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·15. April 2021

Hillsborough: Das dunkelste Kapitel der Vereinsgeschichte

Artikelbild:Hillsborough: Das dunkelste Kapitel der Vereinsgeschichte

Am 15. April 1989 haben 96 Liverpool-Fans im Hillsborough Stadion in Sheffield beim FA Cup-Halbfinale ihr Leben verloren.

Die Implikationen von Hillsborough sind so relevant, dass man ohne grundlegendes Wissen über die Geschehnisse den Liverpool FC sowie den heutigen englischen Fußball nicht verstehen kann. Jeder, der sich als Anhänger des Liverpool FC bezeichnet, muss sich über die Bedeutung von Hillsborough bewusst sein.


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Die folgenden Zeilen sind ein Versuch, allen Interessierten einen Überblick zu liefern, was genau am 15.04.1989 geschah und weshalb Hillsborough auch heute noch ein enorm sensitives Thema ist. Auch wenn keine geschriebenen Worte den Horror der 96 Opfer, 766 Verletzten und deren Familien wiedergeben können, soll der Leser dennoch ein Gefühl dafür bekommen, was die Beteiligten durchmachen mussten.

Die Hillsborough-Tragödie ist nicht nur das Schicksal von 96 Menschen, die von einem Fußballspiel nie mehr zurückkehrten, sondern auch ein jahrzehntelanger Kampf für Gerechtigkeit. Die Dimensionen dieser Tragödie gehen weit über den Fußball hinaus.

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Die 80er Jahre: Turbulente Zeit für die Stadt Liverpool und den englischen Fußball

Die 80er Jahre waren für die Stadt Liverpool nicht einfach. Wirtschaftlich steckte Liverpool in einer Rezession – hohe Arbeitslosigkeit und soziale Misstände lösten schwerwiegende Probleme aus. Ironischerweise war es aber auch die Zeit, in der der Liverpool FC den englischen sowie europäischen Fußball dominierte. Der sportliche Erfolg vermochte bis zu einem gewissen Grad die generelle Lage der Stadt zu kaschieren und den Scousers Hoffnung zu geben.

Der englische Fußball war für den Hooliganismus bekannt, was die Situation erschwerte. Bis die vollständige Unschuld der beteiligten Liverpool-Fans eindeutig bewiesen werden konnte, standen die Familien der Opfer dem Vorwurf entgegen, die Fans seien für die Katastrophe und ihren eigenen Tod verantwortlich gewesen.

Die Hillsborough-Tragödie traf nur vier Jahre nach der Heysel-Tragödie von 1985 die ganze Stadt ins Rückenmark, damals starben 39 Fans von Juventus Turin bei Ausschreitungen während des Europapokalfinals gegen Liverpool. Daraufhin wurden alle englischen Vereine für fünf Jahre vom Europapokal gesperrt, Liverpool sogar für sechs Jahre. Wie konnte es überhaupt vier Jahre nach dem Heysel-Disaster erneut zu solch einer großen Stadion-Katastrophe kommen?

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Die Tragödie: Was geschah?

Liverpool qualifizierte sich in der Saison 1988/89 für das FA Cup Halbfinale. In den 80er Jahren war es üblich, das Halbfinale im Hillsborough Stadion in Sheffield abzuhalten, die Heimstätte von Sheffield Wednesday. Die Mannschaft von Sir Kenny Dalglish spielte an diesem sonnigen 15. April 1989 gegen Nottingham Forest. Das Spiel sollte um 15:00 Uhr angepfiffen werden.

Das Hillsborough-Stadion hatte damals eine Kapazität von 54.000 Fans und das Spiel war ausverkauft. Zu dieser Zeit wurden alle verfügbaren Tickets gleichmäßig an beide Vereine verteilt. Liverpool bekam 24.000 Tickets, Nottingham Forest 29.000 Tickets. Die Fans der Reds befanden sich im ‘North Stand’ sowie im ‘West Stand’. Die Forest-Fans hatten die beiden anderen Tribünen, den ‘South Stand’ und den ‘Spion Kop’ (nicht zu verwechseln mit dem alten Spion Kop in Anfield).

