. Ande­rer­seits: Zwi­schen zwei Diens­tags­spie­len muss man am Sams­tag­nach­mit­tag nicht unbe­dingt ein Feu­er­werk abbren­nen, wenn es auch zwei Wun­der­ker­zen tun.


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Wirk­lich span­nend wur­de es eigent­lich erst, als Schieds­rich­ter Robert Hart­mann in der zwei­ten Halb­zeit begann, gel­be Kar­ten zu ver­tei­len. Gleich zwei davon sahen jeweils Jeff Cha­b­ot und Fie­te Arp. Der Kie­ler litt ein biss­chen dar­un­ter, dass Hart­mann zu lan­ge zu viel mit Ermah­nun­gen gere­gelt hat­te und dann am Ende mit den gel­ben Kar­ten nicht mehr hin­ter­her kam. Jeff Cha­b­ot hin­ge­gen hat­te mehr Anteil an sei­nem Platz­ver­weis. Das Foul, das zur ers­ten Kar­te führ­te, mag not­wen­dig gewe­sen sein, um sei­nen Kie­ler Gegen­spie­ler dar­an zu hin­dern, in den Straf­raum ein­zu­drin­gen. Auf einen am Boden lie­gen­den Spie­ler ein­zuschimp­fen, wenn man schon vor­be­las­tet ist, ist als Abwehr­chef aller­dings nicht beson­ders pfif­fig. Beson­ders wenn man weiß, wie so etwas in der Bun­des­li­ga endet: Wenn es nicht bei Wort­ge­fech­ten bleibt, son­dern sich eine Spie­ler­trau­be bil­det, sehen die bei­den Ver­ur­sa­cher salo­mo­nisch eine gel­be Kar­te — völ­lig unab­hän­gig von per­sön­li­chen Ver­ge­hen. Wäh­rend es schein­bar völ­lig unpro­ble­ma­tisch ist, Erme­din Demi­ro­vic an den Hals zu packen. Nun­ja.

Kein Spannungsabfall

Kiel kam wäh­rend der 22-minü­ti­gen Über­zahl zum Anschluss­tref­fer und setz­te bei glei­cher Spie­ler­an­zahl noch einen Kopf­ball neben das Tor, wirk­lich viel pas­sier­te aber nicht mehr, weil der VfB auch in Unter­zahl noch rela­tiv gut orga­ni­siert war. Beim Gegen­tor sel­ber fehl­te offen­sicht­lich Cha­b­ots Zwei­kampf­stär­ke in der Mit­te, die Har­res Kopf­ball an die Lat­te nicht ver­hin­dern konn­te. Der Ball prall­te dann mit so viel Schma­ckes vor die Füße von Armin Gigo­vic, dass ich da nur wenig Reak­ti­ons­mög­lich­kei­ten sehe. Letz­ten Endes fällt das Tor für mich in die Kate­go­rie “ärger­lich, aber kann pas­sie­ren”, ähn­lich wie Mit­tel­städts Aus­set­zer beim Füh­rungs­tref­fer der Hof­fen­hei­mer. Der expec­ted Goals-Wert von 0,68 für Kiel bei Understat.com spricht hier für mich Bän­de. Mehr als die­ses eine Tor war für die Gäs­te eigent­lich nicht drin, auch wenn sie sich ansons­ten sehr gut orga­ni­siert und kämp­fe­risch zeig­ten. Denn der VfB  gewann wie schon in Turin vie­le wich­ti­ge Zwei­kämp­fe im Mit­tel­feld und hol­te sich ver­lo­ren gegan­ge­ne Bäl­le zurück.

Für die Stim­mung war die­ser Sieg natür­lich trotz­dem wich­tig, denn die Mann­schaft hat bewie­sen, dass sie nach dem High­light am Diens­tag kei­nen Span­nungs­ab­fall erlit­ten hat und dass sie nicht nur gegen Juven­tus glän­zen kann, son­dern auch ein Spiel gegen einen Auf­stei­ger seri­ös über die Büh­ne brin­gen kann. Um nichts ande­res geht es in der aktu­el­len Pha­se. Natür­lich schmerzt der Aus­fall von Cha­b­ot am Frei­tag gegen Lever­ku­sen und könn­te dort womög­lich das Spiel ent­schei­den. Gleich­zei­tig gewinnt die Mann­schaft wei­ter an Sicher­heit und Rou­ti­ne und ist so viel­leicht auch in der Lage, den bei­den Euro­pa League-Fina­lis­ten des ver­gan­ge­nen Som­mers ein Bein zu stel­len. Zunächst kommt aber Kai­sers­lau­tern im Pokal am Diens­tag, die am Sams­tag­abend Zweit­li­ga-Spit­zen­rei­ter Düs­sel­dorf schlu­gen. Hier ist auf dem Papier der Klas­sen­un­ter­schied noch grö­ßer, gleich­zei­tig sind die Pfäl­zer nach zwei Sie­gen in Fol­ge gegen Spit­zen­teams wesent­lich bes­ser drauf als die wei­ter­hin sieg­lo­sen Kie­ler. Und trotz­dem muss auch am Ende des Pokal­spiels ein Pflicht­sieg ste­hen — viel­leicht mit etwas weni­ger Dra­ma zur Abwechs­lung.

Titel­bild: © Chris­ti­an Kas­par-Bart­ke/­Get­ty Images

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