feverpitch.de
·25. November 2024
In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·25. November 2024
Dortmund, Bochum und Schalke hinken ihren Erwartungen nach dem ersten Saisondrittel insgesamt hinterher. Zeit für ein Zwischenfazit bei den Ruhrgebietsklubs.
Im Ruhrpott schlägt das Herz des Fußballs, sagt man gemeinhin. Dort hat der Fußball seinen besonderen Charme. Vergnügungssteuerpflichtig waren die Auftritte der drei größten deutschen Ruhrgebietsvereine in den ersten elf respektive 13 Spielen jedoch nicht.
Pott-Primus Borussia Dortmund will „in allen vier Wettbewerben, Bundesliga, Champions League, Pokal und Klub-WM maximal erfolgreich sein, da sind wir sehr ambitioniert“, wie Geschäftsführer Lars Ricken Mitte September der „Sportschau“ angekündigt hatte.
„Maximal“ erfolgreich ist der BVB bis dato „nur“ in der Champions League. Dort wurde lediglich die Mammutaufgabe bei Real Madrid verpatzt. Ansonsten stehen drei Siege und Platz 7 der Ligaphase. Der BVB arbeitet am Achtelfinaleinzug.
Neben dem Aus in der 2. Runde des DFB-Pokals in Wolfsburg ist Dortmund dagegen in der Bundesliga trotz des jüngsten 4:0 gegen Heim-Lieblingsgegner Freiburg hinter seinen Erwartungen. Nach elf Spieltagen rangiert der BVB auf Platz 5 und zehn Punkte hinter Platz 1 (aktuell 19). Zum vergleichbaren Zeitpunkt der Vorsaison war es ebenfalls Platz 5, hier aber zumindest zwei Zähler mehr.
Zuhause ist der BVB zwar eine Macht (1. In der Heimtabelle), verfällt stattdessen auswärts öfter mal in Ohnmacht (16. in der Auswärtstabelle). Trainer Nuri Şahin hat die Inkonstanz genauso wie Vorgänger Edin Terzić bislang nicht aus dem Team bekommen. Damit hat die bisweilen längere Verletztenliste aus meiner Sicht nur bedingt zu tun. Beim BVB stand auch auswärts in der Regel eine schlagkräftige und siegesfähige Elf auf dem Feld.
Am kommenden Spieltag kommt es zum Klassiker gegen Tabellenführer Bayern. Wenn die Dortmunder noch ganz oben anklopfen wollen, müssen sie dieses Spiel logischerweise gewinnen. Für Şahin würde ein Heimsieg trotz aller berechtigten Kritik einer Art Ritterschlag gleichkommen und abermals über die Auswärtsschwäche hinwegtäuschen. Erst recht nach der bewussten oder unbewussten Stichelei von Uli Hoeneß, der den BVB letzte Woche aus dem Meisterrennen radiert hatte. Dortmund könnte immerhin auf sieben Zähler aufschließen und theoretisch auf einen Champions-League-Platz (Minimalziel) springen.
Blicken wir 20 Kilometer weiter westlich an die Castroper Straße. Der VfL hat seit dem Relegations-Wunder gegen Düsseldorf den Ruf als Drama-Queen inne. Im ersten Drittel dieser Spielzeit wurde diesem wieder alle Ehre gemacht: Peter Zeidler (Trainer) und Marc Lettau (Sportdirektor) wurden entlassen, Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Villis legte sein Amt nieder.
Sportlich lief es gelinde gesagt schleppend: Bochum hat noch kein Spiel gewonnen, zweimal Unentschieden gespielt und neunmal verloren (jüngst 0:2 in Stuttgart). Bei zwei Punkten, einem Torverhältnis von -22 sowie acht Punkten Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz bedarf es fast eines neuen Wunders, wenn der VfL sein Ziel Klassenerhalt noch erreichen will. Weniger Zähler hatte zu diesem Zeitpunkt einzig die SpVgg Greuther Fürth 2021/22 geholt (einen). Letzte Saison stand der VfL zu dieser Zeit immerhin noch auf Rang 14 mit sieben Zählern mehr.
