Im Finale: Entscheidet sich heute auch der Ballon d'Or? | OneFootball

Im letzten großen Spiel des europäischen Vereinsfußballkalenders vor der Sommerpause stehen sich am Samstagabend Real Madrid und der FC Liverpool im Finale der Champions League gegenüber. Die Reds wollen gewiss Rache für das verlorene Endspiel im Jahr 2018 nehmen, während sich die Königlichen in der ungewöhnlichen Rolle des Underdogs wieder finden. Neben dem größten Titel im Klubfußball steht womöglich auch die wichtigste individuelle Auszeichnung auf dem Spiel.

Gerade in Jahren ohne Welt- oder die Kontinentalmeisterschaften in Europa und Südamerika spielt die Königsklasse eine ganz entscheidende Rolle bei der Vergabe des Ballon d'Or. Dabei handelt es sich bekanntlich nicht um die einzige, sehr wohl aber um die prestigeträchtigste Auszeichnung als Weltfußballer des Jahres. In diesem Jahr gibt es eine Veränderung, die das Finale der Champions League noch wichtiger machen dürfte: Die Verleihung bezieht sich nicht mehr auf das Kalenderjahr, sondern das Fußballjahr. Mithin stellt also das Endspiel im Stade de France die letzte Chance dar, die votierenden Journalisten von sich zu überzeugen. Die Vergabe des Ballon d'Or ist für den Oktober vorgesehen. fussball.news nennt die heißesten Anwärter aus dem Champions-League-Finale.

1. Karim Benzema, Real Madrid

Nach Stand vor dem Endspiel zwischen Liverpool und Real wäre an Karim Benzema wohl kaum ein Vorbeikommen. Der Franzose hat mit inzwischen 34 Jahren die beste Saison seiner Karriere hinter sich, steht nach 45 Pflichtspielen bei 44 Treffern. Alleine 15 davon entfallen auf die bisherige Königsklassen-Spielzeit, davon wiederum zehn auf die letzten fünf K.o.-Spiele, in denen der Nationalspieler die Blancos beinahe im Alleingang ins Finale geballert hat. Es wäre sicher auch in gewisser Art ein Preis fürs Lebenswerk von Benzema, der bei Real lange aus dem Schatten des mehrfachen Siegers Cristiano Ronaldo getreten ist.

2. Sadio Mane, FC Liverpool

Jürgen Klopp attestiert Sadio Mane vor dem Finale gegen die Madrilenen die Form seines Lebens. Ein Blick auf die vergangenen Monate klärt schnell auf, dass der deutsche Erfolgscoach der Reds damit keineswegs falsch liegt. Der Angreifer schoss den Senegal beim Afrika-Cup im Februar mit dem entscheidenden Elfmeter zum Titel und sein Land später auch in den Playoffs gegen Ägypten zur WM nach Katar. Mit Liverpool gewann er bereits den EFL Cup und FA Cup. In den vergangenen Monaten macht der heftig mit dem FC Bayern in Verbindung gebrachte 30-Jährige fast alles richtig. Der bisher einzige Sieg eines Afrikaners fiel in die Zeit, als der Ballon d'Or 'nur' den besten Fußballer Europas auszeichnete, 1995 gewann George Weah. Mane hat die besten Karten, als erster Afrikaner auch Weltfußballer zu werden.

3. Mohamed Salah, FC Liverpool

Den historischen ersten Erfolg eines Afrikaners könnte ihm freilich auch Mohamed Salah streitig machen. Der Ägypter hat den größeren Star-Appeal, was beim Voting durch internationale Journalisten durchaus eine Rolle spielen kann, wenngleich inzwischen nur noch Journalisten aus den Top-100 Ländern der FIFA-Weltrangliste abstimmen dürfen. Salah steckte zwar gerade im Vergleich mit Mane in den letzten Wochen eher in einem Formtief, mit einer starken Leistung und beispielsweise entscheidenden Toren im Champions-League-Finale kann er das aber wettmachen. Insgesamt sprechen die nackten Zahlen für Salah, der in 50 Einsätzen für die Reds an 47 Toren beteiligt war (Mane: 28 in 50).

4. Vinicius Junior, Real Madrid

An und für sich ist schwer vorstellbar, dass Benzema den Ballon d'Or nicht gewinnen wird, sollte Real die Königsklasse für sich entscheiden können. Der einzig naheliegende andere Kandidat bei den Blancos dürfte Vinicius Junior sein. Der 21-jährige Brasilianer ist sicher der größte Senkrechtstarter der am Samstag endenden Saison in den Top-Ligen Europas, mit 41 Torbeteiligungen in 51 Saisonspielen bei den Königlichen hat er eine wahre Leistungsexplosion hingelegt. Sollte 'Vini' das Endspiel im Alleingang entscheiden, könnte das die Wähler nachhaltig beeinflussen. Wahrscheinlicher aber scheint, dass er sich noch etwas gedulden muss, in Zukunft aber ein klarer Kandidat auf den Sieg sein wird.

5. Virgil van Dijk, FC Liverpool

Auch ein Sieg von Virgil van Dijk käme nach aktuellem Ermessen eher überraschend, weil vor allem die herausragende Offensive für die Erfolge von Liverpool verantwortlich gemacht wird. Wenn der Niederländer am Samstagabend Benzema ausschalten sollte und sein Team so zum Henkelpott führt, steigen seine Chancen aber sicher. Manch ein Journalist wird vielleicht auch an das Jahr 2019 denken, als van Dijk durchaus als Favorit ins Rennen ging, letztlich aber sehr knapp von Lionel Messi geschlagen wurde. Sollten sich nach dem Champions-League-Finale keine Kollegen vom LFC zwingend aufdrängen, könnte der Ballon d'Or so auch an den Abwehrchef gehen. Seit Fabio Cannavaro 2006 als Weltmeister triumphierte, war die Auszeichnung keinem Verteidiger mehr vergönnt.