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Helge Wohltmann·8. November 2024
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Helge Wohltmann·8. November 2024
Fehlende Punkte, Kritik an der Taktik, unzufriedene Spieler und Panik. Es herrscht mal wieder Untergangsstimmung auf Schalke. Gefühlt ist es erst einen Monat her, dass die Königsblauen mit Kees van Wonderen einen neuen Trainer präsentierten, der alles besser machen sollte. Aber was heißt gefühlt, es ist wirklich erst einen Monat her.
Van Wonderen hat beinahe in Rekordzeit die Phasen durchlaufen, die in den vergangenen Jahren alle S04-Trainer durchlaufen haben. Nette Worte zu Amtsbeginn, eine hoffnungsfrohe Fan-Gemeinschaft, die dem Neuen zumindest mal eine Chance geben möchte, ehe es dann irgendwann steil bergab geht. Plötzlich heißt es, die Kabine stehe nicht mehr hinter dem Trainer und seinen Ideen und die Vereinsführung denke darüber nach, die Notbremse zu ziehen.
📸 Christof Koepsel - 2024 Getty Images
So auch beim Niederländer, der Anfang Oktober noch mit folgenden Worten von Ben Manga begrüßt worden war: Er sei "ein Trainer, dessen Arbeit auf dem Rasen eine sichtbare Handschrift trägt, der weiß, wie er mit unserem Kader arbeiten will und Erfahrung mitbringt, Spieler zu entwickeln." Ein Spielstil "à la Atlético Madrid" sollte her, wie es bei 'SchalkeTotal' hieß.
Davon ist allerdings nur der destruktive Teil zu sehen. So etwa bei der letzten Partie gegen Ulm, als hinten Beton angerührt wurde und offensiv der lange Hafer auf den eigentlichen Mittelfeldspieler, aber eben auch 1,96 Meter großen, Janik Bachmann helfen sollten. Nicht gerade innovativ und auch Atléticos Diego Simeone würde Ähnlichkeiten zur Spielidee seiner Mannschaft weit von sich weisen.
Es passt ins Bild, dass van Wonderen nach der 3:4-Niederlage in der Vorwoche gegen Fürth nach seinem Plan mit dem Ball gefragt wurde und zunächst nicht zu verstehen schien, was damit gemeint war. Eine etwas unfaire Situation, da van Wonderen nicht perfekt deutsch spricht, aber eben auch Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker.
Die 'Sport Bild' schreibt nun sogar von Kommunikationsproblemen mit seiner Mannschaft. Deutsch sei als Kabinensprache eingeführt worden, was einige Spieler nicht verstünden und auch der Coach selbst habe Schwierigkeiten, kompliziertere Themen verständlich zu erklären. Selbst Muttersprachler würden oft nicht wissen, was gemeint ist.
Auch die taktischen Vorstellungen seien mittlerweile Gegenstand von Diskussionen. Die langen Bälle aus dem Ulm-Spiel habe die Mannschaft nicht nachvollziehen können.
Nach nur einem Punkt aus drei Liga-Spielen und dem Pokal-Aus gegen Augsburg (0:3) wartet in der Liga nun Schlusslicht Regensburg. S04-Vorstandsboss Matthias Tillmann behauptet zwar, dass van Wonderens Arbeit unabhängig vom kommenden Ergebnis betrachtet werde und es kein Endspiel sei. Er schränkte aber ein: "Solange wir sehen, dass Kees die abgesprochenen Punkte weiterentwickelt, steht er nicht zur Debatte."
Eine Aussage, die sich schnell als typische Durchhalteparole erweisen könnte, sollte gegen Regensburg kein Sieg gelingen. Zu schwach waren die vergangenen Spiele und zu schwer ist das Programm nach der Länderspielpause. Dann geht es mit dem HSV, Kaiserslautern und Paderborn innerhalb von drei Spieltagen gegen zwei Vertreter der aktuellen Top vier.
Da könnten die kommenden zwei Wochen gerade recht kommen, um nochmal einem neuen Trainer die Chance zu geben, das Ruder doch noch rumzureißen.
Auf der anderen Seite gab es den berühmten Trainereffekt auf Schalke zuletzt gar nicht mehr. Weder bei van Wonderen noch bei Vorgänger Karel Geraerts. Würde ein anderer Trainer da wirklich so viel mehr ändern?
Zumal es der Mannschaft an Führungsspielern fehlen soll. Der 'Sport Bild' zufolge habe van Wonderen seine Profis aufgefordert, eigene Ideen einzubringen und mit ihm zu diskutieren, was jedoch niemand getan habe.
Braucht es also neue Spieler? Dafür dürfte angesichts des großen Schalker Schuldenbergs das Geld fehlen. Sofortverstärkungen kosten nun mal entsprechende Ablösen, vor allem im Winter.
Hofft man also auf die Wende unter van Wonderen oder holt man nochmal einen Neuen? Schalkes Bosse müssen genau überlegen, wie es weitergehen soll. Damit sie in einem Monat nicht wieder an genau dem gleichen Punkt stehen.
📸 Nathan Stirk - 2018 Getty Images