Jens Scheuer: "In der Rückrunde eine Schippe drauflegen" | OneFootball

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·22. Dezember 2021

Jens Scheuer: "In der Rückrunde eine Schippe drauflegen"

Artikelbild:Jens Scheuer: "In der Rückrunde eine Schippe drauflegen"

Der FC Bayern München steht zu Weihnachten ganz oben in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der VfL Wolfsburg hat allerdings ein Spiel weniger bestritten und kann mit einem Sieg im neuen Jahr noch vorbeiziehen. Im DFB.de-Interview ordnet Bayern-Trainer Jens Scheuer die aktuelle Situation ein und schaut auch schon nach vorne auf die Ziele, die der 43-Jährige in 2022 mit seinem Team angehen wird.

DFB.de: Herr Scheuer, mit welchem Fazit gehen Sie jetzt in die kurze Winterpause?


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Jens Scheuer: Wir haben eine ordentliche Hinrunde gespielt. Die drei Mannschaften, die in der neuen Gruppenphase der Champions League dabei waren, mussten sich erstmal etwas an die höhere Belastung gewöhnen. So hatten Wolfsburg, Hoffenheim und auch wir immer wieder mal Spiele dabei, in denen wir nicht die frischsten Beine und Köpfe hatten. Das hatte zur Folge, dass wir unnötig den einen oder anderen Zähler haben liegen gelassen. Natürlich hätten wir gerne die maximal mögliche Punktzahl geholt. Aber so müssen wir ein paar Abstriche machen. Wir sind dennoch gut im Rennen. Momentan haben wir einen kleinen Vorsprung. Wir wissen aber auch, dass Wolfsburg noch ein Spiel weniger hat. Mit der Gesamtsituation sind wir zufrieden: In der Bundesliga stehen wir oben, in DFB-Pokal und Champions League haben wir das Viertelfinale erreicht. Die Ausgangslage ist sehr gut für die Rückrunde.

DFB.de: Mit Wolfsburg, Hoffenheim und Ihnen stehen die drei Champions-League-Teilnehmer trotz der höheren Belastung derzeit ganz oben. Hat sich die Qualität damit bis jetzt durchgesetzt?

Scheuer: Alle drei genannten Mannschaften sind wirklich gut und haben tolle Einzelspielerinnen in ihren Reihen. Aber auch die anderen Teams sind nicht zu unterschätzen.

DFB.de: In dieser Saison ist die Spitzengruppe der FLYERALARM Frauen-Bundesliga so breit, wie noch nie zuvor. Derzeit zählen fünf Teams dazu. Wie bewerten Sie das?

Scheuer: Für die Entwicklung des Frauenfußballs ist das sicher gut. Aber meine Aufgabe ist es nicht, die Liga zu entwickeln. Ich bin dafür da, meine Mannschaft an die Spitze zu führen. Es ist schön, dass Spannung da. Ich habe den Fokus allerdings auf meinem Team. Vor wenigen Tagen haben wir noch vom Sechskampf gesprochen. Dann hat Leverkusen ein paar Spiele verloren. Jetzt sind noch fünf Klubs dabei. Sollte Potsdam das Nachholspiel gegen Wolfsburg verlieren, spielen nur noch vier Teams um den Titel. Es stimmt, dass das Feld im Moment eng beisammen ist. Aber mal schauen, wie es ganz am Ende aussieht.

DFB.de: In Ihrer Bilanz in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga stehen neben neun Siegen die beiden Niederlagen gegen Frankfurt und Wolfsburg sowie das Unentschieden gegen Turbine.

Scheuer: Fußball ist am Ende ein Ergebnissport. Wir haben Wolfsburg in dem direkten Duell so dominiert, wie noch nie. Aber wir haben verloren, weil sie die Partie durch eine Aktion entschieden haben und eine überragende Torhüterin hatten. In Frankfurt haben wir unclever agiert. Das waren zwei Niederlagen, die wir gerne vermieden hätten. Das Unentschieden in Potsdam hingegen geht absolut in Ordnung, weil Turbine richtig stark gespielt hat. Da können wir uns über die Punkteteilung nicht beschweren. In dem Fall können wir anerkennen, dass der Gegner an diesem Tag genauso gut war, wie wir. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir in der Rückrunde nochmal eine Schippe drauflegen wollen und werden, um unser Ziel zu erreichen – und das ist die Titelverteidigung. Wir müssen wachsam bleiben, weil die Gegner ebenfalls immer stärker werden. Das spornt uns an.

DFB.de: In der Champions League hat die Auslosung ergeben, dass Sie im Viertelfinale auf Paris St. Germain treffen. Wie ordnen Sie das Los ein?

Scheuer: Wir freuen uns sehr auf das Viertelfinale, die Auslosung war sehr spannend. Im Viertelfinale gibt es keine leichten Gegner mehr. Jetzt ist es Paris - es hätte auch Wolfsburg oder Barcelona sein können. Ich bin mir sicher, dass keine der Mannschaften im Lostopf der Gruppenersten den FC Bayern als Gegner wollte. Wir wissen, dass PSG eine sehr starke Mannschaft hat und individuell mit sehr starken Offensiv- und Weltklassespielerinnen top besetzt ist. Sie haben mit Sara Däbritz auch eine sehr gute deutsche Spielerin mit bayerischen Wurzeln. Bis März ist aber noch lange hin. Wir werden sehen, wie wir aus der Winterpause kommen und wie wir bis dahin personell aufgestellt sein werden. Das gleiche gilt natürlich auch für Paris. Ich wünsche mir, dass beide Mannschaften mit ihren stärksten Teams antreten können, damit es gute Werbung für den Frauenfußball wird.

DFB.de: Das Jahr neigt sich nun dem Ende entgegen. Gab es in der Hinrunde einen Moment, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Scheuer: Ich kann nicht den einen Moment nennen. Es waren ganz viele Augenblicke, die mir in Erinnerung bleiben. Ich finde es immer wieder schön, wenn wir nach Abpfiff gemeinsam Siege feiern können. Aber es gibt leider manchmal auch schwierige Momente, beispielsweise wenn sich eine unserer Spielerinnen schwer verletzt. Solche Schicksalsschläge treffen mich als Trainer auch persönlich. Ich denke zum Beispiel an Laura Benkarth, die am Knie operiert werden musste und länger ausfallen wird. In jeder Saison gibt es ganz tolle und sehr traurige Momente. Der Fußball spiegelt hier das Leben wider. Mir ist es wichtig, dass man zusammenhält und sich gegenseitig auffängt, wenn es mal nicht so gut läuft.

DFB.de: Wie sieht Ihr Ausblick auf 2022 aus?

Scheuer: Wir schauen natürlich auf die drei Wettbewerbe. Im DFB-Pokal ist unser klares Ziel, das Halbfinale zu erreichen. Über die Champions League und das Viertelfinal-Los haben wir bereits gesprochen. Hier setzen wir vor allem auf unsere Heimstärke. Die letzte Niederlage bei uns auf dem Campus in der Champions League war vor zwei Jahren gegen Göteborg FC. Wir freuen uns auf spannende Spiele gegen einen attraktiven Gegner. Und in der deutschen Meisterschaft wollen wir das bestätigen, was uns in der vergangenen Saison gelungen ist. Wir wissen aber auch, dass das kein Selbstläufer wird. Mit Wolfsburg und Hoffenheim sehe ich sehr starke Konkurrenten, die zuletzt viel Erfahrung gesammelt haben.

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