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·28. August 2025
HSV-Wandel: Im Derby wird er sichtbar

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·28. August 2025
Merlin Polzin spricht von Demut, doch die Zahlen erzählen eine andere Geschichte. Wenn der HSV am Freitag erstmals seit über 14 Jahren wieder ein Bundesliga-Derby gegen St. Pauli bestreitet, treffen zwei Vereine aufeinander, die ihre Rollen getauscht haben. Der einstige Bundesliga-Dino musste sieben Jahre durch die zweite Liga irren, während der Kiez-Klub sich in der Elite etablierte. Jetzt kehrt der HSV zurück – und mit ihm die alte Hierarchie?
Die nackten Fakten sprechen für den HSV: Acht Siege in 16 Bundesliga-Duellen, nur zwei Niederlagen. St. Pauli gewann ausgerechnet das erste Derby 1977 und das bislang letzte 2011. Dazwischen liegt eine Ära der Dominanz, die der HSV nun fortschreiben will. Doch Statistiken aus einer anderen Zeit taugen wenig für die Gegenwart. Der HSV von 2025 ist nicht mehr der arrogante Großklub, der sich für zu gut hielt für die zweite Liga. Die sieben Jahre haben Spuren hinterlassen.
Polzin, gebürtiger Hamburger und mit 34 Jahren einer der jüngsten Trainer der Liga, verkörpert diesen Wandel. Seine Worte von der „richtig guten Mannschaft“ St. Pauli sind mehr als Höflichkeit. Sie zeigen das neue Selbstverständnis eines Vereins, der lernen musste, dass Tradition keine Punkte bringt. Das torlose Remis in Mönchengladbach zum Auftakt war symptomatisch: solide, aber ohne den Glanz vergangener Tage.
57.000 Zuschauer werden das Volksparkstadion in einen Hexenkessel verwandeln. Für sie ist es mehr als ein Spiel – es ist die Rückkehr einer verlorenen Identität. Polzin spürt diese Last, wenn er von der steigenden Stimmung spricht. Die Fans erwarten nicht nur drei Punkte, sondern eine Bestätigung, dass die dunklen Jahre vorbei sind.
Doch genau hier liegt die Gefahr. Der HSV muss aufpassen, nicht in alte Muster zu verfallen. Die Bundesliga hat sich verändert, St. Pauli auch. Der Underdog von einst spielt längst professionellen Fußball. Wer dieses Derby mit den Augen der Vergangenheit betrachtet, wird böse erwachen. Polzins Demut ist keine Schwäche, sondern die einzig richtige Haltung. Der HSV ist zurück in der Bundesliga, aber noch lange nicht dort, wo er einmal war. Das Derby wird zeigen, ob sie das verstanden haben.