Damit die Liverpool-Fans zu ihren beiden Tribünen kamen, mussten sie durch einen einzigen Eingang, die Leppings Lane, ins Stadion kommen. Dieser Zugang befand sich hinter dem West Stand, wo die Tragödie später stattfand. Die Fans, die Tickets für den North Stand hatten, mussten ebenfalls durch die Leppings Lane ins Stadion gelangen. Normalerweise befand sich der Eingang für den North Stand im Osten des Stadions, aber nicht bei diesem Spiel. Grund dafür war die strikte Trennung der Fanlager und die Angst, es könnte zu Ausschreitungen kommen. Obwohl Liverpool mehr Anhänger hatte, bekamen die Forest-Fans mehr Tickets für den etwas größeren Bereich South Stand/Spion Kop. Grund dafür war, um zu verhindern, dass sich die beiden Fanlager bei der Anreise in die Quere kamen.

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Während die Forest-Fans 60 Drehkreuze zur Verfügung hatten, mussten die Liverpool-Fans durch nur 23 Drehkreuze hindurch. Die Tragödie geschah im unteren West Stand, für den die Liverpool-Fans 10.100 Tickets besaßen. Der untere West Stand war für die damalige Zeit eine übliche Stehplatzterrasse mit Wellenbrechern und Zäunen auf allen Seiten. Die Terrasse war in sieben Unterblocks unterteilt. Nur sieben Drehkreuze führten zum unteren West Stand.

Der West Stand wurde aufgrund seiner Architektur zur Todesfalle von 96 Menschen. Sobald man durch die Drehkreuze hindurch war, war der schnellste Weg zu den Stehplatzblocks durch einen engen Tunnel. Dieser Tunnel führte direkt mittig zu den Blocks drei und vier. Die einzelnen Blocks waren mit hohen Zäunen getrennt. Die einzige Möglichkeit, die Blocks zu wechseln, war, diese durch die Tore am hinteren Teil der Blocks zu betreten.

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Die Tragödie nimmt ihren Lauf

Die Leppings Lane war wie ein Flaschenhals konstruiert – ein breiter Zugang verengte sich und unterteilte die Fans zu den einzelnen Drehkreuzen. Wie sich zeigte, war dieser Flaschenhals fatal. Als vor dem Spiel immer mehr Menschen an der Leppings Lane ankamen, wurde die Situation brenzlig. Um 14:15 Uhr begannen sich die Liverpool-Fans an der Leppings Lane aufzustauen, als sie das Stadion betreten wollten. In den nächsten 15 Minuten vergrößerte sich die Anzahl der wartenden Fans massiv.

Obwohl kontinuierlich Leute durch die Drehkreuze ins Stadioninnere kamen, wurde der Druck außerhalb nicht kleiner, sondern vergrößerte sich. Um 14:45 Uhr durchquerten ungefähr 5.500 Fans die Drehkreuze für den unteren West Stand. Dies bedeutete, dass noch die doppelte Anzahl an Menschen hinein wollte.

Es waren nur noch 15 Minuten bis zum Spielbeginn und die Fans wollten so schnell wie möglich ins Stadion. Die Situation wurde dadurch verschlimmert, dass viele Fans wegen Verkehrsproblemen erst kurz vor Spielbeginn beim Stadion ankamen. Dann wurde es brenzlig. Tausende Menschen waren zu diesem Zeitpunkt in der Leppings Lane versammelt. Der Druck an der Straße und an den Drehkreuzen wurde jetzt lebensgefährlich. Die vielen Fans, die unbedingt bis zum Spielbeginn im Stadion sein wollten, produzierten Druck auf die Massen vor ihnen.

