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·28. Juni 2024

„Ich bin kein Fabian 2.0“

Artikelbild:„Ich bin kein Fabian 2.0“

Am Donnerstag wurde Alexander Blessin beim FC St. Pauli vorgestellt. Zusammen mit Andreas Bornemann gab er Einblicke in seine Ideen mit dem FCSP.(Titelbild: Oliver Ruhnke/Imago Images/via OneFootball)

Es waren durchaus bewegte Wochen beim FC St. Pauli. Und wirklich geplant war es nicht, dass nun an einem schwül-warmen Sommertag eine Pressekonferenz mit der Vorstellung eines neuen Trainers stattfinden würde. „Das ist exemplarisch dafür, wie der Fußball sein kann,“ erzählte Andreas Bornemann auf dem Podium des sauna-artigen Presseraumes im Millerntorstadion, „Vor einigen Wochen haben wir hier noch gemeinsam gesessen und den Aufstieg gefeiert. Nun sitzen wir hier und stellen einen neuen Cheftrainer vor.“


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Klar, die Zeit zwischen den ersten Gerüchten um einen Abgang von Fabian Hürzeler und der Vorstellung von Alexander Blessin war mit weniger als einem Monat relativ kurz. Bornemann machte aber deutlich, dass man die nötige Sorgfalt habe walten lassen bei der Trainersuche und zeigte sich enorm zufrieden damit, dass Blessin nun beim FCSP an der Seitenlinie stehen wird: „Man kann bei Alex sagen, dass er alle von uns an den neuen Trainer gestellten Anforderungen erfüllt.“

„Passt einfach!“

Eben jener neue Cheftrainer erweckte ebenfalls den Eindruck, dass dieser Wechsel nicht schon vor langer Zeit am Horizont erschien: „Es war nie der Plan nach Deutschland zurückzukehren,“ erzählte er gut gelaunt. Der 51-jährige berichtete von „guten Gesprächen“ mit Andreas Bornemann, von „gegenseitigem Interesse“, davon wie sehr er sich auf die Atmosphäre am Millerntor freut (und da das „Ich freue mich auf die Atmosphäre bei Heimspielen“ ja so ein typischer 08/15-Satz von Neuzugängen ist, sei hier ein „glaubhaft“ ergänzt). Und er lieferte eine simple Erklärung für seinen sicher überraschenden Wechsel von Royal Union Saint-Gilloise zum FC St. Pauli: „Es passt einfach!“

Wie gut das alles zusammenpasst, wird sich nun natürlich erst zeigen, wenn die Zusammenarbeit dann auch wirklich losgeht. Und das passiert sofort. Zwar ist der Trainingsauftakt erst am 08. Juli, doch die Personalplanungen laufen bereits auf Hochtouren. Angefangen beim Funktionsteam, welches Blessin um sich herum haben wird. Bornemann erklärte wenig überraschend, dass Torwarttrainer Marco Knoop den Verein verlassen wird. Co-Trainer Peter Nemeth wird hingegen erst einmal beim FCSP bleiben. Wieder so ein Beispiel – dieses Mal dafür, wie klein die Profifußballwelt ist: Blessin und Nemeth haben vor fast 20 Jahren zusammen bei Sportfreunde Siegen Fußball gespielt. Ob das nun bedeutet, dass man nun auch dauerhaft als Trainergespann zusammenarbeitet? Nicht unbedingt, erklärte Bornemann, weil das gemeinsame Spielerdasein eben nicht automatisch eine funktionierende Zusammenarbeit als Trainerteam bedeute. Vorerst wird Nemeth aber bleiben, erklärte der Sportchef.

Blessin möchte FC St. Pauli an Bundesliga anpassen, nicht umkrempeln

Wie gut das alles dann auf dem Fußballplatz zusammenpasst, wird man zwar erst frühestens in einigen Monaten beurteilen können. Der erste Eindruck aber überzeugt bisher auf ganzer Linie. „Ich glaube es matched ganz gut,“ erklärte Alexander Blessin und ergänzte: „Es gibt viele Sachen, wo wir eine klare Überschneidung haben.“ Dabei verwies er lächelnd auch auf „Statistiken“, vermutlich die Zahlen des Global Soccer Network. Bevor nun jedoch die vielen Überschneidungen zum Vorgänger dargestellt werden, stellte er klar: „Ich bin kein Fabian 2.0, ich bin Alex Blessin.“

Ähnlichkeiten beider Trainer gibt es aber natürlich auch. Und sowieso: Alles umkrempeln bei einem Team, welchem in der letzten Saison in überzeugender Art und Weise der Bundesligaaufstieg gelang, wäre wohl nicht zielführend. Das sieht auch Blessin so („Es gibt Facetten, die wir beibehalten wollen.“). Allerdings, so Blessin, wird die Bundesliga auch einen anderen Fußball vom FC St. Pauli verlangen. Denn ein solch dominanter Ballbesitzfußball wie in der Vorsaison dürfte nicht erfolgreich in die neue Liga übertragen werden können. Für Blessin geht es daher darum die „Balance zu finden“ er betonte zum Beispiel, dass man auch „einfachere Varianten“ im Spielaufbau nutzen möchte.

