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Helge Wohltmann·26. Februar 2021

Kommentar zur Europa League: Lasst doch die ran, die Bock drauf haben

Artikelbild:Kommentar zur Europa League: Lasst doch die ran, die Bock drauf haben

Die Achtelfinal-Auslosung der Europa League findet an diesem Freitag ohne deutsche Beteiligung statt. Die Bundesliga-Klubs haben sich wieder einmal nicht mit Ruhm bekleckert. Vielleicht hätten sie gar nicht erst antreten sollen?

Am Ende blickte man wieder in bedröppelte Gesichter und selbstkritische Erklärungen wurden in die wartenden Mikrofone geflüstert: „Über die zwei Spiele muss man sagen, dass sie besser als wir waren“, sagte Leverkusen-Trainer Peter Bosz bei ‚RTL Nitro‘, während sein Pendant bei Hoffenheim noch versuchte, das Wort Blamage aus den Notizblöcken der Journalisten zu streichen: „Nein, das würde ich nicht als Blamage bezeichnen“, so Sebastian Hoeneß auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. „Ich glaube, dass die Art und Weise einfach bitter ist.“


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Angesichts von 27 zu drei Torschüssen mag er damit recht haben. Trotzdem bleibt am Ende die Erkenntnis, dass seine Mannschaft sich in zwei Partien nicht gegen den norwegischen Vertreter Molde hatte durchsetzen können. Leverkusen hatte es gegen die Young Boys aus Bern erwischt, Wolfsburg war bereits in der Quali gegen AEK Athen rausgeflogen. Allesamt keine Schwergewichte des europäischen Fußballs.

Nun könnte man glatt meinen, dass es sich hierbei um einzelne Ausrutscher handelt, wenn die Europa League von deutschen Teams nicht seit Jahrzehnten behandelt werden würde wie Omas Rosenkohl, der am Ende eines eigentlich leckeren Essens noch irgendwie runtergewürgt werden muss. Der „Cup der Verlierer“-Spruch von Franz Beckenbauer hat sich nicht nur in das Gedächtnis von Thomas Helmer eingebrannt.

24 Jahre ist es inzwischen her, das mit Schalke ein deutscher Klub den Pokal gewann. Mit Ausnahme von Eintracht Frankfurt gab es zuletzt im Jahr 2010 ein Halbfinale mit deutscher Beteiligung. Die Hessen waren mit ihrer Begeisterung für den Wettbewerb eine willkommene Abwechslung zu den Vereinen, für die die Europa League meist nur eine lästige Pflicht mit unattraktiven Gegnern zu sein scheint. Mit ihrer Begeisterung für die Spiele steckten die Frankfurter Fans ganz Deutschland an und peitschten ihre Mannschaft zu Siegen über Benfica, Inter und Schachtar Donezk.

Das ist aber leider die krasse Ausnahme. Viel zu oft wird die Europa League von Fans und Vereinen geradezu als lästig empfunden. Stadien bleiben leer und die Trainer bieten B-Mannschaften auf, in der Hoffnung, sich schon irgendwie durchzuwurschteln und Spieler für die wirklich wichtigen Spiele in der Liga zu schonen. Wahrscheinlich ist auf beiden Seiten auch etwas Überheblichkeit gegenüber den vermeintlich kleinen Gegnern aus der Schweiz, Norwegen oder eben Griechenland dabei.

Der Journalist Raphael Honigstein warf die These in den Raum, dass die Bundesliga die Europa League schon ernst nehmen würde, aber leider einfach nicht besser sei als die Ergebnisse aus den letzten Jahren.

Schaut man allerdings beispielsweise auf den direkten Vergleich zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach, kann das so nicht ganz stimmen. Die Werkself landete in der vergangenen Spielzeit zwei Punkte hinter den Fohlen, steht aktuell vier Zähler vor ihnen und entschied auch das letzte Duell in der Bundesliga knapp für sich. Zwei Teams auf Augenhöhe also.

Während Gladbach sich in der Champions League in einer Todesgruppe mit den Meisterkandidaten Real Madrid und Inter Mailand durchsetzte, scheiterte Bayer an den Young Boys. Ähnliches gilt für Wolfsburg, das in dieser Saison deutlich stabiler als die Gladbacher ist, aber Athen auf die leichte Schulter nahm. Die Qualität sollte also eigentlich da sein. Zumindest dann, wenn man mit der gebotenen Motivation an die Sache rangeht.

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Die Lösung kann eigentlich nur heißen, dass künftig nicht mehr die bestplatzierten Klubs an der Europa League teilnehmen, sondern die Vereine, deren Fans und Spieler glaubhaft darlegen können wirklich absolut Bock darauf zu haben. Findet sich keiner, könnte Deutschland seine Startplätze auch gleich an ausländische Klubs abtreten. In Spanien gibt es mit Sicherheit Interessenten.

Alternativ könnten die deutschen Vertreter auch endlich einmal anfangen, den Wettbewerb und die anderen Teilnehmer ernst zu nehmen, ihn als halbwegs realistische Chance auf einen internationalen Titel zu begreifen. Wie das geht, können sie gerne einmal in Frankfurt erfragen.