Der VfL konnte die Abgänge von den Schlüsselspielern wie Kevin Stöger, Takuma Asano Patrick Osterhage oder Keven Schlotterbeck nicht adäquat kompensieren. Aktuell ist der Kader nicht bundesligatauglich. Positiv: Der Leistungsträger der Vorsaison, Bernardo, dürfte nach seiner Verletzung schon bald wieder in die Startelf zurückkehren.
Bochum kassiert zu viele Gegentore (32), hat die drittwenigsten Tore geschossen (zehn) und bekommt auswärts keinen Fuß auf den Boden: sechs Spiele, sechs Niederlagen. Nach den vier Hammer-Gegnern mit Bayern, Frankfurt, Leverkusen und Stuttgart muss der VfL nun in Augsburg und zuhause gegen Bremen mindestens vier Punkte holen. Hoffnung macht die Erfahrung von Dieter Hecking, unter dem Bochum zuletzt gefestigter wirkte.
Sollte der VfL tatsächlich absteigen, könnte es nächste Saison wieder das Straßenbahn-Derby gegen den FC Schalke 04 geben. Noch sind die Knappen nicht aus dem Abstiegsstrudel in der 2. Bundesliga raus, doch der Heimsieg gegen Regensburg und der Punkt in Hamburg machen Hoffnung auf eine kurz- bis mittelfristige Verbesserung.
Drei Siege, vier Unentschieden und sechs Niederlagen lautet die Zwischenbilanz bei Königsblau. 13 Punkte aus 13 Spielen haben sie also geholt, genauso viele standen zum vergleichbaren Zeitpunkt letzte Saison auf dem Konto. Schalke tritt auf der Stelle, könnte man jetzt sagen. Immerhin kein Rückschritt. Mindestens mal die Aufsteiger aus Ulm, Münster und Regensburg, die die Abstiegsränge belegen, dürfte S04 hinter sich lassen. Sein Ziel, im oberen Tabellendrittel mitspielen zu wollen, kann sich Schalke Stand jetzt aber abschminken.
Das 2:2 beim HSV und die kämpferische Vorstellung in Halbzeit zwei wurden von den vielen Tausend mitgereisten Fans entsprechend mit Gesängen und Applaus quittiert. Das ehrt die Schalker Anhänger, zeigt aber auch, wie niedrig die Ansprüche mittlerweile sind. Hamburg spielte vor allem nach der Pause lange Zeit unter seinen Möglichkeiten, ließ die an sich nicht vor Durchschlagskraft und Ideenreichtum strotzenden „Knappen“ zum Teil schalten und walten. Top-Teams der 2. Bundesliga hätten hier wohl noch einen Dreier entführt.
Schalke hat mit diesem 2:2 für eine Trainerentlassung gesorgt – diesmal allerdings beim Gegner. Wer hätte das gedacht. Vier Punkte aus diesen beiden Spielen sind aus meiner Sicht in Ordnung und lassen auch den in Rekordzeit kritisch beäugten Trainer Kees van Wonderen mal durchschnaufen.
Erfrischend finde ich Youri Mulder in seiner Rolle als interimistischer Sportdirektor und Kommunikator mit den Medien. Er nimmt den Druck von Trainer van Wonderen und Kaderplaner Ben Manga, der etwas aus der Schusslinie genommen wurde. Mulder verschafft der Vereinsführung Zeit, sich bis zur Winterpause mit potenziellen Kandidaten für den Posten als Sportvorstand oder Sportdirektor auseinanderzusetzen.
Sportlich geht es für die Schalker mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern weiter. Bei allem Respekt für die Lauterer ist das ein Pflichtsieg für die Gelsenkirchener, wenn der Haussegen vor dem schweren Jahresendspurt gegen Paderborn, Düsseldorf und Elversberg nicht wieder schief hängen soll.
Falls sie genug von den Krisenherden in Dortmund, Bochum oder Schalke haben, schauen sie doch mal in der Regionalliga West vorbei. Da meldet sich der traditionsreiche MSV Duisburg nach zähen Jahren in der 3. Liga mit der Herbstmeisterschaft zurück. Freud und Leid liegen im Ruhrgebiet immer nah beieinander.