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·20. Februar 2025
Hannover 96: Das große Schulterzucken
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·20. Februar 2025
Es war definitiv ein Remis, das mal kein Sodbrennen verursachte. Das gut runter ging und nach den zeitgleichen Patzern von Köln und Hamburg sogleich positiver einzuordnen war.
Lautern präsentierte sich mit breiter Brust aus vier Siegen in Serie und feierte sich als „Team der Stunde“. Dass sowas in dieser verrückten Liga nicht viel wert und man niemals unschlagbar ist, durften die Pfälzer an diesem Nachmittag als Erfahrung verbuchen. Selbst der Zahn als derzeit „zweitbestes Team nach Umschaltmomenten“ konnte durch engagiert aufspielende 96iger gezogen werden. Immerhin hatten wir eine Woche vorher auch schon Düsseldorf als bestes Team dieser Kategorie an die Leine legen können. Der Gast spielte das offensivstarke Heimteam an die Wand und sorgte für weitestgehende Ruhe im Hexenkessel „Fritz-Walter-Stadion“.
Durch einen diszipliniert durchgezogenen hohen Druck auf die letzte Kette der Roten Teufel kam Hannover 96 zu einer Vielzahl an Torgelegenheiten, doch am Ende blieb es tatsächlich bei einem 0:0 Unentschieden, das man vor dem Anpfiff sicher so unterschrieben hätte.
Beim 2. der Heimtabelle (Hamburg), gegen die zweitbeste Auswärtsmannschaft (Düsseldorf) und beim 6. der Heimtabelle (Kaiserslautern). Alle 3 Teams sind 2025 nach wie vor ungeschlagen!
Schaut man etwas genauer auf die Spielkultur, die André Breitenreiter seit seinem ersten Training Anfang Januar in die Mannschaft gehaucht hat, erkennt man klar, dass die aktuellen Ergebnisse kein strukturelles Problem und kein Problem der Taktik sind. Einstellung und Stimmung in der Mannschaft sind intakt. Der dargebotene Fußball ist offensiv, attraktiv und sucht im Vorwärtsgang Lösungen. Da kann man nicht meckern.
Ich sehe es eher so: Breitenreiter lässt ein sehr intensives, offensives System spielen, das noch ein bis zwei Schritte weiter geht, als das von Stefan Leitl. Vom Anpfiff weg wird hoch angelaufen, um in möglichst schneller Zeit den Ball (zurück) zu erobern und wieder gewinnbringend ins letzte Drittel zu tragen. Die Sinne sind geschärft auf die Automatismen wie z. B. das Suchen und Gewinnen von Zweikämpfen, das Vorwärtsspiel, das Finden von Lösungen – auch gegen tief stehende Gegner.
Ich habe den ganzen Abend überlegt, welche Schlüsse man nun aus dem Spiel zieht. Könnte es vielleicht sein, dass das intensive Spiel von Breitenreiter als „Problem“ für die Chancenverwertung verantwortlich ist? Beispiel: Marcel Halstenberg macht neuerdings enorme Wege über links bis in die Spitze, was ihn sehr viel Energie kostet und keine Verschnaufpause gönnt (10,5 km gegen Lautern; viertbester Wert bei Hannover 96). Dann ist er beim plötzlichen Torschuss natürlich gedanklich nicht voll da, zumal Lautern-Keeper Julian Krahl das Spielglück gepachtet hatte. Auch Leopold, Tresoldi und Ngankam sind sich nicht zu fein, um am eigenen 16er auszuhelfen.
Der schnelle Wechsel von Ballgewinn, Angriff und Abschluss ist für die Spieler aktuell noch eine Herausforderung, da viele lange Wege gegangen werden müssen. In den letzten Wochen konnte man Spieler wie Lee, Rochelt und Gindorf beobachten, die ab Minute 60 oder 70 um ihre Auswechslung „bettelten“, meistens in Verbindung mit gefährlichen Fehlpässen. Die Analyse der Laufleistung von Hannover 96 zeigt dazu leider keine signifikante Veränderung. Ich gehe aber davon aus, dass hier die Intensität der absolvierten Kilometer den Ausschlag macht. Der Trainer fordert geradliniges Spiel ohne viele Rückpässe. Sowas geht natürlich ordentlich in die Beine.
Und man sieht an der Stelle ja den Abfall in der Qualität, wenn Spieler wie Nielsen, Voglsammer etc. reinkommen. Diese sind aktuell athletisch nicht am Peak.
Am Ende fragt man sich, wie André Breitenreiter die fehlenden Siege und Tore denn so gekonnt weglächeln und weiterhin Optimismus versprühen kann. Wahrscheinlich weiß er durch seine jahrelange Coaching-Tätigkeit, dass harte Arbeit und gutes Training am Ende immer belohnt werden. So kommuniziert er es jedenfalls in den Presserunden, denn er ist überzeugt von seinen Jungs und der umgesetzten Spielweise. Erst wurde eine geile, offensive Taktik verinnerlicht. Und als nächstes werden unsere Stürmer Tore ernten. Vielleicht weiß er ja tatsächlich schon mehr als wir und die „???“…