REAL TOTAL
·27. August 2025
Kroos zu REAL TOTAL: „Huijsen ist ziemlich komplett“

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·27. August 2025
Toni Kroos äußerte sich im Gespräch mit REAL TOTAL ausführlich zu seinem Ex-Verein – Foto: getty images
Zwei Tage nach Real Madrids erstem Auswärtsspiel der Saison und dem zweiten Sieg im zweiten Spiel der neuen Spielzeit ist es für Toni Kroos immer noch viel zu früh, um ein endgültiges Urteil über die Leistungsfähigkeit und die Chancen der Königlichen unter Neu-Coach Xabi Alonso zu fällen, doch der 35-Jährige ist sich sicher, dass die Blancos eine deutlich bessere Rolle spielen werden, als es in der Vorsaison der Fall war, ist aber noch vorsichtig, wenn es um Titelprognosen geht. „Ich glaube, dass diese Saison besser wird, was nach der letzten Spielzeit, über die man nicht mehr groß sprechen muss, aber auch keine große Ankündigung ist. Trotzdem wird es nicht einfach werden, Titel zu gewinnen, weil es mit dem FC Barcelona wieder einen sehr starken Rivalen gibt, der sicher nicht schlechter geworden ist. Und international haben wir inzwischen diesen Topf von ungefähr acht Mannschaften, die in der Champions League um den Titel mitspielen können. Da sind neben Real und Barça natürlich Liverpool, Bayern, Paris Saint-Germain, Manchester City oder inzwischen auch Arsenal zu nennen, sodass es schwer ist, den Champions-League-Titel zu planen“, so Kroos in der neuesten Folge seines Podcasts „Einfach mal Luppen“ im Gespräch mit REAL TOTAL-Redakteur Edin Soso. In erster Linie erwartet Reals legendäre Nummer 8 grundsätzlich einen besseren Fußball von seinem Ex-Klub, aber auch bessere Leistungen und Ergebnisse in Top-Spielen: „Es war ein gutes Spiel am Wochenende in Oviedo, aber es ist wenig aussagekräftig, dafür ist es einfach zu früh. Wir haben bei der Klub-WM gesehen, dass es offensichtliche Veränderungen bei der Positionierung der Mannschaft auf dem Platz gibt, aber um final prognostizieren zu können, würde ich noch ein paar richtige Härtetests abwarten wollen. In der letzten Saison war es das ganz große Problem, dass die Mannschaft in Duellen gegen Spitzenteams kein einziges Mal gewinnen konnte, was in der Vergangenheit eigentlich immer die große Stärke von Real Madrid war.“
Eine wichtige Erkenntnis konnte Kroos jedoch schon nach wenigen Wochen unter Xabi Alonso gewinnen: „Ich erwarte nicht nur inhaltliche Veränderungen durch den Trainerwechsel, der wichtig und richtig war, sondern auch eine neue Emotionalität in der Mannschaft. Gefühlt kann jetzt jeder um seinen Platz im Team kämpfen, was die Qualität im allgemeinen immer erhöht. Früher war schon im Vorfeld relativ klar, wer wann und wieviel spielt. Wenn man die Dinge auf Null stellt und einen komplett neuen Konkurrenzkampf entfacht, hilft das einer Mannschaft enorm und das sieht man in meinen Augen jetzt schon teilweise auf dem Platz.“ Ob und zu wie vielen Titeln es für die Blancos am Ende der laufenden Saison reichen wird, wird sich laut Kroos in den Duellen gegen die traditionell schwierigen Gegner respektive in Top-Spielen entscheiden. Mindestens eine Trophäe hält der ehemalige Mittelfeld-Regisseur aber für grundsätzlich realistisch.
