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·6. Juni 2025

Kommentar: Danke, dass es die Nations League gibt!

Artikelbild:Kommentar: Danke, dass es die Nations League gibt!

Was wurde sie verflucht und verschrien, die Nations League. Doch spätestens das diesjährige Final Four zeigt: Dieser Wettbewerb hat ausschließlich Gewinner. Ein Kommentar.

Aus der MHP-Arena in Stuttgart berichtet Michael Bojkov


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Kritiker würden behaupten, die Einführung der Nations League 2018 markierte den Startpunkt eines regelrechten Aufblähwettrennens im Weltfußball. Und sie haben damit nicht zwingend unrecht. Für die UEFA bedeutete die Gründung des Wettbewerbs in erster Linie vollere Kassen. Für die Nationalverbände auch, schließlich verkauft sich ein Turnier mit Pokal und Preisgeldern besser als ein Testspiel. Aus Sicht vieler Fans war die Nations League dagegen nicht mehr als ein besser gekleideter Freundschaftskick – und die Kommerzialisierung im Fußball ist, zumindest der aktiven Fanszene in Deutschland, ohnehin ein Dorn im Auge. Welt- und Europameisterschaften sind Usus und das absolute Highlight eines jeden Fußballliebhabers. Wofür brauchte es jetzt also diese Nations League?

Die Nations League musste ihre Freunde selbst suchen

Der Mehrwert wurde schnell erkannt: Den Nationalverbänden eröffnete sich neben besagten Mehreinnahmen die Möglichkeit, sich unter Pflichtspielbedingungen nicht nur auf das nächste große Turnier vorzubereiten, sondern sich sogar direkt über die Nations League für dieses zu qualifizieren. Für die Spieler ein vielfacher zusätzlicher Ansporn. Und auch der kritische Fan erkannte irgendwann, dass dieses Turnier mehr als ein mit Wertpapieren geschmückter Platzhalterwettbewerb ist. Spätestens das Final Four der diesjährigen Ausgabe hat gezeigt: Die Nations League kann richtig Spaß machen. Und dabei sind Spiel um Platz drei und das Finale noch nicht einmal gespielt.

Neun-Tore-Spektakel: Spanien und Frankreich rühren die Werbetrommel

Schon die erste Halbfinalpaarung zwischen Deutschland und Portugal (1:2) hielt die eine oder andere Geschichte bereit. So leitete der eingewechselte Francisco Conceicao per Traumtor zum 1:1 die Wende ein. Cristiano Ronaldo vollendete diese mit dem 2:1, bescherte seiner Nation damit den Finaleinzug und sich selbst das erste Tor sowie den ersten Sieg überhaupt gegen Deutschland.

Das wahre Spektakel fand dann tags darauf zwischen Frankreich und Spanien statt. 5:4. Neun Tore! Angetrieben von einer Spielfreude des amtierenden Europameisters, die Erinnerungen an die goldene Generation um Andres Iniesta, Xavi und Co. weckt, entwickelte sich in der Stuttgarter MHP-Arena ein wahrhaftiges Schützenfest. Vor allem Lamine Yamal wusste abermals zu glänzen, leitete das 1:0 stark ein, bewies bei seinem Elfmeter zum 3:0 Coolness wie ein Altstar und beim 5:1 stibitzte der Youngster seinem Gegner frech die Kugel, um dann selbst abzuschließen und seinen Doppelpack zu schnüren. Dass Yamal Weltfußballer wird, ist nur eine Frage der Zeit.

Artikelbild:Kommentar: Danke, dass es die Nations League gibt!

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Doch nicht nur der 17-Jährige wusste zu glänzen. Es war die Gesamtheit an spielerischer Klasse, die im spanischen Kader steckt und den rund 50.000 Zuschauern ein Unterhaltungsprogramm bot, das sich wohl auf Langzeit einbrennen wird. Sei es ein Nico Williams, der immer wieder Dampf machte und der Torschütze beim 1:0 war, Mikel Merino, der mit Technik und Spielintelligenz das 2:0 nachlegte oder ein Pedri, der mit perfekter Einleitung, Ballmitnahme und Tor beim 4:0 glänzte. Hochglanz bei der Seleccion, soweit das Auge reicht.

Frankreichs Comeback spricht für die Nations League

Hochglanz bei Gegner Frankreich findet man zumindest auf dem Aufstellungsbogen, das ist garantiert. Und an diesem Abend lieferte die Equipe Tricolore auch in Sachen Dramaturgie eine Partie, an die man sich noch lange zurückerinnern wird. 5:1 führte Spanien mit Anbruch der Schlussviertelstunde, das Halbfinale war im Grunde entschieden. Doch mit einer unglaublichen Widerstandsfähigkeit, jeder Menge individueller Klasse und zugegebenermaßen auch der Mithilfe einer etwas schlafmützigen spanischen Hintermannschaft gelang Les Blues beinahe eines der größten Comebacks der Fußballgeschichte. Drei Tore holte der Weltmeister von 2018 zwischen Minute 79 und 93 auf, dem Last-Minute-Ausgleich war man zum Greifen nah.

Der Lucky Punch bleib am Ende aus. Und doch zeugt diese Aufholjagd nach einer Klubsaison von teils an die 60 Pflichtspielen nicht nur von individueller Klasse und einer unbändigen Mentalität der Spieler, sondern auch vom Prestige, das sich dieser Wettbewerb in den letzten Jahren selbst erarbeitet hat.

Die Nations League ist eben mehr als ein ausgeschmücktes Freundschaftsturnier unter Nationen. Weitaus mehr, wie sich spätestens am Donnerstagabend in Stuttgart zeigte. Und ein Gewinn für alle Beteiligten. Für den Veranstalter, die Nationalverbände und die Fans. Wer den Fußball liebt und am kommenden Sonntag Zeit hat, wird im Stadion sein oder zu Hause den Fernseher einschalten.

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