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·1. Mai 2025
Kommentar zum Spiel gegen den FC: Hannover 96, meine Nerven!

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·1. Mai 2025
Glückliche Gesichter, wohin man auch schaute: Hannover 96 schlug bei bestem Wetter und vor vollem Haus den Spitzenreiter aus Köln-Müngersdorf. Was aber viel wichtiger als der tabellarische Sprung von Platz 10 auf Platz 9 war, war das Auftreten als Mannschaft, der erkennbare Wille, das Kämpfen eines jeden für den anderen und das Zurückgewinnen des Publikums.
Die ausgelassene Euphorie bei den Trainern, Spielern und Fans nach Schlusspfiff, eingefangen in einem tollen Video auf Social Media, sprach Bände. Ich will jetzt noch keinen Sommer aus einer Schwalbe lesen, aber das war endlich mal wieder ein richtig geiles Spiel!
Die erst am Mittwoch eingesetzten Interimstrainer Lars Barlemann, Christian Schulz und Dirk Lottner hatten dem vorher blutleeren Torso in nur wenigen Tagen wieder ordentlich Leben eingehaucht. Hannover machte also das, was es in der Hinrunde am liebsten gemacht hatte: es spielte sich zuhause in einen Rausch und gewann Heimspiele. Es war in dieser Saison das dritte Spiel, das wir entgegen einen je circa 15.000 Mann starken Gästeanhang gewannen. Hamburg, Schalke und nun Köln: alle mit 1:0 wieder nach Hause geschickt!
Zuerst einmal muss man zugestehen, dass sich in so kurzer Zeit nicht viel verändern ließ. Die schlechte Chancenverwertung bleibt weiterhin das Sorgenkind. Jedoch hatte Standard-Experte Lars Barlemann seinen Kickern verordnet, sich auch mal Schüsse von außerhalb des Sechszehners zuzutrauen. Das freute dann insbesondere Lars Gindorf, der in die Startelf zurückkehrte und gerne aus allen Lagen draufhält.
Überhaupt war das Motto, mutig zu spielen. Das unterstrich das Trainer-Trio vorweg bereits mit der Aufstellung von Ezeh, Momuluh, Lee und Gindorf. Zur Belohnung gab es das feine 1:0 als Kooperation von eben jenen Ezeh und Gindorf. Ein weiterer Punkt war, dass Hannover 96 einem Gegner endlich mal körperlicher und dreckiger begegnete. Damit kam der FC sichtlich nicht zurecht, ließ sich zu einer vorentscheidenden gelb-roten Karte und einem weiteren Frust-Schubser verleiten, der eigentlich auch den gelben Karton hätte nach sich ziehen müssen.
Doch Hannover 96 blieb konzentriert. Das Pressing verdiente seinen Namen und führte zu einer durchschnittlichen Balleroberungsdauer von zehn Sekunden. Köln benötigte dagegen fast die doppelte Dauer, um an den Ball zu kommen. Erwähnenswert ist auch die kritische Zeit ab der 60. Minute, in der unseren Roten in den Spielen zuvor unerklärlicherweise immer die Luft ausging. Gegen Köln wurde nun konditionell voll durchgezogen. Wir spulten mehr Kilometer ab und zogen mehr Sprints und Läufe an. Das wiederum führte zum Verschwinden der geheimnisvollen Lücken im Mittelfeld der letzten Wochen. Wir dürfen nicht vergessen: es war ein Spiel gegen den ambitionierten Absteiger und aktuellen Tabellenführer! Viel brachte dieser aber nicht auf den Rasen.
Bei strahlendem Sonnenschein fuhr Hannover 96 endlich wieder ohne angezogen Handbremse. Lösungen wurden nach vorne gesucht und bei Ballbesitz rasch das letzte Drittel angepeilt. Mit 82% Passquote kamen Bälle deutlich besser an und es wurden gefällige Kombinationen gezeigt. Die Automatismen dieses seit knapp drei Jahren zusammengeschweißten Teams liefen wie geschmiert.
Was bei aller Euphorie jedoch verwunderte, war das erneute Schmoren von Jannik Rochelt auf der Bank. Auch unter den neuen Trainern reichte es für unsere #10 nicht zu einem Einsatz, warum auch immer. Dabei hätte er so gut zu der deutlich offensiver interpretierten Rolle von Marcel Halstenberg gepasst. Oder zu einem ihn hinterlaufenden Brooklyn Ezeh. Das schnelle, mutige Spiel vom Mittelfeld in die Spitze wäre genau Rochelts Ding gewesen, ich bin mir sicher.
Es war ein echt guter Auftritt der Roten, auch wenn Köln erneut schwach und ohne Punch agierte. Unsere ligaweit stärkste Defensive packte die Sturmreihe konsequent bei den Hörnern, was Tim Lemperle und seinen Kollegen sichtlich nicht schmeckte. Hannover 96 war schneller, bissiger und oft auch abgeklärter. Alles Attribute, die uns in den letzten Spielen vielleicht noch weiter klettern lassen.
Dennoch warte ich nochmal ein weiteres Spiel meiner Alten Liebe ab, um eventuell wieder in den Flirt einzusteigen. Nach Wochen der Enttäuschungen ist die Mannschaft in der Bringschuld, auch wenn am Sonntag ein guter erster Schritt zur Versöhnung gemacht wurde. Und wer weiß, vielleicht werden wir uns bis Mitte Mai ja nochmal verlieben…?