Jonas Hector schießt 1. FC Köln zum Sieg gegen Leipzig: Unverhofft kommt nicht oft | OneFootball

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·21. April 2021

Jonas Hector schießt 1. FC Köln zum Sieg gegen Leipzig: Unverhofft kommt nicht oft

Artikelbild:Jonas Hector schießt 1. FC Köln zum Sieg gegen Leipzig: Unverhofft kommt nicht oft

Als alles vorbei war, saß Jonas Hector relativ einsam im Müngersdorfer Stadion. Nicht unbeobachtet, wie das Foto auf den Social-Media-Kanälen des 1. FC Köln zeigt, aber doch allein mit sich und seinen Gedanken. Keine zehn Tage war es her, da kauerte der Kapitän der „Geißböcke“ nach der Last-Minute-Niederlage gegen Mainz an der Werbebande und wurde von Danny da Costa in einer wahnsinnig emotionalen Geste getröstet. Nun musste niemand Jonas Hector trösten: Der FC hatte Leipzig soeben sensationell mit 2:1 niedergerungen, der ehemalige Nationalspieler war mit dem ersten Doppelpack seiner Bundesliga-Karriere der entscheidende Mann für die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel gewesen.

„Es ist schön, dass wir heute einfach mal jubeln durften“, betonte der sichtlich erleichterte FC-Spielführer nach dem Abpfiff im „Sky“-Interview und sprach auch darüber, wie sehr Fußball ein Tagesgeschäft sei. Nicht nur im Hinblick auf die geradezu ikonischen Momente nach den beiden letzten Heimspielen, sondern auch auf das zurückliegende Spiel in Leverkusen, wo Hector gleich mehrere Großchancen hatte nicht nutzen können. Gegen Leipzig zeigte sich der 30-Jährige in ungewohnt offensiver Rolle nach dem Seitenwechsel dagegen im Stile eines Topstürmers: Erst mit dem Kopf zum überraschenden 1:0, dann nach tollem Zusammenspiel mit Ondrej Duda eiskalt zum Endstand, der drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf bedeutete.


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“Wir haben kämpferisch eine überragende Leistung abgeliefert”

Der Kapitän marschiert voran Richtung Klassenerhalt? Ganz so weit ist es beim 1. FC Köln noch nicht, aber die aufsteigende Formkurve des Führungsspielers in der Mittelfeldzentrale darf den „Geißböcken“ Hoffnung auf den Ligaverbleib machen – auch dank seiner nun endlich unter Beweis gestellten Knipserqualitäten. „Mir ist egal, wer die Tore bei uns schießt. Die haben uns die vergangenen Wochen auf jeden Fall gefehlt. Mir tut es natürlich gut, dass ich jetzt derjenige war, der getroffen hat, weil ich die letzten Wochen auch einiges versemmelt habe“, blieb Hector bekannt bodenständig: „Man muss man die Mannschaftsleistung herausstellen, weil alle, auch die, die reinkamen, alles für diesen Sieg getan haben. Das ist absolut wichtig für die nächsten Wochen. Wir haben kämpferisch eine überragende Leistung abgeliefert.“

“Alle, auch die, die reinkamen, haben alles für diesen Sieg getan haben. Das ist absolut wichtig für die nächsten Wochen.”

Dabei sah es zunächst alles andere als danach aus, als könnten die Kölner gegen den Tabellenzweiten erhobenen Hauptes vom Feld gehen. Leipzig startete dominant, Leipzig startete spielfreudig, Leipzig startete torgefährlich. Einzig: Die Sachsen nutzten die Chancen nicht, die sich ihnen gerade in den Auftaktminuten boten. Der auf drei Positionen veränderte FC suchte derweil nach einem Mittel gegen die Angriffswellen, musste sich mehrfach mit einem simplen Befreiungsschlag ins Niemandsland behelfen. Es wirkte wie eine Mischung aus einem Überzahlspiel im Eishockey und dem klassischen Handball-Angriff, was sich in Müngersdorf in der ersten Halbzeit häufig abspielte. Zwar gewannen die „Geißböcke“ mit zunehmender Spielzeit an Sicherheit im Abwehrverbund, doch die Angriffsbemühungen der Gastgeber verebbten zumeist schon in der eigenen Hälfte.

Der doppelte Hector: direkt nach der Halbzeit, direkt nach dem Ausgleich

Bis auf einen Distanzschuss von Jonas Hector und einer Halbchance von Ondrej Duda, der nach abgesessener Gelbsperre sich wieder in vorderster Front aufrieb, war das Funkel-Team komplett harmlos geblieben. Anders die Leipziger, die aus ihrer Sicht einmal mehr mangelnde Chancenverwertung beklagen mussten. Die beste Möglichkeit zur hochverdienten Führung vergab Nordi Mukiele, der aus halbrechter Position allein vor FC-Keeper Timo Horn am Kölner Kasten vorbei schoss. „Das haben wir mal gebraucht: ein bisschen Glück“, sinnierte Abwehrhüne Sebastiaan Bornauw, der in der Nachspielzeit trotz zuvor überragender Leistung beinahe zum tragischen Helden geworden wäre. Einen langen Ball der Leipziger verlängerte der Belgier zu Justin Kluivert, der allerdings frei vor Horn nur den Pfosten traf und damit die Ausgleichsmöglichkeit liegen ließ. „Wir haben einige Spiele verloren, in denen wir gut gespielt haben. Heute haben wir einen Sieg eingefahren, den keiner erwartet hat.“

