Klopps unterschätzter Sieggarant: Entscheidet er auch das CL-Finale? | OneFootball

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Selina Eckstein·28. Mai 2022

Klopps unterschätzter Sieggarant: Entscheidet er auch das CL-Finale?

Artikelbild:Klopps unterschätzter Sieggarant: Entscheidet er auch das CL-Finale?

Ein Dortmunder setzt voll und ganz auf einen Schalker. Was im Ruhrpott unvorstellbar wäre, ist in einer englischen Stadt gelebte Realität. Und für viele ist Joel Matip bereits mehr Liverpooler als Ex-Schalker.

Er ist kein Edeltechnicker und auch nicht für wunderschöne Tore bekannt. Wenn er dann aber mal trifft, hat das den Reds schon den ein oder anderen Sieg gerettet. So wie im Spiel bei Southampton als Kostas Tsimikas in der 67. Minute zur Ecke antrat. Der Ball flog in den Strafraum und wurde von Southamptons Mohamed Elyounoussi schlecht abgewehrt, denn er lenkte den Ball an Matips Kopf. Dieser nahm dankend an und entschied mit seinem Treffer das Spiel.


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Nach der Partie sagte der Innenverteidiger zu seinem Tor: „Ich habe nur versucht, an den Ball zu kommen – und es hatte ein glückliches Ende für mich.“ Und schob korrigierend nach: „Für uns.“ Danach sprach er lieber über den anderen Torschützen, Takumi Minamino. Der ehemalige Schalker drängt sich ungern in den Vordergrund, was dadurch einmal mehr deutlich wurde. Das führt aber wiederum dazu, dass er in der Öffentlichkeit gerne mal unterschätzt wird.

Im Klub ist das überhaupt nicht der Fall, entgegnet sein Trainer: „Intern könnte er nicht größer bewertet werden.“ Gleichzeitig adelte Kloppo seinen Abwehr-Hünen: „Er spielt unglaublich, seit er zu uns gekommen ist.“ Einem ungewöhnlichen Scout sei es damals zu verdanken gewesen, dass Matip überhaupt geholt wurde: „Mein Sohn hat mir immer mit Joel in den Ohren gelegen, und dass er noch einen Schritt gemacht hat. Jetzt ist er hier und macht uns alle glücklich.“

Und auch sein Kompagnon in der Innenverteidigung war nach dem 2:1-Sieg gegen Southampton voll des Lobes. Matip gehe häufig ins Dribbling, setze die Gegner unter Druck und schaffe dadurch Räume. „Es ist sehr hilfreich, weil er die Spieler damit aus ihren Positionen zwingt. Es ist eine seiner großen Qualitäten“, sprach Virgil van Dijk in den höchsten Tönen von seinem Nebenmann und ließ ein kleines bisschen Neid durchblicken: „Ich wünschte manchmal, ich hätte diese Qualität auch.“

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Der Abwehrchef verlieh Matip dann auch direkt den Legenden-Status: „Er ist einzigartig. Ich liebe ihn.“ Dass es mal dazu kommen würde, dachte wohl keiner als der Kameruner 2016 ablösefrei aus Gelsenkirchen zu den Reds wechselte. Nach 16 Jahren bei S04 ließ er Deutschland hinter sich, innerhalb der Bundesliga wollte er nicht wechseln. Einmal Schalke, immer Schalke. Von Experten wurde der Schritt zum englischen Traditionsklub belächelt.

„Ich kann Leuten nicht helfen, die seine Qualität nicht erkennen“, hatte sein aktueller Coach im vergangenen September eine Lanze für Matip gebrochen. Bereits bei der Vertragsverlängerung 2019 attestierte Klopp seinem Innenverteidiger das Prädikat „Weltklasse“. Und auch die Zahlen belegen das. In über 125 Premier-League-Einsätzen verlor Matip lediglich zehn Mal. Das ist die niedrigste Quote von über 1000 Spielern in der Geschichte des Wettbewerbs, die mindestens 100 Mal zum Einsatz kamen.

Seine acht Tore, die er in der Premier League erzielte, waren zudem Sieggaranten. Denn in jedem Spiel der englischen Liga, in dem der Abwehrspieler traf, gewannen die Reds auch. So wie in Southampton, aber auch in der Woche zuvor bei Aston Villa. Mit seinem Treffer zum 1:1 lieferte Matip eine schnelle Antwort, nachdem Liverpool drei Minuten zuvor in Rückstand geraten war. In der zweiten Hälfte köpfte Mané das Team zum 2:1-Sieg.

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Doch Matip machte in den letzten Wochen nicht nur durch seine beiden Tore auf der Insel auf sich aufmerksam. Er ist auch ein echtes Zweikampfmonster mit 70 Prozent gewonnener Duelle in dieser Saison. Außerdem wurde das Schalker Eigengewächs vom Ligaverband als Premier-League-Spieler des Monats Februar ausgezeichnet und ist Liverpools neuer Dribblingkönig.

Seinen Trainer freut die Auszeichnung umso mehr: „Joel bekommt nicht viele Schlagzeilen. Aber ich habe es schon mehrfach erwähnt: Auszeichnungen von Einzelspielern im Fußball interessieren mich nicht so sehr. Aber wenn jemand diese Auszeichnung verdient hat, dann ergibt es Sinn, dass diesmal Joel an der Reihe ist. Das ist wirklich cool.“

In der LFC-Abwehr hat Klopp für das Champions-League-Finale nun die Qual der Wahl. Denn der 1,95-Meter-Mann ist zwar in der Liga gesetzt und konnte zuletzt mit drei Torbeteiligungen glänzen, im internationalen Wettbewerb musste Matip aber Ibrahima Konaté den Vortritt lassen. Auch aufgrund der Belastungssteuerung. Schließlich waren die Reds in dieser Spielzeit in vier Wettbewerben vertreten.

Welcher Abwehrgigant darf also nun im Finale neben van Dijk ran? Für Matip spricht natürlich, dass die Reds statistisch gesehen auf jeden Fall den Henkelpott holen würden, falls er wieder mal knipsen sollte. Auf ihn müsste Real schärfer aufpassen als Liverpool im Gegenzug auf Karim Benzema. Zumindest wenn Carlo Ancelotti dem magischen Gesetz der Serie vertraut.

Und falls Klopp sich nicht für einen Abwehrmann entscheiden kann, kann er bestimmt noch mal bei seinem Sohn nachfragen. Der kennt sicherlich die richtige Antwort.