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·4. Dezember 2024
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·4. Dezember 2024
Das ist lange her. Doch zum Glück sieht man sich mit Hannover 96 immer mal wieder, denn die Magie des FC ist bis heute nie verflogen, finde ich. Somit freute ich mich am Wochenende umso mehr auf ein ausverkauftes Spiel und einen spannenden Kick. Ich wurde nicht enttäuscht.
Unser Trainer Stefan Leitl scheint in seinem dritten Jahr bei Hannover 96 Gefallen an taktischen Spielereien gefunden zu haben. Kein plumpes, vorhersehbares Spiel, sondern situativ mal eine Anpassung an den ein oder anderen spielstarken Gegner. Und warum? Weil er es kann! Leitls Team beherrscht inzwischen Gangarten mit 3er und auch 4er Kette und kann diese auch problemlos innerhalb der 90 Minuten einfach mal switchen. Anpassung ist hier nicht als Schwäche im Sinne von „nachgeben“ oder „unterordnen“ zu verstehen. Vielmehr sehen wir immer wieder die Verwirrung der Gegner, wenn wir ihnen taktisch den Spiegel vorhalten. Das war in Magdeburg gut zu beobachten und zeigte auch in Köln wieder seine Wirkung.
Der FC und wir also vom Start weg mit drei Innenverteidigern plus zwei Arbeitsbienen auf den Außenbahnen. Nach den ersten Minuten ploppte bei so ziemlich jedem Zuschauer die Frage auf, warum so eine Begegnung eigentlich um 13 Uhr laufen muss und nicht automatisch und selbstverständlich das Topspiel des Tages um 20:30 Uhr geworden ist. Zwei solche Namen im deutschen Fußball, die immer noch diese Anziehungskraft besitzen und Erinnerungen an den guten alten Fußball der 70er, 80er und 90er Jahre zelebrieren. Dazu zwei Fanblöcke, die einen lauten und brutal anschiebenden Top3-Auftritt in der bisherigen Saison hinlegten, Respekt!
Die Partie ließ direkt vom Anstoß weg nichts vermissen. Mit hoher Intensität gingen beide Teams aufeinander los. Rein optisch war Hannover 96 oft einen Schritt schneller im Pressing und geizte auch nicht mit entsprechender sportlicher Härte. Das Herz der Roten war definitiv auf dem Rasen des „RheinEnergieSTADION“ (das schreibt sich tatsächlich so!). Im Rückwärtsgang musste 96 dann flink sein, denn die Rheinländer drückten immer wieder gefährlich vor unser Tor. Doch auch heute spielte Köln die Situationen, wie schon die ganze bisherige Saison, zu unsauber zu Ende. Von 15 Schüssen kamen nur magere drei auf unser Tor.
So kamen die Roten immer wieder gut ins letzte Drittel. Dort stand uns auch endlich mal wieder das Glück der Fleißigen zur Seite und Jessic Ngankam nickte in der 25. Minute einen Kopfball – nach Freistoß von Enzo Leopold – in die Torecke. 0:1 und riesige Freude unter den über 5000 mitgereisten Schlachtenbummlern! Dabei blieb es, auch wenn man das Halten von Heintz gegen Ngankam im Strafraumsprint (36. Minute) durchaus hätte prüfen können.
Dann bringst Du nur mal kurz deinen kleinsten 96-Hool zum Mittagschlaf ins Bett und starrst beim Zurückkommen mit Fassungslosigkeit auf den Fernseher… Zwei Situationen, in denen Schiedsrichter Sören Storcks und sein Team (inklusive VAR) kurz mal der hohen Intensität beider Teams Tribut zollten und absolut nicht auf der Höhe waren: In der 48. Minute rempelte Tim Lemperle komplett mannorientiert seitlich in Josh Knight rein und brachte ihn in unserem 16er zu Fall. Der abgespreizte Arm war in der Zeitlupe klar zu sehen. Den entstandenen Vorteil nutzte der Kölner und traf zum 1:1 Ausgleich.
Nur 6 Minuten später musste Max Christiansen dann dem im Weg stehenden Schiri ausweichen und kam unglücklich in den angepeilten Zweikampf. Er erwischte Eric Martel am Fuß und flog mit direkt Rot vom Platz. Proteste ließ der Unparteiische nicht zu, obwohl erst seine eigene Fehlpositionierung zu diesem Foul führte. Ein Eingeständnis in Form einer strengen gelben Karte wäre hier sicherlich vertretbar gewesen. Stattdessen wurde das Momentum nun vollends zu Gunsten der Gastgeber verschoben.
Die verbliebenen zehn Hannoveraner hielten sich fortan mit 55% gewonnener Zweikämpfe am Leben und verschoben wie irre ihre drei Abwehrketten vor dem eigenen 16er. Kunze ersetzte Tresoldi und machte das hoch disziplinierte Bollwerk komplett. Auch Taddel Momuluh durfte als einzige offensive Lucky Punch-Hoffnung aufs Feld. Zu dem Jungen kommen wir gleich noch. Ron-Robert Zieler verlebte an alter Wirkungsstätte trotz drückender Dominanz der Kölner dennoch einen ruhigen Nachmittag und musste nur eine Parade aus dem Lehrbuch zeigen. Bis zum Ende blieben die Kölner vor unserem Kasten weiterhin zu ungenau.
Bis zur 81. Minute wehrte sich der dezimierte Haufen tapfer, dann rutschte doch noch ein Ball zum 2:1 auf Damion Downs durch. Man nahm es im Block und vor dem TV tatsächlich nur gefühlskalt zur Kenntnis. Bei rund 40 Minuten in Unterzahl gegen anrennende Geißböcke war ein weiterer Gegentreffer natürlich omnipräsent. Umso größer der Jubelschrei, als Momuluh in der 85. Minute auf rechtsaußen auftauchte und einfach blind flankte. Ex-96er Timo Hübers zeigte Herz für die alte Heimat, leitete unbedrängt an den 2. Pfosten weiter und ließ Kainz keine Chance, diesen Ball nicht ins Tor zu leiten. Ausgleich und somit wenigstens noch einen Punkt gerettet. Danke Karma, Hannover Alaaf!
Jetzt kann man natürlich fachsimpeln, ob das auf Platz vier geparkte Hannover 96 tatsächlich top performt, oder der Platz doch nur eine glückliche Momentaufnahme ist. Wir haben immerhin noch die wenigsten Gegentore der Liga. Aber zählen auch zu den fünf Teams mit den wenigsten geschossenen Toren (die anderen 4 Teams stehen tatsächlich alle geschlossen am Tabellenende). Ist es ein gewonnener Punkt, oder ein verschenkter Sieg? Man kann es zu Tode fachsimpeln, bis das Bier schal schmeckt. Oder man hebt den Humpen und lässt ihn lecker reinlaufen. Unsere Amateure haben übrigens Dortmund II geschlagen und nächste Woche kommt Ulm ins Niedersachsenstadion. Glühwein, Weihnachtsmarkt und die Aussicht auf einen Heimsieg. Das Leben könnte schlechter sein.