James Holland: „Als Fußballer ist man an einem Tag der Hero, am nächsten Tag ein Zero“ | OneFootball

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·23. Mai 2024

James Holland: „Als Fußballer ist man an einem Tag der Hero, am nächsten Tag ein Zero“

Artikelbild:James Holland: „Als Fußballer ist man an einem Tag der Hero, am nächsten Tag ein Zero“

James Holland: „Als Fußballer ist man an einem Tag der Hero, am nächsten Tag ein Zero“

23. May 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Artikelbild:James Holland: „Als Fußballer ist man an einem Tag der Hero, am nächsten Tag ein Zero“

Eigentlich wollte bundesliga.at James Holland mit diesem Interview ja als einen der Rekord-Legionäre der ADMIRAL Bundesliga verabschieden. Doch der Australier lässt offen, ob nach seinen bisher 273 Bundesliga-Spielen nicht sogar noch mehr als die zwei Playoff-Spiele gegen Hartberg dazukommen könnten…


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James, hat Dominik Fitz mit seinem Playoff-Tor in der 94. Minute gegen den WAC deine Karriere verlängert?

Wegen der zwei Spiele? Ja, ich weiß, dass die Medien geschrieben haben, dass ich die Austria verlassen werde, aber ich muss mir das alles noch anschauen. Meine letzten Gespräche mit Jürgen Werner und Manuel Ortlechner waren schon vor einigen Wochen, weil ich mich jetzt nur auf die Spiele konzentriert habe.

Wir haben dich schon im Trainerstab von Oliver Glasner bei Crystal Palace gesehen…

Ja, die Medien haben nicht immer Recht. Wie gesagt, ich kann dazu momentan noch nicht viel sagen.

Einige Trainer sind zuletzt mit einem Wechsel auf die Insel gescheitert, weil es schwierig geworden ist, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Wäre das für dich als Australier, der dem Commonwealth angehört, einfacher?

Es gibt diese alte Verbindung, aber mit dem Brexit ist alles schwieriger geworden. So weit ich weiß, gibt es da auch für uns keine Ausnahme. Ich hätte auch als Spieler schon einige Anfragen aus England gehabt, aus denen aus diesem Grund leider nichts geworden ist.

Glasner war dein Trainer beim LASK, hat er dich sofort für seinen Fußball begeistert?

Am Anfang nicht so, da war es richtig hart. Aber dann hat sein Fußball perfekt zu mir gepasst. Heute bin ich ein Fan von Olis Fußball, ich studiere ihn. Was er jetzt bei Crystal Palace wieder geleistet hat, ist unglaublich. Er wäre Vierter in einer Glasner-Tabelle! Aber das ist alles kein Zufall, es ist wirklich beeindruckend, mit ihm zu arbeiten. Er ist fachlich top, menschlich top und hat unglaubliche Führungsqualitäten.

Eigentlich haben wir uns ja bei dir gemeldet, weil wir angenommen haben, dass einer der Rekord-Legionäre die ADMIRAL Bundesliga verlässt…

Oh, wirklich, bin ich vorne dabei? Das wusste ich nicht, das freut mich sehr. Wo stehe ich denn?

Deine bisher (!) 273 Bundesliga-Spiele reichen für Platz 7, die Nummer eins ist Steffen Hofmann mit 434.

Wow, da hätte ich meine ganze Karriere in Österreich verbringen müssen, um ihn zu überholen. Ich hatte einige kritische Situationen mit ihm auf dem Platz, die wahrscheinlich der Rivalität zwischen Rapid und der Austria geschuldet waren, aber er war ein super Spieler und hat Überragendes für Rapid geleistet. Nur schade, dass er beim falschen Verein ist.

Du hast in den Niederlanden gespielt, in Deutschland, wann hast du dich mit der österreichischen Bundesliga angefreundet?

Als Kind in Australien träumt man generell vom Fußball in Europa. Außer der Premier League hat man damals im TV nicht viel gesehen, also war England mein großes Traumziel. In den Niederlanden war es richtig schwer für mich, als ich dann in Österreich gelandet bin, war es schön, ich habe es akzeptiert und das war auch mein Niveau. Aber man hat an den internationalen Erfolgen in den letzten Jahren ja gesehen, dass es auch ein cooles Land ist, um hier Fußball zu spielen. Dazu kommt, dass ich mich hier zum ersten Mal wichtig und angekommen gefühlt habe.

Und du hast deinen größten Erfolg, den Meistertitel 2013 mit der Austria, hier gefeiert.

Es war damals schon nicht einfach, sich gegen Salzburg durchzusetzen. Aber wir hatten eine coole Kabine, coole Jungs und mit Peter Stöger einen überragenden Trainer, der von der Menschenführung wahrscheinlich der Beste war, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Er konnte wirklich eine coole Stimmung erzeugen.

Deine Spiele hast du zwischen Austria (143) und dem LASK (130) fast gerecht aufgeteilt, die acht Bundesliga-Tore hast du aber alle für den LASK geschossen. Wie kommt das?

Naja, Toreschießen ist nicht meine größte Kunst, aber die Art und Weise, wie wir beim LASK Fußball gespielt haben, hat einfach für mich gepasst. Mit dem hohen Pressing bin ich auch als Sechser in Positionen gekommen, in denen es einfacher war, Tore zu schießen.

Deinen zweiten Stopp bei der Austria hättest du dir wahrscheinlich anders vorgestellt. Es gab oft Kritik, Trainer, die nicht immer auf dich gesetzt haben, wie bist du damit umgegangen?

Ja, es war eine schwere Zeit. Aber es gibt eine große Lektion, die man als Fußballer lernen muss, und die ist, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Als Fußballer ist man einen Tag der Hero, am nächsten Tag ein Zero. Der Trainer mag dich oder nicht, er ist fair zu dir oder nicht, die Fans schimpfen dich oder nicht. Das musst du alles annehmen. Es ist nicht schön, du bist auch nur ein Mensch, aber die Mannschaft ist immer das Wichtigste. Das Schlimmste wäre, dich in die Opferrolle zu begeben. Stimmt, die letzten zwei Jahre waren nicht so, wie ich es erwartet und mir erwünscht hätte, aber Fußball – und das ganze Leben – ist kein Wunschkonzert. Trotzdem bin ich dankbar, dass ich hier spielen konnte, weil ich diesen Verein liebe.

Die Rekord-Legionäre der ADMIRAL Bundesliga

* erhielten im Laufe ihrer Bundesliga-Karriere auch die österreichische Staatsbürgerschaft

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch

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