Keine Erwartungen mehr: Ich will nur noch den Klassenerhalt | OneFootball

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·17. April 2024

Keine Erwartungen mehr: Ich will nur noch den Klassenerhalt

Artikelbild:Keine Erwartungen mehr: Ich will nur noch den Klassenerhalt

Eigentlich war mein Plan, in dieser Woche über Nenad Bjelica zu schreiben. Über das, was er seit der Übernahme des Trainerjobs beim 1. FC Union Berlin geschafft hat und was nicht. Und natürlich wollte ich etwas darüber spekulieren, wie seine Zukunft über den Sommer hinaus aussehen könnte. Aber das fühlt sich angesichts der sportlichen Situation der Männer-Mannschaft falsch an. Denn die ist sehr ernst.

Ich drücke nicht den Panik-Knopf. Noch nicht einmal die Sicherheitskappe über dem Knopf habe ich hochgeklappt. Aber um im Bild zu bleiben: ich habe schon mal den Weg zum Panik-Knopf freigeräumt und geschaut, dass alles funktioniert. Union steht in der Bundesliga auf Platz 13. Zum Abstiegs-Relegationsplatz sind es noch 3 Punkte. Die Mannschaft hat in der gesamten Saison 25 Tore erzielt. Nur Köln hat seltener getroffen (23 Tore). Das sind die nüchternen Fakten.


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Abstiegskampf und Union ist mittendrin, Screenshot: Kicker

Die Situation ist nicht überraschend. Der Trainer hatte bereits nach dem Heimspiel gegen Leverkusen erwähnt, dass Union noch lange nicht gerettet sei und die Mannschaft wahrscheinlich bis zum Saisonende kämpfen müsse. Die sportliche Leitung kann den Spielplan lesen. Und wir können das auch. Es sollte also nach dem Spiel gegen den FC Bayern am Sonnabend niemand überrascht sein, wenn sich nach dem Spieltag alles noch mehr zugespitzt hat.

Zurück im Angstbereich

Wir kommen damit wieder in den Angstbereich. Den hatten wir seit Wochen verlassen. Das Gefühl war weg, dass man das nächste Spiel unbedingt gewinnen müsse. Und wie gut hat sich das angefühlt. Nicht mehr mühsam die ganze Woche Hoffnung aufbauen, um dann am Spieltag immer wieder enttäuscht zu werden. Nicht mehr Spielern zuschauen, die den Kopf nicht frei haben und die deshalb zu viel nachdenken. Spielern, die zu viel wollen, aber den einfachen Pass nicht mehr hinbekommen. Weil sie Angst vor Fehlern haben. Ich könnte das lange ausführen. Mein großes Kind sagt einfach „Eierflattern“ dazu und das Wort trifft es für Männerfußball ganz gut.

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Diogo Leite nach seinem Fehler, der zum 0:1 in Augsburg führte, Foto: Matthias Koch

Was anders ist als in der sportlichen Krise, die im Herbst zum Ende der Urs-Fischer-Ära führte? Union ist nicht mehr die Mannschaft mit einem Problem in der defensiven Stabilität, aber dafür nun offensiv harmlos (Bild). Es ist schlicht das andere Extrem, das im Zweifel Richtung Abstieg führen kann. Die Frage nach dem Offensivplan von Trainer Nenad Bjelica war nie komplett verstummt, aber sie wird wieder lauter. Dazu gehört allerdings die Wahrheit, dass die speziellen Qualitäten von Sheraldo Becker (Geschwindigkeit) und Kevin Behrens (Zielspieler) nicht adäquat ersetzt wurden.

Mir geht es nicht um die beiden Spieler an sich, die selbst in großen Krisen steckten und stecken. Es geht um die Anforderungen, die sie abdeckten und welche Spieler das nach der Wintertransferperiode auffangen sollten.

Flanken an sich sind nicht schlecht, aber …

Die Morgenpost (Bezahl-Artikel) hatte sich am Montag das Training angeschaut und sich über Flanken gewundert. Es würde schließlich der starke offensive Kopfballspieler fehlen. Ich würde hier einwenden, dass eine gut vorbereitete Flanke auch ohne Kevin Behrens erfolgreich sein kann. Beispielsweise, wenn sie beim Konter von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr geschlagen wird. Wenn die Besetzung im Strafraum stimmt. Ich erinnere nur an einlaufende Außenverteidiger. Oder auch bei Standardsituationen.

Überhaupt Standardsituationen. Das wäre wohl der am einfachsten zu übende Part im Spiel, der zu Toren führen kann. Defensive Stabilität ist die notwendige Zutat zum Klassenerhalt. Sie ist die Basis. Aber sie alleine wird nicht reichen.

Es geht nur noch um den Klassenerhalt

Warum schreibe ich all das? Weil ich unsere Erwartungen an die Unionspiele klären möchte. Es wird keine plötzliche Auferstehung geben. Nicht weil Ostern schon vorbei ist, sondern weil wir uns eingestehen müssen, dass dieses Team spielerisch Stückwerk ist. Die Teile wirken nicht aufeinander abgestimmt. Manchmal ist es fehlende individuelle Qualität, manchmal erwartet ein Spieler etwas anderes von seinem Kollegen mit dem Ball. Es wirkt von außen so, als hätten sie teilweise unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Weg zum Ziel. All das wird in dieser Saison bleiben.

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Nenad Bjelica hat noch genau 5 Spiele Zeit für die Erfüllung seines Auftrags, Foto: Matthias Koch

Als in der vergangenen Episode des Fußballpodcasts Drei90 die restliche Saison durchgetippt wurde, hatte keiner der vier Jungs Union einen Sieg in den restlichen Spielen zugetraut. Das ist das aktuelle Momentum von Union. Und damit unterscheidet es sich von den Gefühlen, die derzeit in Mainz oder Köln vorherrschen.

Es gibt aus meiner Sicht nur eins, was wir von dieser Mannschaft erwarten sollten und jederzeit einfordern müssen: Kampf. Den Gegner niederringen. Eklig sein. Dem Gegenspieler die Lust auf Fußball nehmen. All das, was bei Union unter der Überschrift „Mit aller Gewalt Klassenerhalt“ läuft. Und das gilt für mich auch auf den Rängen. Kein Spekulieren. Kein Meckern. Einfach nur komplette Unterstützung.

Ein bis zwei Siege reichen zum Klassenerhalt. Das traue ich dem Team von Nenad Bjelica ohne Zweifel zu. Deswegen voller Support. Und dann schicke ich Axel von Drei90 noch einmal den Ausschnitt, in dem er darüber spricht, wie schlecht Union sportlich sei.

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