REAL TOTAL
·22. Mai 2025
Kommentar: Luka Modrić hat mehr verdient

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·22. Mai 2025
Modrićs Abschied wird nicht nur aufgrund der sechs CL-Titel ein schwieriger – Foto: getty images
Ich kann’s nicht verstehen. Ok, ich will’s auch ein bisschen nicht verstehen. Ich weiß, wie alt er ist und wird. Aber ich weiß auch, was er ist und bedeutet – für das frühere, das aktuelle und das nächste Real Madrid. Kann man gegen einen Abschied protestieren, so wie die englischen Fans die Super League verhinderten? Die Ankündigung zum Abschied von Luka Modrić ist für mich in so vielen Perspektiven falsch. Und während ich mit angeschwollenen Augen Real Madrids Abschiedsvideo schaue – würdig, ja, aber ich fürchte, deutlich viel mehr kommt da nicht mehr – muss ich das hier in die Tasten hauen.
Denn Luka Modrić hat so viel mehr verdient. Angefangen mit noch einem Jahr – einem wirklich letzten Jahr bis zur WM, seinem Wunsch. Was ist aus Reals Motto „Legenden können es sich aussuchen“ geworden? Zwar ist noch nicht bestätigt, dass es schlussendlich wirklich an Real und nicht doch am Spieler lag, trotzdem kann man stark davon ausgehen. Aber was hat dagegen gesprochen? Modrić hat seine Rolle als Ersatzspieler längst akzeptiert (und hat trotzdem die zweitmeisten Einsätze in 2024/25), sein Gehalt jährlich reduziert (um Geld ging es ihm nie), ist im Training und der Kabine ein wichtiger Faktor, ebenso wie das Faktor Erfahrung und Ruhe auf dem Platz, hätte ein idealer verlängerter Arm für seinen Ex-Mitspieler Xabi Alonso sein können. Klar: Die 40 kommt im September, gegen hoch pressende, schnelle Teams wie Barcelona oder Liverpool sollte er nicht mehr starten – aber das kann er doch noch gegen die Mehrheit der anderen Liga-Teams? Warum jetzt auf einmal – und dann auch erst zwei Tage vor dem letzten Heimspiel, statt unmittelbar nach dem verlorenen Clásico, als es um nichts mehr ging?
Ich habe ihn so noch zum 113., 114. und 115. Mal gesehen, keinen Spieler häufiger in meinem Leben. Aber wie geht es da anderen Fans? Oder dem Spieler selbst? Modrić verdient mehr! Schlussendlich ist es natürlich nur Fußball, aber für das erste Jahr mit Alonso, den Neustart hätte meiner Meinung nach durchaus noch eine wichtige, vorallem mentale Rolle spielen können. So wie auch schon in seinen 13 Jahren.
Das Tor bei United, die Ecke in Lissabon, der Sprint im Finale 2017, die Vorlage gegen Chelsea… Ich war selbst dabei, als das Bernabéu ihm nach langer Verletzungspause schon 2015 bei seiner Einwechslung gegen Schalke besonders huldigte. Ein besonderer Spieler und Typ eben, der als Kind nicht nur Krieg, sondern auch den Mord an seinem Großvater miterlebt hat. Der sich alles selbst erarbeitet hat – so wie seinen Traum, seine Karriere beim größten Verein der Welt zu beenden. Als dessen erfolgreichster Spieler. Das ist er auch mit 28 Titeln, und er kann ja auch noch seine Karriere jetzt beenden, würde damit nach Toni Kroos als erst zweiter Madrilene auf meinen Rücken kommen. Aber das ist unwahrscheinlich, denn dafür ist er doch noch etwas zu gut, auch mit 39.
Modrić für Real
2012 bis heute:
Vier Spiele bleiben noch und ich hoffe so sehr, dass das nächste Spiel wirklich einen würdigen Rahmen bieten wird – einen Rahmen wie bei Toni Kroos. Damals lagen nur vier Tage zwischen Ankündigung und Abschiedsspiel, Trikots gab es nicht genug, würdig waren die Szenen im Bernabéu dennoch. Hoffen wir, dass Modrić mindestens sowas bekommt, aber wie, wenn parallel auch noch Carlo Ancelotti und Lucas Vázquez geehrt werden müssen? So wie letztes Jahr für Nacho Fernández auch nicht genügend Platz war, auch wenn der Spieler das mit seiner bescheidenen Art eh nicht so wollte. Und trotzdem: Das hätte der Klub mal wieder eleganter, würdiges anstellen können – egal woran schlussendlich ein weiteres Jahr gescheitert ist… Ein Luka Modrić hat mehr verdient!
Als Modrić 2012 kam: neun CL-Titel. Wenn er 2025 geht: 15 CL-Titel. Mic Drop! Fotos: realmadrid.com