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·10. Juli 2025
Kaderanalyse Energie: Der Umbruch ist in vollem Gange

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·10. Juli 2025
Die vergangene Saison glich einem Cottbuser „Rausch“, der abschließend sogar fast mit dem Aufstieg belohnt wurde. Knapp zwei Monate später läuft schon die Vorbereitung auf die Saison 2025/26, in der sich die Fans wie zu erwarten an viele neue Gesichter gewöhnen müssen. 14 Abgängen stehen aktuell acht neue Spieler gegenüber. Wo sind die Lausitzer bereits gut besetzt? Wo besteht noch Handlungsbedarf? liga3-online.de analysiert den Kader.
Am Stammtorhüter des FCE gibt es nichts zu rütteln. Elias Bethke konnte in seiner Drittliga-Debütsaison direkt zeigen, welch großes Potenzial in ihm schlummert. Er hielt seiner Mannschaft etliche Punkte fest und blieb zwölf Mal ohne Gegentor. Dabei schien er vor allem im eins gegen eins unüberwindbar zu sein und bestach durch tolle Reflexe auf der Linie. Seine Leistung machte auch Bundesligisten auf ihn aufmerksam. Sollte aber kein Angebot im siebenstelligen Bereich eingehen, wird Energie Bethke nicht ziehen lassen.
Dahinter reiht sich Alexander Sebald als gute Nummer zwei, Mentor für den noch jungen Stammtorwart und menschliche „Stütze für den Klub“ ein. Der Posten des dritten Torwarts ist nach dem Abgang von Karl Pischon noch vakant. Hier testete Cottbus zuletzt Max Böhnke und Moritz Schulze.
In der Defensivabteilung der Lausitzer muss sich noch einiges tun. In der Innenverteidigung stehen nach den Abgängen von Filip Kusic und Edgar Kaizer aktuell Dennis Slamar, Tim Campulka und 1,93-Meter-Neuzugang Nyamekye Awortwie-Grant unter Vertrag. Je nach angepeiltem Spielsystem sollten hier noch ein bis zwei Spieler – bestenfalls ein Erfahrener – dazukommen. Zuletzt kursierten Gerüchte über eine Rückkehr von Alexander Bittroff. Zudem darf sich Dennis Duah im Training präsentieren.
Die Außenverteidigerposition ist Stand jetzt noch dünner besetzt: Da Axel Borgmann an diesem Punkt seiner Karriere eher im Zentrum zu verorten ist, steht hier einzig Henry Rorig unter Vertrag. Niko Bretschneider auf der anderen Seite entschied sich seine Zelte in Brandenburg abzubrechen. Als Nachfolger könnte Leon Guwara fungieren, der sich aktuell im Probetraining befindet und in den bisherigen Testspielen gute Leistungen zeigte. Der FCE müsste sich mit Ingolstadt bezüglich einer möglichen Leihe einig werden. Tobias Hasse erhielt keinen neuen Vertrag, da für das angestrebte System ein „linearer Außenverteidiger“ gesucht werde. Zu einer interessanten Personalie könnte sich auf dieser Position im Laufe der Saison Jannis Zaydan entwickeln. Der 18-jährige Jugendspieler darf in der Vorbereitung bei den Profis mitwirken und konnte in den Tests bisher überzeugen.
Das zentrale Mittelfeld bei den Lausitzern ist üppig bestückt. Der Sechser- bzw. Achterraum – je nach System – bestehend aus Dominik Pelivan, Kapitän Axel Borgmann, Jonas Hofmann und Janis Juckel werden noch durch Lukas Michelbrink (per Leihe von Hertha), der sein großes Potenzial bereits andeutete, und dem talentierten Finn Heidrich aus der Jugend ergänzt. Das vorhandene Personal lässt den Abgang der häufig verletzten Yannik Möker und Joshua Putze als verkraftbar erscheinen. Im offensiven Mittelfeld hat Energie deutlich zugelegt. Tolcay Cigerci ist über jeden Zweifel erhaben und der kreative Motor der Mannschaft. Daher überrascht es nicht, dass die Verantwortlichen aufkommenden Wechselgerüchten direkt einen Riegel vorschoben. Als weiteren erfahrenen und flexibel einsetzbaren Spieler verpflichtete der FCE Moritz Hannemann von den Würzburger Kickers, der zusätzlich auf Außen und im Sturm eingesetzt werden kann. Mit Jannis Boziaris, der vom Viertligisten Astoria Walldorf verpflichtet wurde, und Leihrückkehrer Can Moustfa, der die Fans bei den bisherigen Testspielen begeisterte und auch auf Außen spielen kann, verfügt man über junges, kreatives Talent.
Auf den Außenbahnen sieht es dagegen weniger rosig aus. Allein durch die Abgänge von Maximilian Krauß, Lucas Copado und Phil Halbauer verließen 33 Scorerpunkte den Verein. Zudem bekam Maximilian Pronichev keinen neuen Vertrag. Diese Planstelle kann durch den im Winter verpflichteten Erik Tallig höherwertig besetzt werden. Ein klassischer Außenspieler, ist aber auch er nicht. Dieses Prädikat trifft lediglich auf Neuzugang Theo Ogbidi zu, der bei Lok Leipzig meist nur als Joker zum Einsatz kam. Daher wird hier dringend Qualität und Geschwindigkeit benötigt. Abhilfe könnte Justin Butler schaffen, der aktuell vorspielt und starke Leistungen in den Vorbereitungsspielen zeigte. Der FCE möchte nun "intensivere Gespräche“ mit dem vereinslosen Spieler führen.
Sobald der derzeit verletzte Topstürmer Timmy Thiele wieder bei 100 Prozent ist, sind die Lausitzer hier stark und tief besetzt. Neben dem 23-Scorer-Mann der Vorsaison sollte auch Erik Engelhardt nach einer kompletten Sommervorbereitung und einem neuen System besser zusammen mit Thiele auf dem Platz funktionieren – die individuelle Qualität hat er allemal. Zudem verstärkte sich Cottbus noch mit dem 1,94-Meter-Stürmer Ted Tattermusch, der bereits 96 Drittliga-Einsätze vorzuweisen hat und dem Spiel mit seiner Physis und Länge eine weitere Komponente geben kann. Auch Romarjo Hajrulla darf sich nach einer verletzungsverseuchten ersten Saison bei Energie in der Vorbereitung beweisen, könnte den Verein aber auch noch verlassen.
Insgesamt ist bei den vielen neuen Spielern eine klare Herangehensweise von Claus-Dieter Wollitz und Kaderplaner Maniyel Nergiz zu erkennen: man möchte sich taktisch und damit auch personaltechnisch flexibler aufstellen, um Gegner vor verschiedene Aufgaben stellen zu können. Daher ist die Verpflichtung von größeren und in unterschiedlichen Systemen einsetzbaren Spielern die logische Konsequenz. Gelingt es nun die übrigen Baustellen mit Qualität und Erfahrung zu schließen und schnell ein funktionierendes Team zu formen, kann sich der große Umbruch erfolgreich gestalten lassen.