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·3. Dezember 2023
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Im ersten Spiel nach dem Tod von Agyemang Diawusie hat Jahn Regensburg mit dem zehnten Sieg in Folge beim 3:2 gegen Freiburg II den Drittliga-Rekord des Karlsruher SC aus der Saison 2012/13 eingestellt und den Vorsprung an der Tabellenspitze auf sechs Punkte ausgebaut. Doch das war am Ende nur zweitrangig. Vielmehr stand das Gedenken an Diawusie im Vordergrund, das in einem würdigen wie emotionalen Rahmen stattfand.
Es war wahrlich kein einfacher Gang für den SSV Jahn und seine Fans an diesem Sonntagnachmittag. "Wir sind immer noch fassungslos", sagte Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer vor der Partie bei "MagentaSport". Dass trotz des schweren Schicksalsschlags gespielt wurde, sei ein "bewusster und gemeinsamer" Entschluss gewesen – auch, um Diawusie in einem würdigen Rahmen zu gedenken. Und würdig war der Rahmen zweifelsfrei.
Während vor dem Stadion zahlreiche Kerzen unter einem Foto des 25-Jährigen aufgestellt wurden, präsentierten die Fans auf der Hans-Jakob-Tribüne eine Choreo mit schwarzen Folien und einem großen Banner mit der Aufschrift: "Ruhe in Frieden, Agy". Auf einem weiteren Spruchband stand: "In unseren Herzen wird er immer weiterspielen." Dazu war das Trikot des Mittelfeldspielers mit der Rückennummer 24 zu sehen. Auf das Rufen der Nachnahmen bei der Verlesung der Aufstellung verzichteten die Fans.
Besonders emotional wurde es kurz vor Anpfiff bei einer Gedenkrede von Stadionsprecher Christian Sauerer. Trainer und Betreuer standen dabei in einem großen Kreis zusammen, während auf den Rängen ehrwürdige Stille herrschte. Eine derartig ruhige Schweigeminute gab es wohl noch nie. "Agy hat bei uns Eindruck hinterlassen, sportlich wie menschlich. Wir werden ihn niemals vergessen", sagte Sauerer.
Als im laufenden Spiel dann – in Anlehnung an die Rückennummer Diawusies – die 24. Minute anbrach, erhob sich das komplette Stadion unter "Steht auf für Agyemang"-Gesängen und spendete einen langen Applaus in Gedenken an den 25-Jährigen. "Agy, Agy, Agy" schallte es durch das Stadion. Nachdem Huth (34. / Elfmeter) und Kother (36.) den Jahn kurz danach in Führung gebracht hatten, verzichteten beide aus Respekt auf einen ausgiebigen Torjubel. Stattdessen zog Huth sein Trikot hoch, sodass ein weißes T-Shirts mit Diawusies Rückennummer 24 zum Vorschein kam.
Anschließend gelang den Breisgauern zwar zunächst der Ausgleich, ehe Ganaus den Jahn nach 77 Minuten doch noch zu drei Punkten schoss. "Der emotionalste Sieg in dieser Saison", schrieb der Jahn bei "X". Es war der zehnte Sieg in Folge, mit dem Regensburg den Rekord des Karlsruher SC aus der Saison 2012/13 eingestellt hat.
Nach der Partie fiel bei so manchem Akteur einiges ab, viele standen mit Tränen in den Augen im Mannschaftskreis und mussten von ihren Mitspielern getröstet werden, während über die Stadion-Lautsprecher mehrere Lieder aus der persönlichen Playlist von Diawusie abgespielt wurden. "Es war ein außergewöhnliches Spiel in einer außergewöhnlichen Situation", sagte Kapitän Andreas Geipl mit Tränen in den Augen bei "MagentaSport" und fügte angesichts der schwierigen Umstände an: "Wir haben es gut gemeistert." Zum Feiern war dem 31-Jährigem verständlicherweise aber nicht zu Mute: "Natürlich freuen wir uns riesig, dass wir gewonnen haben. Aber heute war das Ergebnis zweitrangig."
Trainer Joe Enochs zog derweil den Hut vor seiner Mannschaft: "Was die Jungs auf den Platz gebracht haben – alle Achtung." In so einer Situation so zu spielen, sei überragend. Zwar sei es nicht der beste Auftritt in dieser Saison gewesen, gleichwohl war der US-Amerikaner beeindruckt davon, wie seine Mannschaft nach den beiden Gegentoren zurückgekommen sei. Der Siegtreffer sei dann "richtig gut" herausgespielt worden.
Die Serie von zehn Siegen in Folge, die in der Tabelle zu sechs Punkten Vorsprung auf Dynamo führt, bezeichnete Enochs als "Wahnsinn", wollte sich damit aber nicht allzu lange befassen: "Wichtig für uns ist das nächste Spiel gegen Viktoria Köln. Da wollen wir eine bessere Leistung bringen." Doch auch wenn es an diesem Sonntag nicht die beste Leistung in dieser Saison gewesen ist: Wie die Spieler mit dem schweren Schicksalsschlag umgegangen sind, verdient großen Respekt! Diawusie wird ganz sicher vom Himmel aus zugeschaut haben – und dürfte stolz auf seine Mitspieler gewesen sein.