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Vertikalpass

·13. September 2021

Jein.

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Soll ich wirklich über den Punkt in Frankfurt lachen oder lass‘ ich’s lieber sein? Jein. Ich fühle mich nach dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt wie das Spiel ausging: unentschieden. Und weiß noch nicht, was ich davon halten soll.

„Dieses Unentschieden ist extrem wichtig für uns“, sagte Pellegrino Matarazzo nach dem Spiel, „da es mehr als der Punkt wert sein könnte.“ Denn in Frankfurt in Unterzahl noch ein Remis erreicht zu haben, kann für den weiteren Saisonverlauf prägend sein. Einerseits der Punkt an sich, andererseits das erneute Wissen, dass die Mannschaft jeden Rückstand ausgleichen kann – selbst in einem nicht wirklich guten Spiel.


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Das Comeback von Mangala – soll ich mich darüber freuen oder lass‘ ich’s lieber sein? Jein. Es lief so einiges unrund gegen die Eintracht. Ungenauigkeiten im Passspiel, Schwierigkeiten bei Ball- an und -mitnahme. Höhepunkt der Einwurf von Hiroki Ito, der ähnlich slapstick-artig war wie der von Borna Sosa 2018 gegen Bremen und der Waldemar Anton schließlich die rote Karte einbrachte. Wataru Endo dagegen versuchte zuverlässig wie immer das Mittelfeld zu dominieren, aber es ist nicht zu übersehen, dass selbst er am Ende seiner Kräfte ist. Wir freuten uns zwar alle extrem auf das Comeback von Orel Mangala und dadurch auf mehr Stabilität mit Endo. Aber sein Kurzeinsatz hat gezeigt: Er ist nicht wirklich auf der Höhe, die sechs Monate ohne Spielpraxis waren ihm deutlich anzumerken. Erst eine schusselige Aktion gegen Jens Petter Hauge, die ihm eine gelbe Karte einbrachte, dann der Stockfehler vor dem 1:0 durch Kostic. Und ja, dieses Tor war wie das 2:3 gegen Freiburg eine Kopie der letzten Saison. Gut, dass Mangala wieder gesund ist, aber er wird in den nächsten Wochen noch keine Hilfe für Endo und das defensive Mittelfeld sein.

Kaum ein Spieler, der gegen Frankfurt Normalform erreichte. Ata Karazor mit lässigen Pässen, die lässig beim Gegner landeten. Dinos Mavropanos mit haarsträubenden Fehlpässen. Teto Klimowicz hinterließ kaum Eindruck, außer in seiner Art, körperlos zu verteidigen und stets die falsche Entscheidung zu treffen. Borna Sosa seltsam gehemmt und wirkungslos, Philipp Klement mit seinen Verzweiflungs-Kreiseln, Roberto Massimo wie meist mit guten Ansätzen, aber mehr nicht. Individuelle Fehler und unforced errors – defensiv wie offensiv – prägten das Spiel des VfB. Dass Eintracht Frankfurt diese nicht nutzen konnte, sagt einiges über die Form des letztjährigen Tabellenfünften aus. Ein Gegner mit mehr Sicherheit und Konsequenz hätte dem VfB in diesem Spiel einen deutliche Niederlage beigebracht.

Freue ich mich über das Debüt von Marmoush oder lass‘ ich’s lieber sein? Jein. Überzeugen konnte dagegen Neuzugang Omar Marmoush. Nicht nur wegen seines Tores. Er kann dem VfB in der Offensive einiges geben durch seine individuelle Qualität, durch seine Dribblings und seine Sprints (die meisten beim VfB). Aber er verändert natürlich auch das Spiel. Er ist nicht der Zielspieler wie Sasa Kalajdzic oder Hamadi Al Ghaddoui. Vor allem Sosa fehlt damit ein Abnehmer für seine Flanken. Auch ins Kombinationsspiel war er noch nicht gut eingebunden, er fiel in erster Linie durch Einzelaktionen auf. Das Offensivspiel mit ihm neu zu strukturieren, wird Zeit benötigen.

Freue ich mich auf das Spiel gegen Leverkusen oder lass‘ ich’s lieber sein? Jein. Der VfB macht trotz einiger Unzulänglichkeiten nach wie vor Freude. Vor allem die Widerstandsfähigkeit ist beeindruckend. Zudem wird es spannend sein, wie sich einige Spieler entwickeln werden. Ömer Beyaz feierte gegen Frankfurt ein unauffälliges Debüt, Wahid Faghir könnte eine Option sein und Tanguy Coulibaly könnte nach und nach mehr Spielanteile bekommen. Aber gegen Leverkusen befürchte ich, dass es ein Spiel wie gegen Leipzig werden könnte. Der VfB wird deutlich mehr benötigen als Glück, den richtigen Spin nach einem Lattentreffer und die Hoffnung, dass der Gegner die eigenen Fehler nicht bestraft.

Wenn Ihr auf das Remis gegen Frankfurt standesgemäß anstoßen wollt (oder sonst einen Anlass zum Anstoßen habt), wir haben sehr schöne Sektgläser in einer Sonderserie zusammen mit Martin vom Brustringtalk gestaltet und produziert (hier entlang).

Wer eintauchen will in die VfB-Geschichte und vor allem in die Meisterschaft 2007 – unsere Fußball-Fibel ist in zweiter Auflage erschienen! Wer direkt bei uns bestellt, der erhält kostenlos oben drauf unsere Outtakes als Soundfile.

Zum Weiterlesen: Unser vertikalGIF „Kostic? Leckmic!“ findet Ihr hier.

Auch Rund um den Brustring sieht deutlichen Verbesserungsbedarf, ist aber ebenfalls mit dem Punkt zufrieden.

Zum Weiterhören Der Brustringtalk spricht mit Benni Hofmann über sein Buch „Kapital oder Kurve?“. Der kicker-Redakteur arbeitet in seiner sehr lesenswerten Veröffentlichung die Verwerfungen der letzten Jahre beim VfB auf.

Foto: Imago

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