Die bisherigen Transferaktivitäten seines ehemaligen Vereins sieht Kroos positiv, schränkt jedoch etwas ein: „Ich denke, dass man sich gut verstärkt hat, sage aber bewusst gut, denn da ist noch Luft nach oben. Es wurden einige jüngere Spieler verpflichtet, da bleibt es abzuwarten, wie groß der Impact schon in der ersten Saison sein kann.“ Einen Neuzugang der Königlichen lobt der sechsfache Champions-League-Sieger jedoch in höchsten Tönen: „Mit (Dean) Huijsen hat man in meinen Augen einen sehr guten Innenverteidiger geholt, der mir nach allem, was ich bisher von ihm gesehen habe, sehr komplett erscheint. Natürlich kommen auch für ihn noch andere und härtere Prüfungen als Oviedo, aber er bringt schon ein komplettes Paket mit, ist kopfballstark, nicht langsam, hat ein gutes Aufbauspiel, sodass ich glaube, dass man sich auf der Position sehr gut verstärkt hat.“
Auf die Frage, wieviel Zeit Xabi Alonso bekommen wird, um seine Spielideen erfolgreich durchzusetzen und zu implementieren, ob es ihm theoretisch wie Julen Lopetegui ergehen könnte, der zu Beginn der Saison 2018/19 nach nur wenigen Monaten als Trainer der Merengues gehen musste, antwortete Kroos ausführlich und erklärte, dass es in sportlich weniger erfolgreichen Phasen vor allem auf die allgemeine Entwicklung ankomme. „Xabi kommt schon allein aufgrund seiner Verdienste für den Klub als Spieler mit einem ganz anderen Standing an, als es noch bei Lopetegui der Fall war, den ich nach wie vor für einen großartigen Trainer halte. Sein Fall zeigt übrigens am besten, wie oft es für neue Trainer bei großen Vereinen einfach auch auf den richtigen Zeitpunkt ankommt. Wie lange man an einem Trainer festhält, hat viel mit Überzeugung zu tun, und Überzeugung ist nicht immer ergebnisabhängig. Einerseits haben wir immer wieder Fälle, wo Trainer nach vier Spielen gehen müssen, und wenn es sich dabei um ein Eingeständnis und die Überzeugung handelt, dass man sich als Verein einfach vertan hat, ist das auch völlig legitim. Auf der anderen Seite haben wir Trainer, die trotz Ergebniskrise einen längeren Aufschub bekommen, weil man einfach an den Trainer und seine Idee glaubt“, erklärt der gebürtige Greifswalder.
Es komme darauf an, dass sichtbar wird, dass eine Mannschaft grundsätzlich funktioniert, und gerade bei Real Madrid höre die Vereinsführung in Phasen, in denen es ergebnistechnisch nicht optimal läuft, auf die Stimmen aus der Mannschaft, vor allem die Meinung von Führungsspielern spiele dabei eine große Rolle: „Das ist zumindest bei Real ein relativ normales Vorgehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob man in der Lage ist, es mit diesem Trainer schaffen zu können, ob die Mannschaft es für den Trainer unbedingt drehen will oder nicht. Diese Signale aus dem Team sind enorm wichtig, und auch das Wie ist entscheidend – nicht nur das nackte Ergebnis, denn es gibt bekanntermaßen unterschiedliche Wege, ein Spiel zu verlieren.“ Wenn der grundsätzliche Weg nicht stimme, nütze einem Trainer aber auch der beste Name nichts. Ein ähnliches Szenario wie bei Lopetegui schließt Kroos bei Xabi Alonso zwar aus, betont aber gleichzeitig: „Weder das gute Standing noch die grundsätzliche Überzeugung würde ihn schützen können, wenn er dauerhaft ohne Titel bleibt. Drei Jahre ohne Titel überlebt bei Real Madrid kein Spieler, ein Trainer erst recht nicht.“
Zum Zeitpunkt der Podcast-Aufnahme kursierte der Wechsel von Lucas Vázquez, dessen Vertrag bei Real Madrid im Juni ausgelaufen war und nicht mehr verlängert wurde, zu Bayer Leverkusen zwar durch die Medienlandschaft, stand aber offiziell noch nicht fest, doch Toni Kroos kündigte die offizielle Verkündung für den Dienstagnachmittag an, was dann auch genau so eingetreten war. Gleichzeitig gab Reals ehemaliger Dirigent zu, dass sein langjähriger Teamkollege und Freund sich im Vorfeld des Wechsels nach Leverkusen bei ihm über Klub und Stadt erkundigt habe – Kroos spielte selbst 2009 und 2010 insgesamt eineinhalb Jahre für die Werkself: „Ich hatte und habe immer noch ein sehr gutes Verhältnis mit Lucas, daher fand er es naheliegend, sich bei mir zu melden.“
Das ganze Gespräch zwischen den Kroos-Brüdern und Edin Soso ist in der neuesten Folge von „Einfach mal Luppen“ ab Minute 52:30 nachzuhören.