Ein Polizist, Superintendent Roger Marshall, der an der Leppings Lane stationiert war, bemerkte die sich anbahnende Tragödie. Um den Druck dort zu reduzieren, fragte Marshall mehrmals den verantwortlichen Polizeikommandanten, David Duckenfield, ob Tor C geöffnet werden könne. Tor C war ein großes Tor am Leppings Lane Eingang, das nach dem Spiel als Ausgang dienen sollte.

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Tödliche Entscheidung: Tor C wurde geöffnet

Duckenfield, der an diesem Tag für die Sicherheit aller Besucher im Stadion verantwortlich war, kam um 14:52 der Nachfrage Marshalls nach und ordnete an, Tor C zu öffnen. Diese Entscheidung war fatal und tödlich. Während der fünf Minuten, in dem Tor C offen stand, strömten mehr als 2.000 Menschen in die schon überfüllten mittleren Blocks drei und vier.

Zu diesem Zeitpunkt war ersichtlich, dass durch die Verteilung der Fans sich die mittleren Blocks drei und vier überfüllten. In den nebenstehenden Blöcken waren signifikant weniger Menschen zu erkennen. Die Mehrheit der 2.000 Fans gelangten direkt durch den Tunnel; die Masse an Menschen die sich abwärts in die Blöcke bewegte, machte es unmöglich, von den zentralen Blöcken zu den äußeren zu gelangen.

Um 15:00 wurde das Spiel angepfiffen. Der Fußball war aber zu diesem Zeitpunkt für die Fans im „West Stand“ irrelevant geworden. Sie kämpften um ihr Leben und das ihrer Mitmenschen. Aufgrund der Überfüllung war der Druck vom Eingang ausgehend so stark, dass in Block drei ein Wellenbrecher einbrach. Die unglücklichen Fans, die vor diesem Wellenbrecher standen, wurden gegen den Zaun gedrückt, welcher den Block vom Spielfeld abgrenzte. Wenig später gaben auch noch weitere Wellenbrecher dem immensen Druck der Menschenmassen nach. Zu diesem Zeitpunkt, so wurde berichtet, waren schon einige Menschen kollabiert.

Der Druck der verzweifelnden Menschenmasse war so groß, dass sich deren Lungen nicht mehr ausdehnen konnten. Das führte dazu, dass die Opfer nicht mehr atmen konnten – sie erstickten – der medizinische Fachbegriff dazu lautet ‘Komprimierende Asphyxie’.

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„Bitte Bruce, hilf uns“

Der Ernst der Lage wurde erst für alle im Stadion offensichtlich, als einige Fans über den Zaun kletterten, um auf das Spielfeld zu flüchten und im hinteren Teil auf die obere Tribüne zu klettern.

Liverpools Torhüter Bruce Grobbelaar, der vor dem West Stand im Tor stand, wurde von den Fans angefleht, ihnen zu helfen. In der Anfangsphase des Spiels flog der Ball drei Mal über den West Stand und jedes Mal brachte Grobbelaar den Ball wieder ins Spiel. Während er dies tat, flehten ihn die Fans an, zu helfen. „Bitte Bruce, versuche uns zu helfen“ – diese Worte hallen bis heute in Grobbelaars Ohren nach.

Nach dem dritten Mal, als der Ball zu einem Abstoß über Grobbelaars Tor folg, konnte er den Schiedsrichter endlich überzeugen, das Spiel abzubrechen. Es war 15:06 Uhr.

Die Tragödie war in vollem Gange. Die Fans des oberen West Stands zogen weitere Fans aus dem unteren Bereich hinauf, um sie zu retten. Zwischenzeitlich gelang es ihnen, eine kleine Türe aufzubrechen, sodass einige Fans auf das Spielfeld flüchten konnten. Andere kletterten weiterhin über den Zaun.

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Behinderte die Polizei die Rettungsversuche?

