Kein Freifahrtschein für Courtois: Elfmeterheld Lunin krönt Reals Monster-Defensivleistung | OneFootball

Kein Freifahrtschein für Courtois: Elfmeterheld Lunin krönt Reals Monster-Defensivleistung | OneFootball

Icon: REAL TOTAL

REAL TOTAL

·18. April 2024

Kein Freifahrtschein für Courtois: Elfmeterheld Lunin krönt Reals Monster-Defensivleistung

Artikelbild:Kein Freifahrtschein für Courtois: Elfmeterheld Lunin krönt Reals Monster-Defensivleistung

Andriy Lunin und seine Vordermänner gehörten zu den Helden von Manchester – wieder einmal – Fotos: getty images

Harte Arbeit zahlt sich aus – Lunin auch künftig Nummer eins?

Als Real Madrid im Sommer 2018 Andriy Lunin für rund acht Millionen Euro vom ukrainischen Verein Zorya Lugansk verpflichtete, war es eine nahezu risikofreie Wette auf die Zukunft. Der damals 19-Jährige akzeptierte seine Rolle als dritter Torwart, ließ sich im Anschluss nach Leganés, Valladolid und Oviedo ausleihen, kam im Sommer 2020 zurück zu den Königlichen als erster Ersatz für Thibaut Courtois und wartete geduldig auf seine Chance. Doch selbst nach der schweren Verletzung des Belgiers im vergangenen Sommer traute man in Madrid dem Ukrainer die Rolle des ersten Keepers nicht zu und setzte ihm den vom FC Chelsea ausgeliehenen Kepa Arrizabalaga vor die Nase. Lunin blieb aber ruhig und geduldig und bekam endlich seine große Chance, als Kepa im Herbst erst verletzungsbedingt für einige Spiele ausfiel und anschließend ein paar Mal wackelte. Und wie Lunin diese Chance nutzte – der mittlerweile 25 Jahre alte Torhüter steigerte sich von Spiel zu Spiel, gewann zunehmend an Selbstvertrauen und avancierte im Laufe der Saison zur klaren Nummer eins im Tor der Blancos.


OneFootball Videos


Lunins Leistung am Mittwochabend im Etihad Stadium stellt den vorläufigen Höhepunkt einer bisher ganz starken Saison, vor allem in der Champions League. Bereits im Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse in Leipzig stellte der Ukrainer mit neun Paraden den Rekord von von Courtois aus dem Finale von Paris im Mai 2022 ein. In Manchester waren es jetzt acht abgewehrte Torschüsse, zu denen am Ende die beiden historischen gehaltenen Elfmeter kamen. „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Harte Arbeit zahlt sich aus. Ich bin einfach nur froh, Real Madrid helfen zu können und mich so für all die Unterstützung bedanken zu können“, blieb Lunin auch nach seinem bisher größten Spiel bescheiden wie immer. Er dachte auch an seine Landsleute in der ukrainischen Heimat: „Ich versuche, sie zu ermutigen. Sie sind die stärksten Menschen der Welt. Das Leiden wird sicherlich ein Ende haben und wir werden alle in Frieden leben.“

Bei aller Bescheidenheit dürfte inzwischen jedoch klar sein, dass vor der kommenden Saison ein ebenbürtiger Zweikampf um den Platz im Tor der Königlichen bevorsteht. Sollte Lunin weiterhin so performen wie bisher, wird sich Courtois gehörig strecken müssen, um seinen Status als unangefochtene Nummer eins zurückzuerobern. Das gilt erst recht, wenn der ukrainische Torwart, den auch Torwartlegende Iker Casillas nach dem Triumph in Manchester lobte („Sehr guter Lunin im Elfmeterschießen“), mit seinen Paraden die Merengues zum 15. Triumph in der Königsklasse führen sollte.

Nacho rehabilitiert sich, Carvajal wächst über sich hinaus

Lunins Vorstellung war nur die Krönung einer außergewöhnlichen defensiven Teamleistung der Blancos in Manchester. Dani Carvajal, der seinen dritten Frühling erlebt und ohnehin eine ganz starke Saison spielt, überzeugte dabei am meisten und lieferte eine unglaubliche Performance ab. Der 32-Jährige lieferte sich von der ersten Sekunde an ein packendes Duell mit Jack Grealish, später zudem mit dem eingewechselten, frischeren Jérémy Doku, war aber etliche Male auch vorne zu finden – sein Befreiungsschlag leitete das 1:0 ein – und sorgte für einige enorm wichtige Entlastungsangriffe. Der zweite Kapitän ging dabei an seine physischen Grenzen und sogar darüber hinaus – so steht seine Leistung sinnbildlich für die Leidensfähigkeit und -bereitschaft dieser Real-Mannschaft.

