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·27. Juni 2025
"Ich hatte schon Angst davor": Mala Grohs spricht so offen wie noch nie über ihre Krebs-Erkrankung

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·27. Juni 2025
Mitte November teilte der FC Bayern über die vereinseigenen Kanäle eine Videobotschaft von Mala Grohs, die viele schockierte. Darin erklärte die Torfrau, dass bei ihr ein bösartiger Tumor entdeckt wurde und sie ihrem Team aufgrund der Behandlung für unbestimmte Zeit fehlen wird. Dass Mala Grohs rund fünf Monate später im Champions-League-Viertelfinale gegen Olympique Lyon zwischen den Pfosten stehen und einen Elfmeter halten wird, hätten die meisten wohl nicht für möglich gehalten. Im Podcast SeitenweKKsel von Turid Knaak und Fabian Klos erzählt die 23-Jährige offen von ihrer Erkrankung und gibt bemerkenswerte Einblicke in ihre Gefühlswelt.
"Ich habe etwas am Hals entdeckt. Das hat ein bisschen geblutet und so bin ich darauf aufmerksam geworden", erklärte Mala Grohs den zeitlichen Ablauf. Diese Blutungen haben ihr aber nicht wehgetan und sie auch anderweitig nicht beeinträchtigt. Zu dieser Zeit stand die Champions League in den Startlöchern: "Das war mitten in den englischen Wochen und das nächste Spiel war auch am nächsten Tag – ich glaube, das war das erste UWCL-Spiel in dieser Saison gegen Arsenal".
Zu den Physiotherapeuten meinte die Torfrau, dass sie spielen kann. Zur Sicherheit wurden Entzündungswerte genommen, "um sicherzugehen, dass man das System nicht komplett überlastet". Diese zeigten allerdings keine Auffälligkeit. "Dann habe ich gespielt und wir haben einen Termin beim HNO gemacht, wo ich am Tag nach dem Spiel hin bin", so Grohs.
Während der Behandlung habe sie in das Gesicht der Ärzte geguckt und auf die erste Reaktion gewartet: "Da war halt wirklich erst mal ein großes Fragezeichen". Auch die Mediziner waren also anfangs ratlos. "Das hat mich jetzt nicht komplett gestresst, aber ich wurde unruhig“, gibt Grohs einen Einblick in ihrer damaligen Gefühle.
Die darauffolgenden Wochen seien die "wildesten" gewesen, die Grohs je hatte. Aufgrund der englischen Wochen hatte der FC Bayern damals drei Spiele innerhalb einer Woche. "Ich bin wirklich zum Spiel geflogen, das Spiel gespielt, zurückgekommen, ins Krankenhaus, zum Abschlusstraining", erinnerte sich die Torfrau. Nach einem MRT wollten die Ärzte eine Probe der erkrankten Stelle nehmen. Mala Grohs fragte noch nach, ob das sofort sein muss, da das Top-Spiel gegen den VfL Wolfsburg auf dem Plan stand. Die Antwort der Mediziner: "Wir würden dich ungern damit länger rumlaufen lassen." Nachdem abermals die Entzündungswerte okay waren, hat Mala Grohs auch das Spiel gegen die Wölfinnen absolviert.
"Ich hatte auch in dieser Zeit weiterhin die Blutungen, ich hatte immer wieder Blut im Mund und wurde immer wieder daran erinnert", offenbarte die 23-Jährige. Deshalb war für sie klar, dass auf die anstehende Nationalmannschaftsabstellung verzichtet werden muss und sie stattdessen weiter in Behandlung geht.
"Montag war der Termin. Das war wie eine kleine Mandeloperation, wo etwas abgeschnitten wurde", so Grohs. Freitagfrüh meldete sich dann das Krankenhaus mit dem Wunsch, Mala Grohs zu sprechen. "Dann habe ich gefragt, ob ich meine Eltern mitbringen soll. 'Ja, bring gerne alle mit', war dann die Antwort."
"Ich habe wirklich nicht mit dem Schlimmsten gerechnet“, sagt Grohs. Die Ärztinnen hätten ihr sehr vorsichtig erklärt, was Stand der Dinge ist: "Am Ende haben sie gesagt: 'Wir wissen nicht, was wir haben. Wir konnten aber so viel ausschließen, dass wir wissen, dass es nicht gutartig ist.'" Während dieses Gesprächs sei der Kreislauf von Mala Grohs "weggesackt".
Glücklicherweise hatte die Torhüterin ein gutes Support-System um sie herum. Zum Runterkommen unternahm die 23-Jährige dann einen ganz besonderen Ausflug: "München ist ja nah an den Bergen und ich habe schon immer viel darüber gelesen, dass man diese Sonnenaufgangswanderung machen kann. Dann sind wir morgens um Drei Uhr los Richtung Tegernsee und sind dann da auf den Berg gelaufen. Das haben wir als erstes gemacht."
Nach den Gesprächen mit den Ärzten sie ihr klar gewesen, dass sie das gut überstehen würde, solange der Krebs nur am Hals ist. "Aber ich hatte schon Angst davor, dass es noch woanders ist und der Krebs gestreut hat", betonte die Nationalspielerin,
Mala Grohs trat mit dem Video selbst an die Öffentlichkeit: "Ich wollte nicht, dass es durch die stille Post herauskommt, weil ich auch diese Nachfragen vermeiden wollte." Das habe gut funktioniert und wurde von allen respektiert. Sie habe "hunderttausende Nachrichten" bekommen, die sie gar nicht alle lesen konnte. "Die Wochen danach waren eh krass. Ich glaube, in jedem Stadion der Frauen-Bundesliga hatten die Fans Poster und unsere Männer-Südkurve auch. Von jedem Gegner, gegen den wir in der Zeit gespielt haben, habe ich ein Trikot bekommen. Währenddessen hat es mich gefreut, aber ich habe erst hinterher gemerkt, wie wichtig das war."
Unterstützung bekam die 23-Jährige auch von ihren Teamkolleginnen, die ihr geholfen haben, sich abzulenken. "Magdalena Eriksson und Pernille Harder waren beispielsweise bei Chelsea, als Ann-Katrin Berger krank war, die dafür ein bisschen ein Gespür hatten. Die haben mir dann direkt geholfen, weil ich in dem Moment selbst nicht wusste, was ich brauchen könnte."
Nach der Diagnose hat Mala Grohs trotzdem weitertrainiert. Sie wollte das Vertrauen in ihren Körper zurückbekommen, "weil ich dachte, dass mein Körper kaputt ist". Nach der Operation musste sich die Torhüterin allerdings gedulden, bis sie wieder zwischen den Pfosten stehen konnte. "Ich habe mich nach dem Tag gesehnt, wieder fit zu sein und auf den Platz zu können", erinnerte sich Grohs zurück. Grundsätzlich habe ihr die Erkrankung allerdings gezeigt, "wie krass egal der Fußball dann auch ist".
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