Artikelbild:„Ich bin kein Fabian 2.0“

Andreas Bornemann und Alexander Blessin zeigten sich sehr zufrieden und überzeugt bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen FCSP-Cheftrainers. // (c) FC St. Pauli

Klar ist aber auch, dass der FC St. Pauli mit Alexander Blessin nun einen Cheftrainer hat, der den Fußball des Teams an einigen Stellen signifikant verändern wird. Der 51-jährige macht keinen Hehl daraus, dass er durch seine Zeit bei RasenBallsport Leipzig stark beeinflusst wurde, wenngleich dort „alle Trainer ihren eigenen Kopf haben“. Ein viel stärkerer Fokus auf das aktive und aggressive Spiel gegen den Ball und allgemein mehr Tempo in eigenen Ballbesitzphasen, darf erwartet werden. Diese „Art des Fußballs“, so Andreas Bornemann, „passt zum Millerntor“.

Transfergespräche werden wieder aufgenommen

Bevor es nun in etwas mehr als einer Woche offiziell mit der Sommervorbereitung losgeht, stehen bereits einige Planungsgespräche an. Die betreffen auch mögliche Neuzugänge und allgemein Kaderveränderungen. Andreas Bornemann erklärte, dass man Personalentscheidungen zurückstellen musste, weil eben ein zwar nicht überraschender, aber vermutlich eher ungeplanter Trainerwechsel dazwischen kam. Diese Gespräche sollen nun wieder aufgenommen werden.

Dabei ist es kein Geheimnis, auf welchen Positionen der FC St. Pauli noch Bedarf sieht: Die Außenverteidiger-Positionen sind mit Philipp Treu, Lars Ritzka und Manos Saliakas quantitativ etwas zu dünn besetzt. Hier ist noch Zuwachs zu erwarten. Und dann wird ganz sicher noch was auf der Mittelstürmer-Position passieren.

FCSP soll offensiv variabler werden

Alexander Blessin erklärte zudem, dass er mehr Variabilität in der Offensive für hilfreich hält. Das beinhaltet zum Beispiel auch eine Formation mit zwei Spitzen, so wie sie von Saint-Gilloise unter seiner Leitung zuletzt praktiziert wurde. Mittelstürmer von Bundesligaformat gibt es aber wohl aktuell zu wenige im Kader. Deshalb sind auch hier Neuzugänge zu erwarten. Blessin zeigte noch eine weitere Variante in der Offensive mit Saint-Gilloise: Mit nur einer Spitze und dahinter zwei Zehnern in den offensiven Halbräumen (und einer Doppelsechs), die sehr flexibel die Räume suchen, auch gerne „breitziehende Zehner“ genannt. Und dann ist da die Variante, die der Kader des FC St. Pauli aktuell hergibt. Jene mit klaren offensiven Außenbahnspielern. Auch diese ist für Blessin eine Option. Sowieso, so erklärte er auf der Pressekonferenz, habe er mit seinen Teams bereits in vielen verschiedenen Formationen spielen lassen. Ich persönlich muss ehrlich gestehen, dass ich wahnsinnig gespannt bin, worauf das alles taktisch hinausläuft.

Überzeugender erster Eindruck

Es ist also in nächster Zeit noch mit Bewegung im Kader des FC St. Pauli zu rechnen. Nicht nur bei Zu- sondern auch bei Abgängen. Doch den „wichtigsten Transfer,“ so Andreas Bornemann „haben wir heute verkündet.“ Der Sportchef wirkte sehr entspannt und zufrieden auf dem Podium des Presseraums, hinterließ aber keineswegs den Eindruck, dass die Dinge nun erledigt seien, erklärte stattdessen: „Die harte Arbeit geht jetzt erst los.“ Vielmehr vermittelten er und Alexander Blessin das Gefühl, dass sie richtig Bock auf die anstehende Bundesligasaison haben. Und dieses Gefühl dürften sie aktuell – wer hätte das vor knapp zwei Wochen gedacht – mit vielen Personen rund um den FC St. Pauli teilen.// Tim

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