Die Tragödie entwickelte sich vom Albtraum zu Horror. Die Polizei und erste Rettungskräfte waren mit der Situation überfordert. Fans versuchten, verletzte Freunde und Bekannte zu reanimieren. Andere rissen Werbetafeln ab, um sie als Tragebahren zu benutzen.

Zum Schock der Augenzeugen verhinderte die Polizei, dass Ambulanzfahrzeuge auf das Spielfeld fahren konnten. Von den mehr als 40 Fahrzeugen, die außerhalb des Stadions warteten, wurde nur eines auf das Spielfeld gelassen. Von den schlussendlich 96 Todesopfern kamen nur 14 im Krankenhaus an. Während sich die Tragödie abspielte, sah die Nation vor dem Fernseher auf BBC zu. Es ist schwer vorzustellen, was die Angehörigen durchmachen mussten, während sie live dabei zusahen, wie ihre Liebsten starben.

Die Polizei bildete auf der anderen Platzseite eine Mauer aus Polizisten, um die Menschen aus den Liverpool Blöcken daran zu hindern, zu den Forest-Fans zu gelangen. Auf der anderen Seite des Stadions sah es teilweise so aus, als wäre der Platz gestürmt worden.  Der Hooligan-Kontext der damaligen Zeit war sicherlich nicht hilfreich. Der „West Stand“ und das Spielfeld verwandelten sich in eine Zone, wo es um das nackte Überleben ging.

Peter Jones, Radiokommentator der BBC, beschrieb, was mit den Toten geschah:

„Die Sporthalle hier in Hillsborough wird als Leichenhalle genutzt. In diesem Moment haben die Stewards kleine Papiersäcke, in denen sie die persönlichen Gegenstände der Zuschauer sammelten. Hier sind rote und weiße Schals von Liverpool, rote und weiße Bommelmützen, rote und weiße Rosetten von Liverpool, sonst nichts. Jetzt scheint die Sonne“.

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Wie Adrian Tempany die Tragödie miterleben musste

Liverpool Fan Adrian Tempany, der während der Hillsborough-Tragödie im Block drei war, überlebte nur mit Glück. Er musste mit ansehen, wie andere um ihn herum starben – Tempany selbst wurde so fest zusammengedrückt, dass er nur noch seinen Kopf bewegen konnte. In einem Interview mit dem ZDF-Moderator Markus Lanz vom Februar 2018 schilderte er, wie er die Tragödie erlebte und überlebte:

„Ich ging in einen dieser zentralen Blocks und die waren schon total voll. Allerdings gab es noch viel Platz in den Blocks auf beiden Seiten. Die Polizei hätte einfach sagen können, dass sie jetzt die Blocks drei und vier schließen und die Fans in die anderen Blocks leiten wird. Langsam aber schrittweise wurde der Druck immer größer. Es war wie in einem Schraubstock, der zugedreht wird“.

„Irgendwann konnte ich mich nicht mehr bewegen. Die allgemeine Atmosphäre änderte sich – das Lachen verschwand und keiner machte mehr Witze. Die Menschen verstummten und dann begannen die Hilfeschreie. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mich vom Hals abwärts nicht mehr bewegen“.

„Man konnte nicht mehr unterscheiden, von welcher Person dieses Bein oder dieser Arm stammte. Der Block hatte eine Steigung von vorne nach hinten und die Menschen wurden mitgerissen und in die Luft hinauf gehoben. Einige Leute erbrachen sich und das Erbrochene lief aus den Nasenlöchern. Andere verloren die körperliche Kontrolle – sie urinierten und Exkremente traten aus“.

„Die Leute wurden am vorderen Zaun regelrecht zerdrückt. Der Druck war so immens, dass sich der massive Stahlzaun verformte. Irgendwann realisierte ich, dass ich auf jemand anderem drauf stand und wenn ich nicht von ihm runter ging, würde das der Tod dieser Person sein. Ich konnte mich aber nicht mehr bewegen“.

