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·4. August 2021

Hierarchie im Eintracht-Team: Kapitänswahl ein Kompromiss?

Artikelbild:Hierarchie im Eintracht-Team: Kapitänswahl ein Kompromiss?

In den Umfragewerten lag Martin Hinteregger bei den Fans von Eintracht Frankfurt ganz weit vorne in Sachen Kapitänsamt. Am Ende wurde es aber der gebürtige Hesse Sebastian Rode. Eine Entscheidung von Trainer Oliver Glasner, die auch einige Kompromisse beinhaltet.

Von der Eintracht berichtet fussball.news-Reporter Benjamin Heinrich


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Seit dem Abgang von David Abraham im Januar stellte sich bei Eintracht Frankfurt die große Frage: Wer wird neuer Mannschaftskapitän? Vier Kandidaten hatten sich schon damals herauskristallisiert: Fanliebling Martin Hinteregger, Routinier Makoto Hasebe, der gebürtige Südhesse Sebastian Rode oder Keeper Kevin Trapp. Der neue Trainer Oliver Glasner, der bei seinem Amtsantritt sagte, dass die Eintracht viele Führungsspieler hat, entschied sich für Rode, ernannte Hasebe und Hinteregger zu dessen Stellvertretern. Eine Wahl, die auf den ersten Blick manch einen irritierte, spätestens auf den zweiten aber durchaus Sinn macht.

Was gegen Hinteregger sprach

Martin Hinteregger spielt seit dem Januar 2019 für die Eintracht, hat sich dort spätestens seit dem Halbfinale in der Europa League beim FC Chelsea, wo er im Elfmeterschießen tragisch verschoss und anschließend von den Fans getröstet wurde, Kultstatus erlangt. Bei den Anhängern ist er absolute Identifikationsfigur, weil er sich immer wieder menschlich gibt, die Fannähe sucht und diesen das Gefühl gibt: Ich bin einer von euch. Eskapaden gehören dabei auch zum 28-jährigen Österreicher, er tanzt gerne mal aus der Reihe, nicht nur bei seinen Hobbys Ziehharmonikaspielen oder Helikopterfliegen. Im Team stößt so manche Allüre nicht immer auf Akzeptanz. Der Blick für das große Ganze fehlt dem Nationalspieler zuweilen. Eine Entscheidung für ihn als ersten Kapitän hätte mit Blick auf die professionelle Einstellung intern Diskussionspotential gehabt, obwohl er zumindest auf dem Feld zu den Leistungsträgern gehört.

Hasebe wollte nicht - Trapp durfte nicht

Makoto Hasebe hingegen hat schon früh angedeutet, dass er mit seinen 37 Jahren ohnehin zu den Führungsspielern zählt und beim Kapitänsamt gerne den Jüngeren den Vortritt lassen würde. Als Vize-Kapitän gehört er nun dennoch zum offiziellen Führungszirkel. Eine verdiente Anerkennung, die dem Japaner damit zuteil wird. Kevin Trapp hingegen wurde weder Kapitän noch Stellvertreter. Der 31-Jährige Nationalkeeper soll darüber enttäuscht gewesen sein. Trapp hatte sich berechtige Hoffnungen gemacht nach dem Abgang von Trainer Adi Hütter, der Feldspieler als Kapitän favorisierte, die Binde zu bekommen. Glasner sagte im offiziellen Statement zwar, dass die Eintracht "gemeinsam mit Kevin Trapp eine fantastische Achse" besitze, das allerdings dürfte Trapp nur wenig getröstet haben. Sebastian Rode war in der Folge die logische und auch vom Team getragene Wahl und am Ende doch auch ein Kompromiss, weil dessen Verletzungsanfälligkeit und die Konkurrenzsituation im zentralen Mittelfeld ein großes Fragezeichen hinter einem potentiellen Stammplatz setzen.

Da Costa führt die Kasse und junge Spieler

Zum erweiterten Führungskreis im Team der Hessen zählt auch der zurückgekehrte Danny da Costa. Der 28-jährige Rechtsverteidiger war in der Rückrunde an den FSV Mainz 05 ausgeliehen, auch weil es nachhaltige Differenzen mit Hütter gegeben hatte. Mit ordentlich Selbstbewusstsein zurück aus Mainz, führt da Costa auch wie bereits zuvor die Mannschaftskasse, hat bislang eine gute Vorbereitung absolviert und dürfte auf der rechten Seite wieder gesetzt sein. Was ihn neben dem Platz allerdings ebenfalls auszeichnet, ist der Blick für die jüngeren Mitspieler. Auch deshalb dürfte der Defensivspieler, der neben Hasebe und Timothy Chandler zu den dienstältesten Spielern der Eintracht gehört, wohl einen Platz im Mannschaftsrat sicher haben.

Wer schafft es in den Mannschaftsrat?

Der wird laut Glasner zeitnah noch "von der Mannschaft gewählt". Beim Kapitän aber habe er sich das Recht rausgenommen, diesen zu bestimmen. Häufig wird zunächst der Mannschaftsrat gewählt, anschließend bestimmt der Coach einen Spieler aus dem Gremium zum Kapitän. Als neuer Trainer wollte der Österreicher allerdings selbst die Spieler seines Vertrauens bestimmen. "Die Entscheidung ist dann auf Sebastian gefallen. Ein absoluter Leader in der Gruppe, der immer mit seiner Einstellung vorangeht. Das wurde von der Mannschaft gut aufgenommen und genauso gesehen", so der 46-Jährige. Neben der "Achse" um Rode, Hasebe, Hinteregger und Trapp dürfen sich eben jener da Costa, aber auch Stefan Ilsanker, Timothy Chandler und Evan N'Dicka als Vertreter der jungen Spieler Hoffnungen machen, von ihren Mitspielern gewählt zu werden. Als absoluter Leistungsträger könnte auch der Name von Filip Kostic dort auftauchen. Der Serbe allerdings hat dahingehend keine Ansprüche, ihm einen Verbleib mit der Kapitänsbinde schmackhaft zu machen, war intern nie ein ernsthaftes Thema. Eins dürfte bei der Wahl des Mannschaftsrats klar sein: Das Team dürfte dort keine Kompromisse machen.

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