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·17. Oktober 2021

Keiner bringt den VfB um

Artikelbild:Keiner bringt den VfB um

„Baby, überall Gefahr um uns. Baby, überall Gefahr, na und? Wenn uns hier alles um die Ohren fliegt, steh‘ ich vor dir wie Granit.“

Das singt Marteria in seinem Song „Keiner bringt Marten um“ und das ist so etwas wie das Motto des starken 1:1 bei Borussia Mönchengladbach. Nichts wirft den VfB um, nach einer turbulenten Woche mit sechs Corona-Fällen zeigt sich die Mannschaft bei den Fohlen äußerst widerstandsfähig.


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Neben den Langzeitverletzten Silas und Sasa Kalajdzic muss der VfB corona-bedingt auch auf Florian Müller, Waldemar Anton, Erik Thommy, Roberto Massimo und Orel Mangala verzichten, insgesamt fünf Startelf-Spieler fehlen damit dem Team. Die Mannschaft präsentiert sich dennoch zäh, robust und leidenschaftlich. Gladbach ist überlegen, hat mehr Ballbesitz, schießt angeblich auch 31 Mal aufs Tor, aber der VfB bleibt aufrecht und standhaft. Er ärgert die Hütter-Elf, vor allem Lars Stindl hat schlechte Laune – und das ist auch gut so. Vorne laufen Omar Marmoush, Tanguy Coulibaly und Chris Führich engagiert an und unterbrechen den Spielfluss immer wieder mit kleinen Fouls, was die Gladbacher zunehmend nervt. In der Mitte der Dreierkette macht Hiroki Ito, letzte Saison noch in der zweiten japanischen Liga, eine erstaunlich gute Parie. Sein überzeugendes Stellungsspiel verhindert gefährliche Situationen, er macht nicht die außergewöhnlichen Dinge, bleibt klar und fokussiert und haut den Ball im Zweifel einfach ins Seitenaus. Auch Nikolas Nartey bei seinem Startelf-Debüt mit einer soliden Leistung. Anfangs noch sichtlich nervös, spulte er die meisten Kilometer im Team ab und wurde im Spielverlauf immer sicherer.

Was allerdings Fabian Bredlow und seine Kollegen in der Abwehr noch lernen müssen, dass Dinos Mavropanos’ Rückgaben nichts anderes sind als getarnte Schüsse. So geschehen in der 94. Minuten, als Mavropanos einfach mal voll aufs eigene Tor drauf hielt und Bredlow in Schwierigkeiten brachte. Ansonsten löst der schrankartige Grieche alle Probleme selbst: Lässt auf seiner rechten Seite kaum etwas anbrennen, wirft sich in Gladbacher Schüsse, verhindert Tore, macht beinahe ein Eigentor, legt das 1:1 für Jonas Hofmann auf, sorgt für Emotionen in der VfB-Abwehr und haut vorne den Ball aus 28 Metern ins Eck. Adi Hütter meinte nach dem Spiel: „Von zehn Versuchen wird er aus dieser Distanz neunmal kein Tor schießen.“ Ich denke, Hütter hat keine Ahnung oder er kennt zumindest Mavropanos nicht gut genug. Es scheint, Mavropanos entwickelt sich immer weiter von Spiel zu Spiel und wird immer besser. Aggressivität, Tempo und Entschlossenheit zeichnen ihn aus und er kann auch eines: Er kann mitreißen. Die Kollegen auf dem Feld, aber auch die Zuschauer im Stadion und das Publikum vor dem Fernseher. Seine Energie ist auf dem Feld, der Tribüne und im Wohnzimmer zu spüren und Mavropanos präsentiert sich damit als emotionale Führungskraft im Team.

Keine Frage, beim Unentschieden in Gladbach war auch Glück dabei, aber der Auftritt des VfB bestätigt die Eindrücke aus der letzten Saison: Das Team lässt sich von Rückschlägen nicht aus dem Tritt bringen, im Gegenteil – Widerstände scheinen die Mannschaft zu motivieren!

Und dazu gehören auch die Corona-Fälle, die sich das Team scheinbar selbst eingebrockt hat. Angeblich mit einem feucht-fröhlichen Mannschaftsabend im Anschluss an den Hoffenheim-Sieg. An sich kein Problem, ein gutes Zeichen für den Zusammenhalt, aber in diesen Zeiten: fahrlässig. Wir alle müssen mit Corona leben. Und die meisten haben gelernt, damit zu leben. Sich impfen lassen, vorsichtig zu sein, (Abstands-)Regeln einzuhalten. Das ist im Alltag nicht immer einfach, es gibt Arbeits- und Heimwege, die sich oft nicht verhindern lassen. Es gibt ungeimpfte Kinder und natürlich auch schlichtweg die Lust, endlich wieder am sozialen Leben teilzunehmen, siehe Mannschaftsabend.

Pellegrino Matarazzo und Sven Mislintat tragen eine gewisse Gelassenheit zur Schau: Wir lassen uns nicht zum Opfer der Umstände machen, wir bekommen auch so eine schlagkräftige Truppe zusammen für das Spiel in Gladbach, so deren Tenor. Grundsätzlich eine gute Einstellung, nur kann der VfB diese Umstände selbst beeinflussen und muss sich fragen lassen, ob sein Umgang mit Corona und eine drohende Infizierung der richtige ist. Sind sich wirklich alle Spieler ihrer Verantwortung bewusst? Ihrer Verantwortung für ihren Körper, für ihren Arbeitgeber, aber auch über die Signalwirkung, die ihr Verhalten hat? Scheinbar nicht bei allen, wie die Aussagen von Matarazzo zeigen:

So leidenschaftlich wie sich der VfB gegen Widerstände wehrt, so sollte er auch gegen Corona kämpfen. Denn vor dem Gladbach-Spiel schien die entscheidende Frage nicht mehr, ob der VfB mit Dreier- oder Viererkette spielt, sondern wer das nächste Opfer der Infektionskette sein wird.

Zum Weiterlesen: „Was wir über Corona wissen und was nicht“, aktuelle Infos rund verschiedene Ordnungen und warum Fabian Bredlow in Gladbach im Tor stehen konnte (und by the way eine starke Leistung zeigte, owbohl er zehn Tage nicht trainierte)

Falsch-positiver Test bei Orel Mangala? Sven Mislintat ist überdies mit der Impfquote beim VfB zufrieden (Süddeutsche Zeitung)

Die Story, wie Mislintat für Arsenal Mavropanos verpflichtete (und nicht Werder Bremen, der HSV, Leipzig oder Dortmund), mit vielen Jugendbildern von Dinos ;-)

„Fehlerfrei bei den Fohlen“ – unser VertikalGIF zum Spiel.

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Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images

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