„Ich konnte zwar um Hilfe schreien, aber bis zum heutigen Tag verstehe ich nicht, was in den Köpfen der Polizisten vorging. Sie taten nichts, obwohl sie sahen, dass Leute starben. Ich akzeptierte, dass ich auch sterben werde. Die Menschen um mich herum waren schon tot. Leute, die versuchten, über den Zaun zu klettern, welcher oben Stacheldraht hatte, wurden von der Polizei wieder zurückgestoßen“.

„Der schreckliche Lärm hinter mir legte sich langsam und es breitete sich eine angenehme Stille aus. Inzwischen hatte die Polizei endlich die Tore zum Spielfeld geöffnet. Da wurde mir klar, wenn ich noch zwei oder drei Minuten durchhalten würde, werde ich überleben“.

Tempany ist heute unter anderem Kolumnist beim Guardian. Zu seinen Erlebnissen, der Aufarbeitung und den Nachwirkungen von Hillsborough veröffentliche er das Buch „And The Sun Shines Now“.

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Wie hätte die Tragödie verhindert werden können?

Die BBC fasste in einem Artikel die Erkenntnisse zusammen, wie Menschenleben hätten gerettet werden können:

Einige Dinge liefen schief. Einerseits sagte Superintendent Marshall im Jahre 2014 an einer Anhörung aus, dass ihm nicht bewusst gewesen war, dass eine halbe Stunde vor Spielbeginn noch 5.700 Fans durch nur sieben Drehkreuze mussten.

Marshall bemerkte zehn Minuten später, dass die 5.700 Fans niemals alle bis zum Spielbeginn im Stadion sein könnten. Er „bedauert es sehr“, dass er Kommandant Duckenfield nicht um eine Verschiebung der Anstoßzeit bat. Eine Verschiebung hätte wohl viele Menschenleben gerettet.

Beim FA Cup Halbfinale 1988 zwischen den gleichen Vereinen verhinderten Polizisten, dass innerhalb kurzer Zeit zu viele Fans in die Leppings Lane kamen.

Der Tunnel hätte geschlossen werden müssen

Tor C hätte nur dann geöffnet werden dürfen, wenn gleichzeitig der Tunnel zu den Blöcken drei und vier geschlossen worden wäre. Die 2.000 zusätzlichen Fans, die durch den Tunnel zu den Blöcken hinunterströmten, ließen die Situation eskalieren. Eine Sperrung des Tunnels hätte dazu geführt, dass die Fans in die fast leeren seitlichen Blöcke ausgewichen wären. Dies hätte zu einer Entschärfung der Situation führen können.

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Aus der Vergangenheit nichts gelernt

Vor der Tragödie 1989 gab es mehrere Zwischenfälle, bei denen die Alarmglocken hätten läuten müssen – zum Beispiel wurden 1981 im selben Stadion 38 Menschen verletzt. Obwohl das Hillsborough Stadion zur damaligen Zeit als sehr modern galt, wurde die Kapazität der Stehplatzterrasse überschätzt. Das Sicherheitszertifikat des Hillsborough Stadions war zwar noch gültig, allerdings veraltet. Die offizielle Kapazität von 10.100 verkauften Tickets waren zu hoch angesetzt, um die Sicherheit der Anwesenden zu gewährleisten.

Schleppende Hilfe der Rettungskräfte

Um 15:06 Uhr, also inmitten des schlimmsten Zeitfensters, beorderte die Polizei 42 Ambulanzfahrzeuge zum Stadion. Deren Zugang wurde aber massiv verzögert, weil die Polizei mit einem angeblichen Platzsturm umzugehen versuchte. Erst um 15:22 Uhr wurde die Situation als „massiver Zwischenfall“ deklariert. Auch das Verhalten der verantwortlichen Ambulanzen wurde als ungenügend eingeordnet.

Was danach folgte, war ein jahrzehntelanger Kampf um die Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Nachwirkungen von Hillsborough zeigen aber eindrucksvoll, was engagierte Leute in einem Rechtsstaat erreichen können.

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