So unverhofft wie dieser enorm wichtige Erfolg, so unverhofft kam auch die Kölner Führung in diesem Spiel: Kurz nach Wiederbeginn eroberte Ellyes Skhiri in der eigenen Hälfte den Ball mit einem starken Tackling gegen Emil Forsberg und leitete so den Konter über die linke Seite ein. Außenverteidiger Jannes Horn flankte perfekt auf Hector, der unbedrängt aus kurzer Distanz zum 1:0 einköpfte (46.). Der Auftakt zu einer turbulenten Viertelstunde: Gegen zu weit aufgerückte „Geißböcke“ hatte Leipzig zu viel Platz, den Amadou Haidara mit einem wuchtigen Distanzschuss zum Ausgleich nutzen konnte (59.). Das Ende der Kölner Herrlichkeit? Weit gefehlt! Nur wenige Augenblicke nach dem 1:1 kombinierte sich Hector nach einem Einwurf im Zusammenspiel mit Duda durch die Gäste-Defensive und schloss überlegt von der Strafraumkante ab – der FC führte erneut (60.)!

Das notwendige Quäntchen Glück war dem FC hold

„Wir wollten die Nadelstiche setzen, so wie wir es auch gemacht haben. Wir wollten richtig eklig sein für die Leipziger und wollten ihnen das Leben schwer machen. Wir wollten sie in den Kontersituationen ärgern, und das haben wir richtig gut hinbekommen“, freute sich Abwehrchef Rafael Czichos, dass die taktische Ausrichtung der Kölner Früchte trug. Und dass sie das tat, hatte der FC in der auf den erneuten Führungstreffer folgenden Abwehrschlacht größtenteils sich selbst zu verdanken: Mit großer Leidenschaft und noch größerer Lautstärke stemmten sich die „Geißböcke“ gegen die wütenden Angriffe der Leipziger, die in der hektischen und hitzigen Schlussphase durch die eingewechselten Angelino und Kluivert Chancen auf den Ausgleich hatten. Und das notwendige Quäntchen Glück war den Gastgebern anders als noch in den Vorwochen auch hold.

“Ich glaube, dass der Sieg ganz wichtig für die Psyche der Mannschaft ist. Wir müssen in den kommenden Spielen mit der gleichen Leidenschaft und Emotionalität wie heute antreten.”

„Anders geht es nicht gegen so eine Mannschaft. Du brauchst auch ein bisschen Glück. Und dieses Glück hat sich die Mannschaft heute erarbeitet“, weiß auch Friedhelm Funkel, der nach Abpfiff erst einmal tief durchatmete. Durch die drei Zähler ist der 1. FC Köln nun punktgleich mit Hertha BSC, die mit zwei Spielen weniger den Relegationsrang bekleiden. Angesichts des kölschen Restprogramms (Augsburg, Freiburg, Hertha, Schalke) ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt zurück bei den „Geißböcken“. „Klar war Leipzig heute besser, aber wir sind froh, dass wir an der Konkurrenz dran geblieben sind. Ich glaube, dass der Sieg ganz wichtig für die Psyche der Mannschaft ist“, sieht Funkel den unverhofften Heimsieg als etwaigen Selbstvertrauensschub im Abstiegskampf: „Möglicherweise gibt der Sieg heute den Jungs eine breitere Brust für die nächsten Spiele – egal, wie der Sieg heute zustande gekommen ist. Wir müssen in den kommenden Spielen mit der gleichen Leidenschaft und Emotionalität wie heute antreten.“

In Augsburg wartet das nächste enorm wichtige Spiel

Dies muss der FC, will er auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen, bereits am Freitag unter Beweis stellen – in Augsburg könnten die Kölner den Leipzig-Erfolg vergolden und nicht nur die Fuggerstädter zurück in den Abstiegskampf holen. Keine leichte Aufgabe zum Abschluss der Englischen Woche, wie die „Geißböcke“ aus leidvoller Erfahrung (noch kein Bundesliga-Sieg beim FCA) wissen. Auch die bereits in wenigen Tagen anstehende Aufgabe war ein Grund für die Einsamkeit des Jonas Hector. „Wenn wir am Freitag kein Spiel hätten, würde ich ihn zu mir nach Hause einladen und ihm Pommes machen“, erklärte Sebastiaan Bornauw mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Auf die belgische Spezialität muss der FC-Kapitän jedoch in dieser Woche verzichten: „Da wir Freitag schon wieder spielen, lasse ich ihn heute Abend lieber schlafen. Wir müssen konzentriert bleiben. Das Spiel in Augsburg wird sehr wichtig.“

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