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·29. Februar 2024

Im Lieferwagen zur Klublegende

Artikelbild:Im Lieferwagen zur Klublegende

Die Tradition sieht es so vor. Jeden Samstagmorgen, kurz nach dem ersten Krähen des Hahnes, werden die Stände aufgebaut. Gemüse und Obst aus der Region, sorgfältig sortiert und präsentiert für die “abuelitas” mit ihren Einkaufsrollern, die nicht lange auf sich warten lassen. Der Marktplatz ist schnell gefüllt mit Leben, soweit das ein 8000-Seelendorf eben zulässt. Pedreguer, ein kleiner Ort mit großer Geschichte. Einst unter maurischer Herrschaft gewesen, bietet die Gemeinde zahlreiche antike Bauwerke, die nicht nur Historiker beeindrucken.

In jenem Ort vor den Toren Alicantes, zwischen Meer und Bergen, erblickte der vielleicht berühmteste Sohn der Stadt im Mai 1995 das Licht der Welt. José Luis Gayà Peña, One Club Man vom FC Valencia, dem rund hundert Kilometer entfernten Vorzeigeklub der autonomen Gemeinschaft. Als er mit elf Jahren kam, wurde er anfangs von seinem Vater chauffiert, dann sogar per Lieferwagen, ehe er im Teenageralter nach Paterna zur Jugendakademie des FC Valencia zog.


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Wie sein großes Vorbild David Villa war Gaya lange Zeit Torjäger und schoss sogar 60 Tore in seiner ersten Saison in der Jugendmannschaft der Fledermäuse. Kurz vor seiner ersten Berufung bei den Profis wurde er jedoch zum Linksverteidiger umfunktioniert und feierte mit gerade einmal 17 Jahren sein Profidebüt, nur um ein Jahr später als jüngster Spieler der Vereinsgeschichte im internationalen Wettbewerb anzutreten.

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Gaya lässt sich nach seinem Treffer gegen Cádiz von seinen Mitspielern feiern

Über die Jahre entwickelte er sich zu einem weiteren Top-Linksverteidiger aus dem Hause der “Mestalla”, der Jugendmannschaft des Klubs, die vor ihm schon Spieler wie Jordi Alba und Juan Bernas hervorbrachte. Auch anderen Klubs ist seine Entwicklung freilich nicht entgangen, so lehnte Gaya dem Vernehmen nach Angebote von Real Madrid, FC Barcelona, Manchester United, Atlético Madrid und Paris St.-Germain (mit Ex-Förderer Emery auf der Trainerbank) ab. Warum aber konnte kein Topklub ihn überzeugen? Gaya, so heißt es, schätze seine Freunde und Familie über alles und möchte nicht auf sie verzichten. Außerdem genießt er nach dem Training seinen heiß geliebten Arroz a banda im La Principal, welches fußläufig vom Stadion entfernt ist.

El Rey Pescador, der Fischerkönig, wie er von seinen Jugendfreunden getauft wurde (da er alle Bälle, die in seine Richtung kamen, “gefischt” und im Netz untergebracht hat), ist dementsprechend heimatverbunden. Mittlerweile spielt er seine 17. Saison im Trikot der Fledermäuse, ist Kapitän und hat vor Kurzem sein 400. Pflichtspiel für den Klub absolviert. Seit 2018 ist er zudem fester Bestandteil der spanischen Nationalmannschaft, wo er trotz der angesprochenen Alba, Bernat und dem aufstrebenden La Masía Talent Alejandro Baldé bereits auf 21 Spiele kommt.

Auch in schweren Zeiten, in denen sich der Klub aktuell zweifelsohne befindet, ist José Gaya die Konstante und der verlängerte Arm des „Místers“ auf dem Feld. Trainer kamen und gingen, aber alle setzten auf den Lokalmatadoren und seinen feinen linken Fuß. Aus finanziellen Motiven stand sogar zur Debatte, dass der Klub bereit wäre, ihn zu verkaufen. So weit ist es jedoch nie gekommen, und man kann stark davon ausgehen, dass das auch so bleibt. „Jedes Jahr bin ich ein möglicher Verkauf. Das ist die Realität. Jeden Sommer hört man meinen Namen, aber im Moment habe ich gezeigt, dass ich hier glücklich bin“, reagierte Gaya auf die immer wieder aufkeimenden Gerüchte um seinen Abgang. Er wolle so viele Spiele wie möglich im Trikot des Vereins machen, aber man wisse in diesem Geschäft nie, was passiert. Es gäbe Interessen und Pflichten, die man nicht beeinflussen könne.

Im Herbst 2022 gab der FC Valencia jedoch die erneute Vertragsverlängerung mit Gaya bekannt. Unter dem Titel “Vom Kapitän zur Legende” wurde der neue Vertrag bis 2027 ausgedehnt. Die in Spanien verbindliche Ausstiegsklausel liegt bei 100 Millionen Euro. Aber wenn man den Satz, der aus Gayas’ Mund kommt hört, könnte man diese als Mittel zum Zweck abstempeln. “Para toda la vida”, “Ein Leben lang” kommt es strahlend aus ihm raus. Es macht den Eindruck, als könnten Klubs sich Anfragen sparen.

Aber auch nach dieser Saison wird es sie wieder geben. Doch die Chancen stehen gut, dass er sich auch dieses Mal gegen das Geld und für seinen Reis entscheidet, so wie die Jahre zuvor auch. Schließlich ist er der Fischerkönig, der Kapitän. Und ein Kapitän verlässt das Schiff nicht, er führt sein Team bis zum Schluss. Bis er sich schlafen legt und erst wieder aufwacht, wenn der Hahn kräht und die “abuelitas” ihr Obst kaufen.

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