Nacho Fernández ist ein weiterer Held des Rückspiels. Normalerweise seit jeher die personifizierte Zuverlässigkeit, spielt das Vereins-Urgestein eine außergewöhnlich wackelige Saison. Lange schien es, als würde das Kapitänsamt ihn lähmen und wäre eine zu schwere Bürde. Nacho fiel bis Mittwochabend vor allem durch zwei völlig überflüssige Platzverweise in der Liga und mehrere Wackler auf, was dazu geführt hatte, dass ihm in wichtigen Spielen Mittelfeldspieler Aurélien Tchouaméni als Innenverteidiger vorgezogen wurde. Doch als es am meisten darauf ankam, lieferte „Nachete“ auf der ganz großen Bühne ganz groß ab. Er konzentrierte sich auf seine Kernkompetenzen: Widerstandsfähigkeit, Herz und Kampf. Auch im Elfmeterschießen bewies der 34-Jährige wieder einmal, dass man sich gerade und vor allem in wichtigen Spielen auf ihn verlassen kann und er wie kaum ein Zweiter für die Real-DNA steht.

Zusammenfassung | Alle Videos

Video-Highlights: City 4:5 n. E. Real

Real Madrid hat es geschafft! Zwar bleiben die weiter ohne Sieg im Etihad Stadium, aber dafür... weiterlesen

Defensive als Trumpf im Saisonendspurt

Antonio Rüdiger und Ferland Mendy standen ihren Abwehrkollegen in Nichts nach. Speziell Rüdiger sorgte dafür, dass Erling Haaland auch im vierten Duell mit Real Madrid ohne Treffer gegen die Blancos bleibt. Überhaupt überzeugte das ganze Team als defensive Einheit auf der ganzen Linie. Kein Wunder: Carlo Ancelotti hob nach dem Spiel hervor, dass ManCity zu Hause nur so zu schlagen sei, und der Ansatz ging voll auf. Verteidigung ist ein wesentlicher Teil des Spiels und man kann ein Spiel auch durch gute und disziplinierte Defensive kontrollieren. So ähnelte das Rückspiel durchaus dem Champions-League-Finale 2022 gegen den FC Liverpool, als die Königlichen in Paris dank eines überragenden Torwarts und einer überzeugenden Defensivleistung im Teamverbund gegen eine spielerisch stärkere Mannschaft den 14. Triumph in der Königsklasse feierten. Ohnehin gibt es in der aktuellen Saison einige Parallelen zur Spielzeit von vor zwei Jahren. Damals sicherte sich Ancelottis Team auch und vor allem dank teilweise überragender Abwehrleistungen das große Double und gewann sowohl die spanische Meisterschaft als auch die Königsklasse. Mit nur 20 Gegentoren in 31 Spielen stellen die Königlichen die mit Abstand beste Defensive in LaLiga und stehen kurz vor dem Gewinn der 36. nationalen Meisterschaft. Und genau wie damals ist es die Defensive, die in den wichtigsten Spielen in der Champions League den Unterschied ausmacht.

All das trotz drei Defensiv-Kreuzbandrissen

Das ist umso bemerkenswerter, als dass vor der Saison respektive in der ersten Saisonhälfte sowohl der Stammtorwart als auch die beiden Stamminnenverteidiger mit Kreuzbandrissen jeweils langfristig ausgefallen sind. Teilweise musste sogar Rechtsverteidiger Carvajal im Abwehrzentrum aushelfen, weil gar kein Innenverteidiger mehr verfügbar war. Doch egal in welcher Konstellation – Reals Defensive steht stabil seit Saisonbeginn – die durchschnittlich 0,91 Gegentore stellen einen der besten Werte der letzten Jahre dar – und ist einer der großen Trümpfe im Endspurt um die beiden großen Titel. Mit Éder Militão steht nun sogar einer der Langzeitverletzten wieder zur Verfügung, was Ancelotti noch mehr Flexibilität und Möglichkeiten bietet. Werden er und seine Abwehrkollegen zum Garanten für das erneute große Double nach zwei Jahren? Lunin, Carvajal und Co. jedenfalls scheinen bereit!

Verwandte Beiträge

„Ein Team aus Stahlbeton“

Pressestimmen zu City-Real: „Als bräuchten sie neue Geschichten für ihre Enkel.“ weiterlesen

Impressum des Publishers ansehen